So viel Jubel-Tamtam wie heute war 1972 noch nicht: Wolfgang Gunkel (r.), Jörg Lucke und Steuermann Klaus-Dieter Neubert freuen sich dezent über Olympiagold.
So viel Jubel-Tamtam wie heute war 1972 noch nicht: Wolfgang Gunkel (r.), Jörg Lucke und Steuermann Klaus-Dieter Neubert freuen sich dezent über Olympiagold. Foto: Imago/Pressefoto Baumann

Vor 50 Jahren zogen Sportlerinnen und Sportler aus 121 Ländern zur Eröffnung der Olympischen Spiele in das Münchner Olympiastadion. Mit sieben Goldmedaillen schwamm sich dann der US-Amerikaner Mark Spitz in die Geschichtsbücher. Mit 99 Medaillen sammelten die Athleten der einstigen Sowjetunion das meiste Edelmetall vor den USA (94), der damaligen DDR (66) und der gastgebenden Bundesrepublik (40). Erfolgreichste deutsche Sportlerinnen waren Turnerin Prof. Dr. Karin Büttner-Janz mit fünf Medaillen (2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze), Renate Stecher, Heide Rosendahl (beide 2 x Gold, 1 x Silber) und Monika Zehrt (2 x Gold). Nach 50 Jahren schaut der KURIER zurück.

Mit vier Siegen wuschen die deutschen Ruderer mit Abstand den größten Goldschatz aus dem Wasser in Oberschleißheim. Neben dem sogenannten Bullenvierer vom Bodensee keuchten die DDR-Bootsbesetzungen mit Siegfried Brietzke/Wolfgang Mager im Zweier ohne, dem Dresdner Vierer ohne mit Frank Forberger, Dieter Grahn, Dieter Schubert, Frank Rühle sowie den Berlinern Jörg Lucke/Wolfgang Gunkel mit Steuermann Klaus-Dieter Neubert zu olympischen Siegerfreuden.

In München macht der Hintern Probleme

Der heute 80 Jahre alte Lucke kannte sich schon aus, wie sich das Gold am Siegersteg anfühlt. Mit seinem Freund Heinz-Jürgen Bothe (81) ruderte er in der Höhe von Xochimilco bereits 1968 zum Olympiasieg. „In Mexiko lief vom Start weg alles glatt und wir ruderten einem klaren Sieg entgegen. In München durchlebten wir eine Schrecksekunde. Gleich beim Start war Wolfgang der Rollsitz unterm Hintern weggerutscht. Wir benötigten ein paar Schläge, ehe wir im Rhythmus waren“, erinnert sich Lucke an das kurze Missgeschick seines leider schon mit 72 Jahren verstorbenen Partners.

Jörg Lucke hat auch das Leben nach der Ruder-Karriere prima gemeistert.
Jörg Lucke hat auch das Leben nach der Ruder-Karriere prima gemeistert. Foto: Imago/Camera 4

Auf dem Wasser von Oberschleißheim ruderten DDR- Boote in allen sieben olympischen Kategorien zu einer Medaille. Heute wird zusammen mit den Frauen in 14 olympischen Bootsklassen das Wasser bewegt. Im vorigen Jahr in Tokio standen deutsche Ruderer lediglich zweimal auf der zweiten Stufe des Siegerpodestes.

Natürlich macht sich auch Lucke darüber seine Gedanken: „Wahrscheinlich haben wir früher im Training viel höhere Umfänge bewältigt. Außerdem war in der DDR die Talentsichtung besser.“

Jörg Lucke freut sich auf Diamant-Hochzeit 

Lucke/Bothe schwingen auch mit 80 und 81 Jahren noch den Ruderknüppel. „Unser altes Bootshaus vom SC Grünau ist noch intakt. Dort liegt unser Boot und von dort rudern wir in Richtung Denkmal und Bammelecke“, erzählt Jörg Lucke.

Nach seiner aktiven Laufbahn betrieb der Gold-Ruderer einen Kohlehandel in Altglienicke. „Nach der Wende lief es mit der Kohle nicht mehr. Ich stieg auf Mineralöl um und bin damit gut über die Runden gekommen“, schaut der großgewachsene ältere Herr zufrieden zurück.

Jetzt bereitet sich der Rollsitz-Senior auf die Diamant-Hochzeit mit seiner Frau Antje im nächsten Jahr vor: „Wir haben zwei Söhne, vier Enkel und zwei Urenkel. Mit ihnen wollen wir gemeinsam unser Jubiläum feiern.“

Lesen Sie hier mehr aus der Welt des Sports >>