Berliner Retter in Finanznöten
Sanitätsdienste haben wegen Corona keine Aufträge für Groß-Events

In Notfällen sind sie immer zur Stelle. Doch die Corona-Krise bringt Berlins Hilfsorganisationen selbst in Nöte. Johanniter, DRK, ASB und Malteser beklagen finanzielle Einbußen. Denn wichtige Aufträge wie der Sanitätsdienst bei Groß-Events brechen weg. Selbst Erste-Hilfe-Kurse dürfen in der Krise nicht stattfinden. Jetzt ist die Politik gefragt.
Johanniter: Ihr Einsatz bei Großveranstaltungen wie dem Karneval der Kulturen und Sport-Events fällt in der Krise aus. „Wir rechnen mit Umsatzeinbußen von 500.000 Euro“, sagt Sprecherin Grit Schreck. Die Johanniter hätten schon Personal für die Einsätze geschult und Vorbereitungen getroffen, doch jetzt war die Mühe umsonst. Eine finanzielle Belastung seien zu Beginn der Krise die explodierten Kosten für Schutzmaterial gewesen – etwa für Masken. Die Preise hätten zeitweise beim Fünffachen gelegen.
DRK: Der Kreisverband Berlin-Zentrum ist besonders hart getroffen. Die Einnahmenverluste allein durch den Ausfall der Reise-Messe ITB beziffert Geschäftsführerin Katja Potzies auf eine Summe im fünfstelligen Bereich. Sie sagt: „Wir mussten Mitarbeiter leider teilweise auch schon in Kurzarbeit schicken.“ Ausgeschriebene Stellen würden nun nicht besetzt. Gudrun Sturm, Vorsitzende des Landesverbands, hofft auf finanzielle Unterstützung durch die Politik – gerade auch wegen des Mehrbedarfs an Schutzmaterial in der Corona-Krise.
ASB: Geschäftsführer Jörg Hinderberger befürchtet Einnahmenverluste „im mittleren sechsstelligen Bereich“. Abgesagte Sanitätsdienste bei Events und ausgefallene Erste-Hilfe-Kurse sind demnach auch für den ASB ein Problem. Hinderberger würde einen „Härtefallfonds“ zur Unterstützung der Hilfsorganisationen begrüßen, wie er in Niedersachsen diskutiert wird. Denkbar sei zudem eine „kostenfreie Ausstattung mit Hygienematerialien und Schutzkleidung für ehrenamtliche, Corona-bedingte Unterstützungsleistungen“.
Malteser: Einschnitte gibt es in der Corona-Krise bei „nahezu allen ehrenamtlichen Diensten der Malteser“, so Diözesangeschäftsführer Henric Maes. Zentrale Einnahmequellen seien bei fortlaufenden Kosten von einem Tag auf den anderen weggebrochen – „die Ausbildung, Sanitätsdienste, Fundraising und Mitgliederwerbung“. In einigen Bereichen würden derzeit Einnahmen in fünfstelliger Höhe wegfallen. „Gleichzeitig sind Zusatzkosten für die Beschaffung notwendiger Schutzausrüstung im sechsstelligen Bereich hinzugekommen“, sagt Maes.
DLRG: Die Wasserretter haben den Vorteil, dass sie sich vor allem durch Jahresmitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren. DLRG-Vorstandsmitglied Christopher Wellner will die finanziellen Folgen der Krise zwar noch nicht abschließend bewerten. Aber er schätzt die Finanzlage als „stabil und gesichert“ ein. Gleichwohl fallen auch beim DLRG alle Erste-Hilfe- und Schwimmkurse weg – und damit Einnahmen.
Unterm Strich: Die drohenden Erlösausfälle der Hilfsorganisationen liegen zusammengerechnet im Millionenbereich. Die meisten Verantwortlichen, die dem KURIER Einblicke gewährten, setzen jetzt auf Gespräche mit dem Berliner Senat. Sie hoffen auf Ausgleichszahlungen.