Johannes Voigtmann und Dennis Schröder waren nach dem EM-Sieg gegen Griechenland in Partystimmung. Die Kreditkarte von Bundestrainer Gordon Herbert bekamen sie aber nicht. 
Johannes Voigtmann und Dennis Schröder waren nach dem EM-Sieg gegen Griechenland in Partystimmung. Die Kreditkarte von Bundestrainer Gordon Herbert bekamen sie aber nicht.  Imago/Camera4+

Dennis Schröder brüllte seine Euphorie nach dem historischen EM-Coup hinaus in die Welt. „Halbfinale!“, hallte es durch die Gänge der Berliner Arena, ehe der Anführer der deutschen Basketball-Helden laut gegen die Wände trommelte. Doch der ganz großen Party-Tour schob der Boss höchstpersönlich den Riegel vor.

„Dennis wollte meine Kreditkarte“, berichtete Bundestrainer Gordon Herbert nach dem so rauschhaften wie unerwarteten 107:96 (57:61)-Triumph im Viertelfinale gegen Griechenland: „Ich habe gesagt: Ich bin dreimal geschieden, das Limit wird dir nicht gefallen.“

Ein weiterer Witz des Kanadiers, den er allerdings so nicht stehen lassen konnte. Selbst eine seiner Ex-Frauen fragte bei ihm nach, was es damit auf sich hat und am Tag nach dem Coup über die klar favorisierten Griechen um NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo klärte Herbert auf. „Dennis Schröder hat mich nie nach meiner Kreditkarte gefragt. Das war ein Witz, der ein bisschen aus dem Ruder gelaufen ist.“

DEB-Team lässt Superstar Antetokounmpo abblitzen

Dennis Schröder diskutiert mit Bundestrainer Gordon Herbert. Ob es das wohl bereits um die Kreditkarte ging?
Soeren Stache/dpa
Dennis Schröder diskutiert mit Bundestrainer Gordon Herbert. Ob es das wohl bereits um die Kreditkarte ging?

Entstanden war alles in Anspielung auf Italiens Nationalcoach Gianmarco Pozzecco, der seinen Spielern nach dem überraschenden Sieg im Achtelfinale gegen Serbien seine Kreditkarte zum Feiern zur Verfügung gestellt hatte. Was seine Spieler nach dem großen Triumph gegen die Griechen unternahmen, vermochte Herbert nicht zu sagen: „Ich will es wirklich nicht wissen“, sagte der 63-Jährige mit einem Lächeln.

Schon jetzt ist es der größte Erfolg der Post-Nowitzki-Ära, die dritte EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005 ist nah. „Das sind die Spiele, für die wir alle leben“, jubelte ein völlig fertiger Niels Giffey. Andreas Obst, der fünf (!) von sieben Dreiern traf, mahnte jedoch, man könne zunächst zufrieden sein, „trotzdem sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen.“

EM-Halbfinale: Deutschland trifft auf Spanien

Um Edelmetall spielt Deutschland am Sonntag in jedem Fall, entweder um Bronze oder um Gold. Schröder war rundum glücklich, hatte aber im Jubelreigen nicht einmal auf dem Zettel, wer da denn nun morgen (20.30 Uhr/ RTL) auf die Deutschen wartet.

„Ach, das ist gegen Spanien?“, fragte der Kapitän etwas verdutzt, der Weltmeister hatte nur ein paar Stunden zuvor Finnland ausgeschaltet. Die spanischen Brüder Willy und Juancho Hernangomez, so Schröder, kenne er aus der NBA, mit Usman Garuba habe der aktuell vereinslose Spielmacher bei den Houston Rockets zusammengespielt. „Die haben jetzt nicht einen Giannis, aber viele gute Rollenspieler, die auch 20 Punkte auflegen können“, sagt Schröder, der gegen die Griechen mit 26 Punkten geglänzt hatte.

Mit diesen Gedanken war Schröder weiter als sein Trainer. „Ich werde diese Nacht genießen. Ich werde nicht über Spanien nachdenken. Wir haben einen Tag frei, gehen dann wieder an die Arbeit und genießen die Situation“, sagte Herbert.

Spätestens nach Griechenland scheint alles vorstellbar. Etwas anderes als eine Medaille hatte der Kanadier auch nie als Ziel ausgegeben. Bis sein Team in der Vorrunde Frankreich und Litauen schlug, hatten ihm jedoch nur Berufsoptimisten geglaubt. „Vielleicht ist das ein bisschen die deutsche Mentalität“, sagte Maodo Lo. Man müsse, so der Alba-Profi, „an sich glauben, und wir haben eine gute Mannschaft und guten Basketball in Deutschland.“

EM-Halbfinale: Dennis Schröder warnt vor Spanien

Berlins Franz Wagner will mehr Basketball im Free-TV

Der Hype, der so groß ist wie seit Nowitzki-Tagen nicht, muss nun befeuert werden. Die Berliner Halle war ausverkauft und voll da, RTL verzeichnete nach dem spontanen Free-TV-Einstieg bis zu 2,5 Millionen Zuschauer. 

Berlins NBA-Shootingstar Franz Wagner, nach Knöchelblessur mit starken 19 Punkten gegen die Griechen, sprach sich für mehr Basketball im linearen TV aus. „Ich glaube, viele Leute würden das gerne sehen“, sagte der Profi der Orlando Magic: „Hoffentlich können wir den Ball so ein bisschen ins Rollen bringen.“ Denn solche Basketball-Feste sollte jeder erlebt haben. Und siehe da: RTL zeigt auch das Halbfinale live im Free-TV.

Mit diesen Gedanken war Schröder weiter als sein Trainer. „Ich werde diese Nacht genießen. Ich werde nicht über Spanien nachdenken. Wir haben Mittwoch einen Tag frei, gehen am Donnerstag wieder an die Arbeit und genießen die Situation“, sagte Herbert. Spätestens nach Griechenland scheint alles vorstellbar.

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