Hertha-Kolumne
Facebook? Nein, nun ist wieder Bundesliga
Die Blau-Weißen sind nach Klinsmanns und Kalous Eskapaden keine graue Maus mehr, jetzt droht der Kater dennoch auf dem Rasen

Wenn ich in diesen verrückten Tagen am Morgen die Nachrichtenlage checke, bin ich froh, wenn nicht wieder eine überraschende, zuletzt oft negative oder auch kuriose Meldung auftaucht, die Hertha BSC betrifft. „Unmöglich, deine Hertha!“ kritisierten mich Bekannte in den zurückliegenden Wochen. Meine Antwort: „Ja, Hertha ist eine blau-weiße Wundertüte!“
Mein Bedarf an Facebook-Auf- und Rücktritten von Trainern und Profis, an heftigen, irritierenden Rap-Songs vom Ex-Stürmer Chinedu Ede („Ich hasste Fußball“ oder „Volles Konto, nur zwei Freunde, spielte manchmal zugeballert“) und an Meldungen über positive Corona-Tests ist gedeckt. Selbst Manager Michael Preetz musste nach dem Live-Stream von Stürmer Salomon Kalou aus dem Heiligtum „Hertha-Kabine“ zugeben: „Wir lassen in dieser Saison auch nichts aus!“
Der Facebook-Film von Kalou, in dem er live massiv gegen Hygiene-Regeln verstieß, machte den Ivorer sogar im Bundeskanzleramt berühmt und bei allen Landesfürsten von Mecklenburg-Vorpommen bis Bayern zur Persona non Grata. Jahrelang hing Hertha das Image einer „grauen Maus“ an, damit ist es in dieser Spielzeit längst vorbei. In einer Kuriositäten-Tabelle wäre man Spitzenreiter.
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In der Realität steht die Mannschaft in der Bundesliga auf Rang 13 und besitzt einen Abstand von nur sechs Zählern auf Relegationsplatz 16. Keine beruhigende Situation. In diese Bredouille haben den Verein bislang drei Cheftrainer gebracht und der vierte Boss, Bruno Labbadia, muss ausbaden, was seine Vorgänger Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri angerichtet haben. Vier Cheftrainer in einer Spielzeit! Das gab es bei Hertha seit dem Bundesligastart 1963 bislang zuvor nur zweimal – in der Saison 1990/91 und 2011/12. Beide Male stieg Hertha ab.
Labbadia steht nun als erfahrener Coach vor einem noch nie dagewesenen Abenteuer. Er muss Hertha in neun Geisterspielen aus der Gefahrenzone führen. Noch in der Vor-Labbadia-Zeit hatte sich Hertha immerhin mehrere Titel gesichert. Der Klub gilt als „Winter-Welt-Transfermeister“, weil im Januar vier Profis für insgesamt 77 Millionen Euro verpflichtet wurden. Selbst Real Madrid oder der FC Liverpool kamen ins Staunen. Die Fans ernannten den Verein zudem süffisant zum „Facebook- Champion“ wegen der Auftritte von Jürgen Klinsmann und Salomon Kalou, die ein Millionen-Publikum fanden.
Immerhin gab Investor Lars Windhorst die Berufung von Jens Lehmann und Marc Kosicke in den Aufsichtsrat der Hertha-KGaA nicht via Facebook bekannt. Gott sei Dank! Was kann nun noch passieren, ehe die Wundertüte Hertha Sonnabend seine Geisterspiel-Premiere in Hoffenheim feiert? Immerhin lauern im noblen „Quarantäne-Hotel“ der Berliner, im Hotel Palace in der Budapester Straße, einige Gefahren.
Dort residiert das Team seit 2014 eigentlich vor Heimspielen. Da die Profis ihre Einzelzimmer wegen der strengen Hygieneregeln selbst sauber halten müssen (keine Kontakte zum Personal!) kann schon ein Staubsauger zur Gefahrenquelle werden.
Wenn Hertha dann eine Woche später den 1. FC Union zum Derby im Olympiastadion empfängt – dort geht es auch um den bei den Fans begehrten Titel „Geisterspiel-Stadtmeister – sollten Jarstein, Skjelbred und Cunha aber positiv denken und sich an eine Aussage des ehemaligen Hertha-Trainers Jürgen Röber halten. Der schwärmte einst: „Das Olympiastadion ist toll und zweimal beeindruckend – wenn es voll ist oder ganz leer.“