Anruf, Abflug, Ankunft, Auto fahren – das ziemlich verrückte vierte Formel-1-Comeback von Nico Hülkenberg
Weil Sebastian Vettel mit Corona beim Saisonstart am Sonntag in Bahrain ausfällt, klingelte Aston Martin beim 34-Jährigen an. Und „Der Colt für alle Fälle“ hat mit schnellen Einsätzen fast schon so was wie Routine …

Er nennt sich selbst scherzhaft „Der Colt für alle Fälle“ oder „Hulkenback“: Nico Hülkenberg (34) ist das Stehaufmännchen der Formel 1 und stieg am Freitag für den coronainfizierten Sebastian Vettel (34) in dessen Aston Martin. Schon das vierte Comeback des Emmerichers, bei dem der Anruf am Donnerstag eine gewisse Routine auslöste. Darüber und was er sich für den WM-Start in Bahrain (Sonntag, 16 Uhr, Sky) vornimmt, berichtet der „Hülk“ von vor Ort.
Am heimischen Frühstückstisch mit Ehefrau Egle Ruskyte und Töchterchen Noemi Sky (sechs Monate) in Monaco klingelte um 9 Uhr das Handy. „Für meine spontanen Kurzeinsätze also verhältnismäßig früh dieses Mal“, erzählt Hülkenberg lachend.
Ein paar Tipps im Flieger

Bei seinem bis dato letzten Comeback im Herbst 2020 für den damals ebenfalls coronainfizierten Racing-Point-Piloten Lance Stroll (23) auf dem Nürburgring erwischte ihn der damalige Teamchef Otmar Szafnauer (57) um 11 Uhr in Köln im RTL-Studio. Von dort ging’s im eigenen Porsche GT2 im Eiltempo in die Eifel zum Qualifying.
Diesmal also Frühstart in Monaco. „Ich habe meine Sachen gepackt, den Helm poliert und bin dann ab zum Flughafen nach Nizza“, erzählt Hülkenberg, der über Amsterdam nach Bahrain düste – Ankunft um kurz nach Mitternacht. „Auf dem Flug habe ich noch mit Ingenieuren und auch mit Seb telefoniert, der mir noch ein bisschen was über das neue Auto gesagt hat – ihm wünsche ich natürlich eine gute Besserung.“
Der Renn-Overall zwickte
Nach einer kurzen Nacht im Teamhotel ging’s per Shuttle zum Wüstenkurs. „Frühstücken und dann um zehn Uhr an die Strecke, früher durften wir wegen der Arbeitsbeschränkungen für die Mechaniker nicht“, berichtet Hülkenberg. Dann die Sitzprobe, die Pedale einstellen, alles noch mal auf Maß setzen.“
Das war für den 1,84-m-Hülk gar nicht so einfach, sogar der neue Rennoverall zwickte. Doch für eventuelle Verspannungen hat er ja einen alten Bekannten an seiner Seite: mit Strolls Physiotherapeut Martin Paul arbeitete er schon ab 2016 bei Force India zusammen.
Um 17 Uhr Ortszeit ging es dann im AMR22 in die erste Trainingssession. Hülkenberg grinsend: „Das wird alles andere als einfach. Die vorherigen Autos kannte ich ja, aber dieses kenne ich ja nur aus dem Simulator. Aber ich werde jetzt natürlich versuchen, das Beste draus zu machen.“
Direktor macht Renn-Hoffnung
Im ersten Training fuhr er auf den harten Reifen (die weichen spart er sich fürs Rennen auf) nur auf Rang 14, war etwa eine Sekunde langsamer als Kollege Stroll, der Sechster wurde.
Trotz des Rückstands macht ihm Performance-Direktor Tom McCullough (46) Mut fürs Rennen: „Auf dieser Strecke kann man gut überholen.“
Was erwartet Hülkenberg, vielleicht sogar seinen 179 Rennen anhaltenden Podiums-Fluch zu brechen? „Nein, ich habe keine großen Erwartungen. Sicherlich habe ich Erfahrung, die mir helfen wird. Ich werde es einfach Runde für Runde angehen.“
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