Die neue Arbeitssenatorin von Berlin, Cansel Kiziltepe (SPD), ist für die Vier-Tage-Woche.
Die neue Arbeitssenatorin von Berlin, Cansel Kiziltepe (SPD), ist für die Vier-Tage-Woche. imago/Metodi Popow

Die Vier-Tage-Woche ist gerade in aller Munde. Arbeitnehmer finden’s dufte, Arbeitgeberverbände müssen dagegen erst noch überzeugt werden. Die Berliner Verwaltungsspitze ist allerdings schon jetzt ganz scharf auf die Vier-Tage-Woche.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken fordert derzeit eine friedliche Revolution in der Arbeitswelt: Sie möchte die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich einführen. Jetzt gibt es Unterstützung aus den eigenen Reihen, denn auch die neue Arbeitssenatorin von Berlin, Cansel Kiziltepe (ebenfalls SPD), findet es richtig, dass die Diskussion jetzt intensiver und kontroverser geführt wird, auch in der Berliner Verwaltung, schreibt der Tagesspiegel.

Viele junge Menschen und insbesondere Eltern mit Kindern wünschten sich eine bessere Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Diese Wünsche sollten endlich berücksichtigt werden, sagte sie auf Anfrage. Kiziltepe betonte, dass in den kommenden acht Jahren mehr als 44.000 Mitarbeiter der Berliner Verwaltung in Rente gehen werden, so der Tagesspiegel.

Vier-Tage-Woche ist es wert, erprobt zu werden

Wenn Berlin als attraktiver Arbeitgeber gelten möchte, müssten jungen Menschen gute Angebote gemacht werden, um sie für Verwaltungsjobs zu begeistern. Die Vier-Tage-Woche ist es also wert, in einem Modellprojekt erprobt zu werden.

Der Berliner Autor und Unternehmer Martin Gaedt beschreibt in seinem Buch „4 Tage Woche“, wie die Vier-Tage-Woche erfolgreich umgesetzt werden kann. Hierfür hat er 151 Praxisbeispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz analysiert, darunter fünf aus Berlin.

Ein Beispiel, das ihn besonders beeindruckt hat, ist die „SKS Steuerberatung“ in Charlottenburg, die ihre Arbeitsabläufe rundum erneuert hat. Die Mitarbeiter hätten ihre Stunden von 40 auf 34 Stunden pro Woche reduziert. E-Mails würden nur zweimal am Tag zugestellt, die Telefone zwischen 10 und 12:15 Uhr sowie zwischen 14 und 15 Uhr abgeschaltet („stille Stunde“). Während einer Mittagspause bestehe kein Zugriff auf die Server.

Laut Gaedt hat die SKS „das Spiel geändert und das Ziel erreicht: zufriedenere Mitarbeiter mit mehr Freizeit – ohne Leistungsabfall“, schreibt der Tagesspiegel.

Viele Gründe gegen die Vier-Tage-Woche

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum andere Arbeitgeber die Vier-Tage-Woche kritisieren:

Produktivitätseinbußen: Einige Arbeitgeber befürchten, dass eine verkürzte Arbeitswoche zu einer Produktivitätsminderung führen könnte, da Arbeitnehmer weniger Zeit haben, um ihre Arbeit zu erledigen.

Arbeitskosten: Arbeitgeber sind besorgt, dass eine Vier-Tage-Woche höhere Kosten verursacht, da Mitarbeiter zwar weniger arbeiten, aber trotzdem den gleichen Lohn erhalten.

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Kundenbedürfnisse: In einigen Branchen, wie zum Beispiel in der Kundenbetreuung oder im Einzelhandel, haben Arbeitgeber Schwierigkeiten, die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen, wenn Mitarbeiter weniger Tage pro Woche arbeiten.

Planung: Arbeitgeber könnten Schwierigkeiten haben, die Arbeitszeiten und -pläne ihrer Mitarbeiter zu koordinieren, insbesondere wenn Mitarbeiter unterschiedliche Arbeitstage haben.

Gewohnheiten: Eine Vier-Tage-Woche bedeutet eine Änderung der Arbeitsgewohnheiten und -strukturen, was für Arbeitgeber schwierig zu managen ist.

Allerdings ist zu beachten, dass etliche Arbeitgeber die Vier-Tage-Woche befürworten und der Meinung sind, dass sie eine positive Auswirkung auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die Work-Life-Balance und die Arbeitskultur haben kann.