Ex-Konstrukteur enthüllt

Deshalb war Schumi im Mercedes so langsam

Für seinen „Dicke Eier“-Fahrstil war das Heck der Silberpfeile nicht leicht genug.

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Michael  Schumacher fuhr bei Mercedes den eigenen Ansprüchen hinterher.
Michael Schumacher fuhr bei Mercedes den eigenen Ansprüchen hinterher.

Es gibt viele Rätsel und Mythen rund um Michael Schumacher (51). Neben seinen unglaublichen Erfolgen verblüffte Fans und Experten aber auch sein Scheitern bei seinem Formel-1-Comeback von 2010 bis 2012 im Mercedes. Jetzt gibt es dazu eine plausible Erklärung von einem Insider.

Schumis Comeback-Bilanz war dürftig: nur ein Podium (Dritter in Valencia), eine Poleposition (Monaco) und eine schnellste Rennrunde (Hockenheim, alles 2012) schaffte er in drei Jahren. Teamkollege Nico Rosberg (34) war schneller und errang den ersten Sieg als Werksteam (Shanghai). Schumi trat endgültig zurück. Nun enthüllt sein früherer Ferrari-Konstrukteur John Barnard (73) in seinem Buch „The Perfect Car“: „Es lag an Michaels Fahrstil.“

„Es gab bei Mercedes ziemlich oft die Situation, dass er nicht annähernd den Speed von Nico Rosberg erreichte. Meine Theorie besteht darin, dass Rosberg ein Auto bevorzugte, das auf der Hinterachse stabil liegt. Das war aber das Gegenteil von dem, was Michael damals bei Ferrari wollte“, schreibt Barnard, der 1996 nach Schumis Wechsel von Benetton Chefkonstrukteur war.

Der Brite enthüllt: „Michael war sehr schnell, aber ich mochte die Abstimmung seines Autos nie. Er wollte ein leichtes Heck und konnte so vom Gas gehen, um das Auto in ein Übersteuern zu zwingen und dann wieder aufs Gas steigen. Du brauchst blitzschnelle Reaktionen und dicke Eier, um so zu fahren. Es war einfach erstaunlich.“

Doch Barnard hatte einige andere Philosophie: „Meiner Meinung nach war das der falsche Weg. Für mich war immer der beste Weg, das Heck zu fixieren. Wenn du zu jedem Zeitpunkt maximale Traktion hast, kannst du früher aufs Gas steigen und wirst schneller sein. Michael ist aber nicht so gefahren.“

Dass der sich bei Mercedes nicht mehr umstellen konnte, habe zum Scheitern geführt. Barnard: „Michaels Fahrstil war gut, als er jung war. Da hatte er dieses phänomenale Reaktionsvermögen. Aber als er älter wurde, hat dieses System nicht mehr so gut funktioniert.“