Historisches Spiel
Pokalwunder Makkabi: Vor 85 Jahren von Nazis verboten, nun im DFB-Pokal
Als erster jüdischer Verein in Deutschland spielt Oberligist TuS Makkabi Sonntag im DFB-Pokal gegen Bundesligist VfL Wolfsburg.

Die schönste DFB-Pokalgeschichte kommt aus Berlin – bevor überhaupt die erste Runde an diesem Wochenende angepfiffen wird. Oberligist TuS Makkabi schreibt Fußballgeschichte. Als erster jüdischer Klub in Deutschland nimmt der kleine Verein im großen Pokal-Wettbewerb teil. Sonntag (15.30 Uhr) spielt Makkabi im Mommsenstadion gegen Bundesligist VfL Wolfsburg.
„Was wir da am 13. August erleben werden, ist für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und auch über die Grenzen hinaus schon jetzt und unabhängig vom Ergebnis ein unfassbarer Erfolg“, sagt Michael Koblenz, Sportvorstand des Fünftligisten, stolz. Es ist ein echtes Wunder, wenn man sich die bittere Historie des Klubs anschaut.
Bar Kochba: 1898 gegründet, 1938 verboten
1898 gründeten Sportsfreunde den Klub Bar Kochba. Es war der erste jüdische Fußballverein Deutschlands. 40.000 Mitglieder zählte der Klub im Jahre 1930. Dann fusionierte er mit dem SC Hakoah. Es sollte alles noch besser, noch größer werden. Doch dann übernahmen die Nazis die Macht in Deutschland. Jüdischen Sportvereinen wurde zunächst untersagt, an nationalen Sportwettbewerben teilzunehmen. Sie durften nur noch gegeneinander antreten. Ab 1938 wurden alle jüdischen Klubs verboten.
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Erst im November 1970 wurde TuS Makkabi als Nachfolger vom SC Hakoah neu gegründet. 53 Jahre ein sympathischer, kleiner Klub, der aber nie über den Grenzen der Stadt sportlichen Erfolg hatte. Mit dem Berliner Pokalsieg und der Qualifikation für den DFB-Pokal ist in diesem Sommer alles anders. „Es ist im Grunde genommen der größte Erfolg eines jüdischen Sportvereins außerhalb Israels. Wenn man die Geschichte des Vereins kennt, weiß man, dass das echt eine Errungenschaft ist“, so Koblenz. Auch Vertreter aus der Politik werden beim Spiel erwartet.
In jüngerer Vergangenheit schrieb der Klub nur Schlagzeilen, wenn er antisemitisch angefeindet wurde. Nun freut man sich, auch sportlich für Aufsehen zu sorgen. „Für mich persönlich als jüdischer Spieler und als dauerhafter Teil dieses Vereins bedeutet es natürlich auch geschichtlich eine Menge“, sagt Kapitän Doron Bruck.
Trainerfuchs Sandhowe: „Wolfsburg muss uns erstmal schlagen“

Der Verein tut dazu viel für Integration, insgesamt hat Trainer Wolfgang Sandhowe Spieler aus 16 verschiedenen Nationen in seinem Kader. Die Stimmung ist aber immer bestens. „Es gibt so viele verschiedene Charaktere, Nationen und Religionen. Wir versuchen einfach voneinander zu lernen“, sagte Bruck und betonte: „Das Wichtigste ist, dass wir auf dem Platz Spaß haben.“ Das gilt auch für Sonntag.
Und sportlich? Da will sich der Klub aus der Oberliga Nordost-Nord vor rund 5000 Zuschauern keinesfalls verstecken, geht aber völlig ohne Druck in das Duell mit dem Pokalsieger von 2015. „Es wäre gut, wenn der Platz einen Tag vorher ein bisschen umgepflügt werden würde (durch ein Football-Spiel, d. Red.). Es wäre gut, wenn es zu Beginn des Spiels volle Pulle hagelt und regnet. Und das Wichtigste ist: Die müssen uns unterschätzen“, sagte Sandhowe mit einem Lächeln.
Der 70 Jahre alte Trainerfuchs hat schon viel gesehen in seinem Fußball-Leben, arbeitete einst an der Seite von Hermann „Tiger“ Gerland in Nürnberg – und bildete dort Wolfsburgs heutigen Co-Trainer Robert Kovac mit aus. „Er war jeden Tag bei mir am Kopfballpendel und musste 40 Kopfbälle machen. Nach einem halben Jahr war er ein Tier in der Luft. Nach der Saison hat er gesagt: Trainer, ich habe dir so viel zu verdanken“, erzählte Sandhowe.
Beim Wiedersehen will der Coach nun „lange die Null halten und schnell auf Konter spielen. Die müssen uns erstmal schlagen“. Ja, dann könnte es das nächste Pokalwunder von TuS Makkabi Wirklichkeit werden.