Kampf der Fußball-Minis
Hertha und Schalke raus – wie viele Zwerge verträgt die Bundesliga?
Hertha BSC und Schalke 04 steigen aus der Bundesliga ab, dafür rücken Darmstadt 98 und der 1. FC Heidenheim auf. Was bedeutet das für die Liga?

Es war ein Schock mit Vorlaufzeit. Samstag stand endgültig fest, dass zwei der größten und traditionsreichsten Vereine die Bundesliga verlassen müssen und in die 2. Bundesliga absteigen. Statt ihrer stehen auch die Aufsteiger fest: Darmstadt 98 und der 1. FC Heidenheim. Nicht nur bei der Hertha und in Gelsenkirchen ist man darüber alles andere als begeistert.
Die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) gratulierte zwar artig. „Mit dem 1. FC Heidenheim 1846 heißen wir das 57. Bundesliga-Mitglied seit der Premiere in der Saison 1963/64 willkommen“, ließ Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke ausrichten.

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„Dorfvereine“ mit Mini-Stadien ersetzen Traditionsvereine mit Zuschauerrekorden
Ob der „Dorfverein“ von der Schwäbischen Alb im Kreis der Elite aber wirklich überall willkommen ist, erscheint fraglich. Die Vermarktung des Profifußballs, der durch seine Streitereien ohnehin ein schlechtes Bild abgibt, wird durch die fortschreitende „Verzwergung“ der Bundesliga nicht leichter.
Allein der Blick auf das Fanpotenzial verdeutlicht das Problem: Die Absteiger Schalke 04 (61.133) und Hertha BSC (53.670) lagen mit ihrem Zuschauerschnitt in der abgelaufenen Saison auf den Plätzen drei und vier. In die Stadien der Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt passen zusammengerechnet gerade einmal 32.650 Besucher. Und die Relegation verspricht keine Besserung - denn nur ein Zuschauermagnet (der VfB Stuttgart oder der Hamburger SV) wird für die Bundesliga übrig bleiben.
Doch Darmstadt und Heidenheim sind nicht die einzigen Problemvereine. In der deutschen Eliteklasse werden in der kommenden Spielzeit neun Klubs spielen, die einen Besucherschnitt von teilweise deutlich unter 30.000 aufweisen. Das ist genau die Hälfte der Ligateilnehmer.

Welcher Fan von Hertha oder Schalke wird noch für ein teures Streaming-Abo zahlen?
Ganz zu schweigen von der medialen Reichweite, die Klubs wie der TSG Hoffenheim, dem FC Augsburg und dem VfL Wolfsburg seit Jahren abgesprochen wird. Kritiker sind der Meinung, dass die Attraktivität der Liga und damit auch die Möglichkeit der Geldgewinnung durch diese Entwicklung erheblich leidet.
Zumal auch die Abogebühren für die Bundesliga-Übertragungen nicht billiger werden und somit auch die TV-Einnahmen mit kleineren Vereinen sinken dürften. Was wollen die Fans von Hertha oder Schalke mit einem teuren Abo der Streamingdienste, wenn sie dort ihre Vereine nicht einmal mehr sehen können? Zumal es mit einem Abo meist nicht einmal mehr getan ist.
Bei der Ausschreibung im kommenden Frühjahr würden auch die Marketingstrategen der DFL lieber mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem 1. FC Nürnberg oder Fortuna Düsseldorf werben - anstatt die Vielzahl von grauen Mäusen vermarkten zu müssen.

Kleine Vereine haben solide gewirtschaftet
Doch auch die Chefs der „kleinen“ Vereine haben gute Argumente. Denn anders als Hertha oder Schalke sitzen sie nicht auf einem rekordverdächtigen Berg von Schulden, haben solide gewirtschaftet. „Die Fußballfans können wieder schimpfen, dass jetzt ‚Klein-Darmstadt‘ kommt. Dafür habe ich null Verständnis. Wir haben es uns verdient. Wir machen hier ehrliche Arbeit“, sagte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch.
Den Beschwerdeführern hält der Mann aus Hessen den Spiegel vor. „Teilweise beschweren sich die gleichen Menschen wegen der Dominanz der Bayern darüber, dass es zu wenig Wettbewerbsfähigkeit gebe - und gleichzeitig soll unser Aufstieg ein Problem sein.“
Ähnlich sieht es Holger Sanwald. Wenn er Berichte über eine etwaige Verzwergung der Bundesliga lese, „muss ich schmunzeln. Das Ligasystem lebt gerade davon, dass es atmet und immer Platz für Neues entsteht“, sagte Heidenheims Vorstandsboss: „Ohne das gäbe es beispielsweise auch nicht den 1. FC Kaiserslautern.“

Heidenheim teilt gegen die Hertha aus
Laut dem FCH-Boss böte Heidenheim für das Oberhaus sogar einen Mehrwert. „Bei manchen anderen Vereinen haben die Verantwortlichen einen Zwei- oder Dreijahresvertrag und treffen dadurch auch andere Entscheidungen, weil sie nur daran denken müssen, bis morgen zu überleben“, betonte er:
Bewusst oder unbewusst verteilte der Schwabe einen Seitenhieb gegen die Hertha. „Bei uns ist das anders - wir könnten in der Glitzerwelt Bundesliga echte Werte, echte Stabilität und wirklich nachhaltige Entscheidungen bieten - ganz ohne Bling-Bling.“
Bei der Hertha dürfte das die Verbitterung nicht gerade schmälern, hört es sich doch arg nach einem Verweis auf das Projekt Big-City-Club an.