Diese Berlinerin kocht für die Ärmsten der Stadt
Michaela Trottner steht ein Budget aus Spenden für etwa 80 Essen (drei Euro pro Kopf) zur Verfügung, die montags, mittwochs, freitags und sonntags an die Menschen auf der Straße verteilt werden.

Helfen in der Not: Für Michaela Trottner (58) aus Britz ist das ein Lebensmotto. So zögerte sie nicht lange, als die Tee- und Wärmestube in Neukölln geschlossen wurde und sprang spontan als Köchin ein. Während der Corona-Krise bereitet sie für Obdachlose ehrenamtlich eine warme Mahlzeit zu.
„Wir dürfen die obdachlosen Menschen jetzt nicht vergessen. Sie gehören zu unserer Gesellschaft“, sagt Michaela Trottner während sie 80 Hähnchenschenkel in Marinade einlegt. Sie macht das in einer Gemeinschaftsküche im Haus Britz des Diakoniewerk Simeon, wo sie mit ihrem Mann lebt. Er ist dort als Hausmeister beschäftigt. „Als das Diakoniewerk seine Tee-und Wärmestube schließen musste, war uns klar, dass wir die Menschen von der Straße nicht allein lassen können.“
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Für Michaela und Ehemann Hartmut (62) hat der Alltag seitdem eine Sieben Tage-Woche. An vier Tagen liefern sie das Essen mit ihrem PKW an die Obdachlosen in Neukölln aus, an den anderen sind sie mit Einkaufen und Vorbereiten der Speisen beschäftigt. „Das Problem ist, dass ich nicht mehr in jedem Supermarkt alle Zutaten bekomme und wir oft mehrere anfahren müssen“, sagt sie.
Michaela Trottner steht ein Budget aus Spenden für etwa 80 Essen (drei Euro pro Kopf) zur Verfügung, die montags, mittwochs, freitags und sonntags an die Menschen auf der Straße verteilt werden. Freitag gab es Michaelas hausgemachten Pelkartoffelsalat und dazu marinierte Hühnerschenkel. Eigentlich ist Michaela Trottner gelernte Fachverkäuferin und engagiert sich seit 28 Jahren beim Diakoniewerk Simeon im Eventbereich. „Das Kochen habe ich mir selbst beigebracht“, sagt sie.
Die Arbeit gebe ihr auch Kraft für eigenen Kummer. „Ich kann meine Enkelkinder gerade nicht sehen und kann mich in der Küche vom Schmerz ablenken“, sagt sie. Am Wochenende will sie Ostertüten für Obdachlose packen. „Das Fest soll nicht spurlos an ihnen vorbei gehen“, so Michalea Trottner. Sie sagt: „Wenn ich von den Menschen ein Lächeln zurück bekomme, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.“