Halbiertes Sechstagerennen: Heißer Sport, aber viel zu wenig Currywurst und Bier
Der Veranstalter hatte nur Geld für drei Tage und ist sich nicht sicher, ob es jemals wieder für sechs Tage reicht.

„Warste beim Sechstagerennen?“, fragt ein Berliner seinen Kumpel. „Nee“, antwortete der, „ick hatte nur eene Karte für den vierten Tag ...“ Das halbierte Sechstagerennen lockte am Wochenende trotzdem 13.000 Zuschauer ins Velodrom an der Landsberger Allee.
„Die Zuschauerzahlen aus Vor-Corona-Zeiten waren nicht zu erreichen, weil wir konsequent auf Freikarten verzichteten“, wirft Valts Miltovics, Geschäftsführer der Sechstage GmbH, einen Blick zurück.
Zur guten Stimmung auf den Rängen trugen die Berliner Roger Kluge und Theo Reinhardt als Sieger der 110. Berliner Auflage ebenso bei wie die Zweitplatzierten Yoeri Harvik und Vincent Hoppezak aus den Niederlanden.
Viel Lob von der Sprint-Prinzessin
Der Chemnitzer Stefan Bötticher und die siebenmalige Weltmeisterin Lea Sophie Friedrich (Cottbus) setzten sich im Sprint durch. „Berlin war unglaublich. Vielen, vielen Dank“, schwärmte die aus dem mecklenburgischen Dassow stammende Sprint-Prinzessin.
Ob sich das Runde-Karussell auch zum 111. Mal in Berlin dreht, wagt Miltovics noch nicht zu sagen: „Die Veranstaltung in diesem Jahr war ein großes Risiko. Wir schreiben zum Glück keine roten Zahlen und können weiterarbeiten. Wie schnell wir wieder zu einer sechstägigen Veranstaltung zurückkehren können, ist ungewiss. Wir suchen nach einer Lösung. Das Potenzial in Berlin ist da.“
Das spürte auch der Berliner Maximilian Levy, als sich der viermalige Weltmeister und Olympiamedaillen-Gewinner mit einem Ehrensprint als aktiver Radprofi unter großem Beifall verabschiedete.
Sechstage-Chef kämpft um neue Sponsoren
Miltovics wiederum legt die Hände nicht in den Schoß. „Gleich in dieser Woche werde ich mit Vertretern von Politik, Wirtschaft und möglichen Sponsoren sprechen“, verrät der Chef. Für einen richtigen Sechstage-Trubel werden nämlich rund 1,6 Millionen Euro benötigt.
Diesmal war knappe Kasse angesagt. Dadurch ging einiges an Sechstage-Fluidum verloren. So fehlte die Tradition-Kapelle im Innenraum, es gab viel zu wenige Currywurst- und andere Speisestände sowie zu wenige Bier- und Schampus-Theken. Aber das alles gehört nun mal zu einem echten Berliner Sechstagerennen oder der „elliptischen Tretmühle“, wie Egon Erwin Kisch einst schrieb.
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