Dealer zweifelt an Kokain-Überdosis: Wurde Marco Pantani doch ermordet?
Italiens-Radsport-Ikone und Sieger der Tour de France starb 2004. Fast 18 Jahre nach seinem Tod nimmt die Staatsanwaltschaft Rimini die Mordermittlungen wieder auf.

War es doch Mord? Fast 18 Jahre nach dem tragischen Tod des ehemaligen Rad-Stars Marco Pantani nimmt die Staatsanwaltschaft in Rimini die Ermittlungen wieder auf. Anlass sind neue Aussagen eines Dealers, der Pantani damals mit Kokain versorgte.
„Marco wurde umgebracht. Ich kannte ihn fünf, sechs Monate vor seinem Tod und er wirkte auf mich nicht wie jemand, der sich umbringen wollte“, erklärte der Dealer in einer Parlamentsanhörung Anfang 2020.
Pantanis Mutter fordert Wahrheit und Gerechtigkeit
Vielmehr glaubt der Mann, Pantani sei ermordet worden, weil er sich auf die Suche nach der Wahrheit über die Vorfälle in Madonna di Campiglio begab: Dort war Pantani 1999 wegen eines auffälligen Dopingbefunds vom Giro d’Italia ausgeschlossen worden. Pantani beteuerte stets seine Unschuld. Untersuchungen aber legten Dopingmissbrauch eindeutig nahe.
Auch Pantanis Mutter zweifelt daran, dass ihr Sohn an der Kokain-Überdosis gestorben sei. Der Zeitung „Il Resto del Carlino“ sagte Tonina Pantani: „Ich war und bin davon überzeugt, dass noch nicht die ganze Wahrheit über Marcos Tod ans Licht gekommen ist. Über das, was in den Stunden und Tagen vor seinem Tod im Hotel passiert ist.“ Deswegen übergab Pantanis Mutter nach Gesprächen mit dem Staatsanwalt den Ermittlern ein 51-seitiges Dokument. „Ich hoffe, diese Tragödie hat ein Ende. Wir sind nicht auf Rache aus. Wir wollen die Wahrheit und Gerechtigkeit.“
Zuvor waren zwei staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zu dem Schluss gekommen, dass der Tour-de-France- und Giro-d’Italia-Sieger von 1998 nicht durch Fremdeinwirkung starb. Pantani war am 14. Februar 2004 tot in einem Hotelzimmer in Rimini gefunden worden. Laut der Autopsie starb der damals 34-Jährige an einer Überdosis Kokain.
Polizei nimmt Mordermittlungen wieder auf

Ein Ermittlungsrichter sagte damals, dass die Mordtheorie reine Fantasie sei. Das oberste Gericht bestätigte anschließend die Archivierung der Causa. Entsprechend wurde auch 2018 der Einspruch der Familie Pantani, den Fall weiter als Mordfall zu behandeln, vom obersten italienische Gerichtshof abgelehnt.
Doch nun wird nach den Aussagen des Dealers ganz offiziell erneut wegen Mordes ermittelt. Pantani-Anwalt Fiorenzo Alessi verspricht sich viel: „Mama Tonina will ein für alle mal wissen, ober ihr Sohn an einem Mix aus Antidepressiva und Kokain gestorben ist oder ob es andere Gründe gibt.“
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