Update! Sportfans trauern um DDR-Reporterlegende Heinz Florian Oertel
Beim Olympiasieg von Cierpinski rief er „Waldemar, Waldemar!“ - und wurde weltbekannt. Nun ist Heinz Florian Oertel gestorben.

Millionen kannten ihn und seine Stimme! Nun ist die DDR-Sportreporter-Legende Heinz Florian Oertel gestorben. Oertel soll bereits am 27. März in seinem Haus in Berlin-Schönholz friedlich eingeschlafen sein, wie die Bild-Zeitung berichtet. Oertel wurde 95 Jahre alt.
Erst vor rund vier Monaten im Dezember hatte der legendäre DDR-Sportreporter noch seinen 95. Geburtstag begangen. Kurz darauf war er in ein Krankenhaus gekommen, wurde jedoch wieder entlassen.
Er war fast so lang zu hören wie die DDR existierte
Der gebürtige Cottbuser war so lange wie die DDR existierte im Rundfunk und Fernsehen der DDR präsent. Von 1949 bis 1991 war er beim Rundfunk zu hören. Wie im Radio galt er auch im Fernsehen als einer der beliebtesten Sportkommentatoren des Landes.
Lesen Sie auch: Laut Horoskop: 3 Sternzeichen, die es hassen, wenn ihnen die Show gestohlen wird >>
Lesen Sie auch: Angebliche Vermieterin will Urinprobe für Wohnung in Berlin >>
Anlässlich seines 95. Geburtstag zeigte sich der angehenden Jubilar noch geistig fit. „Also, wenn alles so gut in Schwung wäre, wie meine Stimme, dann ginge es mir echt gut“, sagte Oertel damals der dpa, „aber die kleinen Wehwehchen sind in meinem Alter normal."

Insgesamt zeigte sich Oertel, der von 17 Olympischen Spielen und acht Fußball-Weltmeisterschaften berichtete, noch vor dem Jubiläum mit seinem gesundheitlichen Zustand im Reinen. „In diesen Altersgefilden geht es manchmal bergauf und manchmal bergab“, sagte der frühere Journalist, der vor allem aufgrund seines Detailwissens und seiner emotionalen Berichterstattung zu einer Legende am Mikrofon geworden war.
Mit Täve Schur, Olaf Ludwig und Katarina Witt
Fußball, Leichtathletik, Radsport, Boxen, Eiskunstlauf - Oertel kannte sich überall aus, verfügte über ein unglaubliches Fach- und Allgemeinwissen. Und dieses ließ er stets in seine Reportagen einfließen, die dadurch lebendig und besonders hörenswert wurden. Die Radsport-Entscheidungen mit Täve Schur oder Olaf Ludwig, die Eiskunstlauf-Höhepunkte mit Katarina Witt - Oertel fand stets die richtigen Worte, um seine Zuhörer mit seiner eigenen Begeisterung anzustecken.
Mit Stimme, Stil und Sprache
Oertels Markenzeichen waren Stimme, Stil und Sprache. Er hielt Distanz, war aber immer nah dran, wenn es im Stadion rund ging. Neben seiner Sport-Berichterstattung war Oertel auch als Moderator von Fernsehsendungen wie „Ein Kessel Buntes“. Er führte auch durch Sendungen in Radio und Fernsehen wie „He, he, he - Sport an der Spree“, „Schlager einer großen Stadt“ und „Porträt per Telefon“. 17 Mal wurde Oertel zum DDR-Fernsehliebling des Jahres gewählt.
Lesen Sie auch: Streit um Spargel: Lecker und edel oder teuer und überbewertet – was glauben SIE?<<
Ein Spruch von Oertel ist legendär. Er stammt von den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Den zweiten Marathon-Olympiasieg des DDR-Läufers Waldemar Cierpinski kommentierte er voller Inbrunst: „Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“.
Eine anderer unvergessener Ausspruch stammt aus einer von Oertels Reportagen vom Eiskunstlauf. Als DDR-Eiskunstlauf-Star Gabriele Seyfert einmal zu einer Pirouette ansetzte, kommentierte Oertel: „Jetzt dreht sich ihr Röckchen im eigenen Wind.“ Und Finnlands viermaligen Langlauf-Olympiasieger Lasse Virén nannte Wortakrobat Oertel im Überschwang der Gefühle einst „Tartan-Elch“.
Lesen Sie auch: Alles Schummel bei „Hartz und herzlich“? Kandidat plötzlich reich! >>
Nach seiner Promotion in Leipzig 1981 dozierte Oertel auch an diversen Hochschulen, nach der Wende auch in der Bundesrepublik. Im Dezember 1989 kommentierte Oertel für den Südwestfunk das Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln. Als Autor setzte sich der Herausgeber diverser Olympia-Bücher zudem mit gesellschaftlichen Themen kritisch auseinander - auch schon zu DDR-Zeiten. Die Mitmenschen wurden aber auch in seinen Reportagen mitgenommen und einbezogen.