Peter Frenkel (r.) feiert ziemlich cool sein Olympia-Gold 1972 in München über 20 Kilometer Gehen.
Peter Frenkel (r.) feiert ziemlich cool sein Olympia-Gold 1972 in München über 20 Kilometer Gehen. Imago/Werner Schulze

Vor 50 Jahren zogen Sportlerinnen und Sportler aus 121 Ländern zur Eröffnung der Olympischen Spiele in das Münchner Olympiastadion. Mit sieben Goldmedaillen schwamm sich dann der US-Amerikaner Mark Spitz in die Geschichtsbücher des Sports. Mit 99 Medaillen sammelten die Athleten der einstigen Sowjetunion das meiste Edelmetall vor den USA (94), der damaligen DDR (66) und der gastgebenden Bundesrepublik (40). Erfolgreichste deutsche Sportlerinnen waren Turnerin Prof. Dr. Karin Büttner-Janz mit fünf Medaillen (2 Mal Gold, 2 Mal Silber, 1 Mal Bronze), Renate Stecher, Heide Rosendahl (beide 2 Mal Gold, 1 Mal Silber) und Monika Zehrt (2 Mal Gold). Nach 50 Jahren schaut der KURIER zurück.

Der Moment, als er nach fast 20 Kilometern am 31. August vor 50 Jahren in das Münchner Olympiastadion einlief, hat sich ganz tief in das Gedächtnis des Potsdamer Gehers Peter Frenkel eingegraben. Bis heute.

Ein Schulterklopfer für die Ewigkeit

„Als ich auf die Laufbahn einbog, wusste ich, dass nun mein größter Tag gekommen war. Die Tausende von Trainingskilometern, die ich seit 1960 zurückgelegt hatte, haben sich gelohnt. Mit einem Vorsprung von 13 Sekunden erreichte ich das Ziel vor Wladimir Golubnitschi, dem Olympiasieger von 1960 und 1968. Der Ukrainer war ein bewundernswerter Sportler, der voriges Jahr gestorben ist, so dass ihm die jetzige Tragödie seiner Heimat erspart blieb. Als ich ihm entgegenlief, fiel er mir hinterm Ziel um den Hals. Er klopfte mir auf die Schulter und sagte ,Molodez‘ (Prachtkerl) – für mich damals die denkbar größte Auszeichnung.“ Bronze holte Hans Reimann vom SC Dynamo Berlin.

Mit Bäcker Puschendorf fing alles an

Unter Anleitung von Trainer Hans-Joachim Pathus marschierte Frenkel zu sieben Weltrekorden. In Montreal 1976 fügte der Potsdamer dem Gold von München noch eine Bronzemedaille hinzu. Der 1939 im damals thüringischen Eckartsberga (heute Sachsen-Anhalt) geborene Frenkel kam „durch den Sohn unseres Bäckers Puschendorf zum Sport“, erinnert sich der Senior.

Wie die meisten Jungen im Ort rannte Peter zunächst dem Fußball nach. Erst später stieß er durch den Olympiazweiten Dieter Lindner, der voriges Jahr im Alter von 84 Jahren verstarb, zur Leichtathletik. Lindner war ein Freund von Bäcker Puschendorf.

Frenkel ruhte sich nicht auf seinem sportlichen Ruhm aus. Er studierte in Leipzig Fotografie und brachte es zu einem bemerkenswerten Fotokünstler. Eine seiner zahlreichen Fotoausstellungen war zuletzt in seiner Heimatstadt auf der „Insel der Freundschaft“ unter dem Motto „Gartenschönheiten in Vasen“ zu sehen. Bekannte Potsdamer banden Blumensträuße für Vasen der Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) aus Berlin. Die schönen Bilder hielt Frenkel mit seiner Kamera fest.

Peter Frenkel (l.) und Trainer Dr. Hans-Joachim Pathus vor der Büste „P. Frenkel“ des Bildhauers Marcus Golter in der Ausstellung „Dialog – Potsdamer Köpfe“ im Museumshaus Güldener Arm in Potsdam
Peter Frenkel (l.) und Trainer Dr. Hans-Joachim Pathus vor der Büste „P. Frenkel“ des Bildhauers Marcus Golter in der Ausstellung „Dialog – Potsdamer Köpfe“ im Museumshaus Güldener Arm in Potsdam zVg

Peter Frenkel bei Fritz Walter und Max Schmeling

Stolz ist er auch auf andere Projekte: „Zu meinen großen Erlebnissen als Fotograf zähle ich meine gemeinsamen Reportagen mit Sportjournalist Volker Kluge bei Fußballweltmeister Fritz Walter in Kaiserslautern und bei Boxweltmeister Max Schmeling in der Nähe von Hamburg.“

Wegen seiner sportlichen Leistung beim ASK Potsdam und seiner künstlerischen Strahlkraft schrieb ihm der Brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke anlässlich des 80. Geburtstages 2019 einen bemerkenswerten Glückwunsch: „Ihr Name steht auf der Ruhmesliste der Potsdamer Leichtathletik und verbindet sich mit der Disziplin Gehen wie der Name Theodor Fontane mit der Mark Brandenburg und dem Schreiben.“ Mehr geht nicht!

Zwischen 1991 und 1998 fungierte Frenkel als Vizepräsident der Gemeinschaft Deutscher Olympiateilnehmer (GDO). Außerdem kümmert er sich um einstige sportliche Größen wie Hans Grodotzki, Olympiasilber 1960 über 5000 und 10.000 Meter.

Peter Frenkel ist auch ein Entdecker

Frenkel stöberte in der Potsdamer Geschichte und fand heraus, dass mit Ludowika Eilers und Gillis Grafström zwei Eiskunstlauf-Olympiasieger ebenso auf dem Bornstedter See trainierten wie der Sprung-Erfinder und elfmalige deutsche Meister Werner Rittberger. Das lange verfallene Grab des dreimaligen Olympiasiegers Grafström (verheiratet mit Cécile von Mendelssohn-Bartholdy) auf dem Bornstedter Friedhof ließ Frenkel auf eigene Kosten restaurieren.

Mit Ehefrau Roswitha feierte er 2021 die Diamanten-Hochzeit (60 Jahre). Der älteste Sohn Stefan ist Chef auf der Bowling-Bahn an der Mercedes-Benz-Arena in Berlin und Sohn Sebastian betreibt in Potsdam eine Agentur.

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