Oma Lieselotte bekommt Schmerzmittel und wird auf den Tod vorbereitet. Dagegen wehrt sich ihr Enkel, Michael Schulz.<br>
Oma Lieselotte bekommt Schmerzmittel und wird auf den Tod vorbereitet. Dagegen wehrt sich ihr Enkel, Michael Schulz.
Foto: Uhlemann

Wann können Ärzte und Pfleger nichts mehr für Patienten tun und bereiten sie auf den Tod vor? Für den Reinickendorfer Lokalpolitiker Michael Schulz (43, Graue) ist diese Frage gleich mehrfach falsch beantwortet worden.

Seine Oma Lieselotte Schulz (80) wurde nach seinen Angaben zuerst im Pflegeheim und danach im Krankenhaus auf den Palliativ-Status gesetzt. Das heißt, für die Ärzte ist Oma Lieselotte austherapiert, sie bekommt nur noch Schmerzmittel und wird aufs Sterben vorbereitet. „Zu unrecht", sagt Schulz dem KURIER. Für ihn ist die Großmutter noch behandelbar. „Wir erhielten vergangene Woche den Anruf, dass wir uns verabschieden sollen. Lasst meine Oma bitte nicht sterben!"

Der Lokalpolitiker kümmert sich rührend um seine Großmutter.
Der Lokalpolitiker kümmert sich rührend um seine Großmutter. Foto: Thomas Uhlemann

Das war passiert: Lieselotte Schulz lebt schon länger im Pflegeheim, aktuell im „Haus Gartenstadt“ in Rudow. Ihrem Enkel ist ihr Wohnumfeld ein Herzensanliegen, er achtet sehr genau darauf. An Pfingsten muss seine Großmutter allerdings mit Nierenproblemen ins Krankenhaus. Bis zum 3. Juni bleibt sie in der Klinik.

Zurück im Pflegeheim, habe sie nicht mehr essen und trinken wollen, berichtet der Enkel „Ein Arzt setzte sie einfach auf den Palliativ-Status und gab ihr ein Schmerzpflaster mit dem Wirkstoffes Fentanyl, eine sehr hohe Dosis. Wir bekamen lediglich eine Mitteilung auf dem Anrufbeantworter. Mehr Informationen bekamen wir nicht“, behauptet Schulz. Fentanyl ist in der Tat ein sehr starkes Schmerzmittel. Der Arzt wird das später gegenüber dem Enkel bestreiten. Das Pflaster habe er rechtmäßig geklebt, habe sie aber nicht auf den Palliativ-Status gesetzt. Es könnte sein, dass das Pflegepersonal etwas Falsches kommuniziert habe.  Gegenüber dem KURIER möchten sich der Arzt und das „Haus Gartenstadt“ nicht offiziell äußern.

Michael Schulz lässt seine Oma nicht im Stich

Nach einer kurzen Zeit im Pflegeheim muss Lieselotte Schulz wegen Atemproblemen wieder ins Krankenhaus. Diesmal haben die Angehörigen eine andere Klinik ausgewählt, in Treptow-Köpenick.  Sie hat eine Lungenentzündung, zum Glück kein Corona. „Auch hier gaben ihr die Ärzte keine Chance und riefen uns letzten Sonntag an, sagten, dass Oma sterben würde“, berichtet Michael Schulz. Der Enkel beschreibt das Wechselbad der Gefühle: „Wir waren fix und fertig.“

Erst auf Drängen der Familie wurde ihr das Schmerzpflaster entfernt, den Palliativ-Status ist sie jetzt los.  Lieselotte Schulz liegt auf Station  24, Geriatrie. Enkel Michael Schulz hat dem Klinikpersonal dort erlaubt, mit dem KURIER zu sprechen. Doch das Personal möchte lieber mit den Angehörigen reden.

Dann folgt der nächste Schock: Am Dienstag wird bei Lieselotte Schulz (80) ein Schlaganfall diagnostiziert. Doch sie hält weiter durch. „Meine Oma erkennt mich noch, ich lasse sie nicht im Stich“, sagt Michael Schulz.