Der Fußball-Trash-Film des Jahres: Glanz, Gesocks und Gloria, wenn ein Fetisch-Mord auch mal lustig sein kann
Nach seinem „Roadmovie“ hat Regisseur Gerrit Starczewski wieder voll in die Ruhrpott-Humorkerbe geschlagen. Ein Lach-Stakkato ist garantiert.

Wer will mal wieder richtigen Ruhrpott-Trash sehen? Bitte schön! Hier kommt „Glanz, Gesocks und Gloria“. Starfotograf Gerrit Starczewski (36) hat es wieder getan. Die nächste Fußball-Asi-Komödie aus Bochum läuft gerade in den Kinos. Es ist ein chaotisches Tumult-Meisterwerk des proletarischen Irrsinns. Drehbuch? Nicht wichtig! Es ist ein Stakkato von skurrilen Szenen mit Laien-Schauspielern. Ach nein, ein paar Stars spielen auch mit – aber nur in Nebenrollen.
Ex-Fußball-Profi Peter Közle ist mit von der Partie, auch Porno-Darstellerin Fiona Fuchs. Schauspiel-Genie Lars Eidinger tritt als DJ auf. Der Star-Techno-Produzent DJ Hell wiederum mutiert zum abgehalfterten Schlagersänger Helmut, der sein Geld mit Auftritten im Supermarkt verdient. Mit dem Hit: „Lass mich die Luft in deiner Lunge sein. Ich komme auch durch die Zunge rein!“ Derber Text, derbe Sprache.
Techno-DJ Hell mutiert zum Schlagersänger

Oh, wer jetzt vermutet, das sei ein versteckter Corona-Witz, irrt sich. Der Film wurde in der ersten Fassung bereits 2019 gedreht. Eigentlich sollte die Premiere bereits am 21.März 2020 steigen. Klappte nicht, es war die erste Lockdown-Woche in Deutschland. Alles musste abgeblasen werden.
Regisseur Starczewski ließ sich nicht entmutigen und drehte viele Szenen in den vergangenen zwei Jahren nochmal neu – alles ohne Filmförderung. Als er im Babylon-Kino bei der Berlin-Premiere seinen Streifen vorstellt, sagt er: „Viel Spaß beim besten, schlechtesten Film aller Zeiten!“
Regisseur Starczewski: „Der beste, schlechteste Film“

Natürlich spielen seine Protagonisten VfL Jesus und Tankwart a.D. aus seinem ersten Pottoriginale „Roadmovie“ wieder mit. Natürlich haben die beiden auch wieder Sex auf der Motorhaube. Und natürlich gibt es Dialoge, die einfach nur zum Losbrüllen sind. „Mein Vater ist tot, er war der Schalke-Kalle“, sagt die Gespielin von VfL Jesus. Und er antwortet: „Ach, dann bist du ein Vier-Minuten-Kind, oder watt?“ Ja, Schalke war mal für vier Minuten Meister…
VfL Jesus treibt es auf dem Ford-Taunus

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Es sind schnelle Episoden und Parodien auf andere Filme: „Manta, Manta“, den Mod-Film „Quadrophenia“ von The Who und Thriller. Ja, selbst bei der Mordszene muss man lachen, als Glanzshort-Fetischist Martin (er liebt die Sporthosen aus den Achtzigern) eine Prostituierte mit dem seidigen Höschen erwürgt. Überdreht, aber mit überzeugendem schmierigem Klischee. Vielleicht sieht man dieses schauspielerische Naturtalent vielleicht bald mal im ARD-Tatort.
Glanzshort-Fetischist Martin wird zum Mörder

Auch WDR-Musik-Moderator Klaus Fiehe ist wieder von der Rolle, führt durch die Musik. Starczewski sagt stolz: „Wir haben 42 Tracks in dem Film!“ Techno, Schlager, Pop, Rock, Soul, Independent, alles ist dabei. Ja, irgendwie ist dieses Anarcho-Filmwerk eine Musikvideoclip-Show aus dem Humorherzen des Ruhrpotts. Authentisch überdreht. Wer es nicht ins Kino schafft: Den Film gibt es auch auf DVD.
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