Kita mit Abstand: Geht das überhaupt?
Ein Drittel der Eltern hat Anspruch auf Notbetreuung. Wie sieht dort der Alltag mit den neuen Regeln aus?

Sumi balanciert über eine Turnbank. Im Bewegungsraum der Kita an der Pestalozzistraße hat sie gerade viel Platz. Etwa ein Drittel der Berliner Eltern hat derzeit Anspruch auf Notbetreuung. Doch wie sieht der Alltag mit Abstands- und Hygieneregeln aus? Ein Besuch vor Ort.
Zwei Erzieherinnen und ein Erzieher kümmern sich um acht Kinder, darunter ein Mädchen in der Eingewöhnungsphase. Sie kuschelt sich an ihre Mutter, die in den ersten Tagen dabei sein darf. Der schwarze Mund-Nasen-Schutz der Frau erinnert daran, dass die augenscheinliche Normalität keine ist. Es herrscht coronabedingter Ausnahmezustand.
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Sumi gehört zu den 60.000 Kita-Kindern, deren Eltern Notbetreuung angemeldet haben – laut Bildungssenatsverwaltung sind das 36 Prozent aller Kita- Kinder. Anspruchsberechtigt sind alle Alleinerziehenden sowie Eltern mit systemrelevanten Berufen.
Die Kita betreut momentan 16 Kinder, sonst sind es 93, in zwei Gruppen. Sie müssen in zugeteilten Räumen bleiben. Alle zwei Stunden werden die Türklinken, Sanitärräume und Treppengeländer desinfiziert. Die Leitung versucht, die Kita auf kommende Lockerungen vorzubereiten.

Mangelnde Unterstützung für Erzieher
Für die Vorschulkinder, die laut Senatsbeschluss ab 14. Mai in der Notbetreuung berücksichtigt werden sollen, wird die erste Etage frei gehalten. „Die Räume entsprechen am besten dieser Altersgruppe, hier sind zum Beispiel Spiele und Sprachlern-Tagebücher“, sagt Leiterin Mandy Schulze. An manchen Stellen fühle sie sich mit der Aufgabe alleingelassen, weil es zu wenige klare Aussagen gebe. Unklar sei etwa, ob Kinder weniger ansteckend seien als Erwachsene.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die mangelnde Unterstützung der Erzieher. „Es fehlen konkrete Vorgaben, wie die Hygieneregeln umgesetzt werden sollen. Es gibt zum Beispiel keine Regelung zu Masken“, so Sprecher Markus Hanisch. Zudem müssten wegen des wachsenden Betreuungsbedarfs immer häufiger Pädagogen arbeiten, die der Risikogruppe angehören.

Hygiene ist Sache der Kita-Träger
Die Senatsverwaltung für Bildung widerspricht den Vorwürfen. „Wir sind in sehr enger Abstimmung mit den Kita-Trägern und werden uns sicherlich auch noch einmal zum Thema Hygiene und Schutz äußern“, sagt Sprecherin Iris Brennberger. Es gebe unter anderem Empfehlungen des Robert- Koch-Instituts und der Berliner Unfallkasse. Die Hygiene sei aber grundsätzlich Sache der Kita-Träger und die Situation müsse immer individuell betrachtet werden.
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Mandy Schulze sagt, dass sie Glück habe – im Vergleich zu anderen Einrichtungen sei das Personal ihrer Kita sehr jung. „Wir haben den Fachkräften freigestellt, wie schnell sie zurückkommen wollen. Diejenigen, die wir einsetzen, haben als Erstes signalisiert: Wir fühlen uns sicher und freuen uns auf die pädagogische Arbeit.“