Sozialbericht : Wo in Berlin die Armut wohnt
Jeder sechste Berliner hat weniger als 1004 Euro pro Monat zur Verfügung.

Die Berliner sind heute etwas stärker von Armut bedroht als vor fünf Jahren, die Brandenburger etwas geringer. Das ist das Ergebnis des 5. Regionalen Sozialberichts des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg. Besonders betroffen sind Alleinerziehende und junge Menschen, die weder einen Schulabschluss noch eine Lehre vorweisen können.
Armutsgefährdung tritt dann ein, wenn eine Person weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat. In Berlin liegt diese Schwelle – auf die Einkommen aller Einwohner der Stadt bezogen – bei 1004 Euro. In Brandenburg liegt der Wert bei 986 Euro, wenn nur die brandenburgischen Einkommen einbezogen werden. Bundesweit beginnt Armutsgefährdung bei unter 1035 Euro, Bezogen auf diesen Wert liegt Brandenburg auf Platz 3 hinter Bayern und Baden-Württemberg, Berlin auf Platz 13 der 16 Bundesländer.
Jeder vierte Neuköllner von Armut bedroht
Das höchste Armutsrisiko Berlins haben die Neuköllner mit 27,4 Prozent, 11,1 Prozentpunkte mehr als im Landesschnitt (16,5 Prozent). Den besten Platz hält Pankow (6,7 Prozent). Während in Berlin also etwa jeder sechste Mensch von Armut bedroht ist, betrifft es in Neukölln mehr als jeden vierten Einwohner. In Brandenburg mit einem Landesschnitt von 13,1 Prozent geht es den Cottbussern (18,2 Prozent) finanziell besonders schlecht, den Einwohnern in Potsdam-Mittelmark am besten (9,4).

In der Bevölkerung sind zwei Gruppen besonders gefährdet. Die erste umfasst junge Leute von 18 bis 24 Jahren, die die Schule ohne Abschluss verlassen und keine Lehre absolviert haben: Von diesen rund 32.000 Menschen sind 45,3 Prozent armutsgefährdet. In Brandenburg sind es 48,8 Prozent von 14.000 Schulabbrechern. Die zweite Gruppe sind die Alleinerziehenden. In Berlin sind 31,9 Prozent von ihnen armutsgefährdet, in Brandenburg 40,4 Prozent.
Der DGB Berlin-Brandenburg fordert deshalb, dass junge Erwachsene beim Übergang von der Schule in den Beruf besser unterstützt werden müssen, um nicht ohne Arbeit oder in prekären Jobs dazustehen. Der Bund solle daher aufhören, Lehrlingslöhne auf Hartz-IV-Leistungen anzurechnen. Sorgen bereite auch die Altersarmut, die in Berlin von 6 Prozent 2005 auf 14 Prozent stieg.