Interview mit dem Star-Regisseur
Wes Anderson: Die strengen Corona-Regeln waren ein Vorteil
In seinem neuesten Film „Asteroid City“ schafft er es mal wieder, von Tom Hanks bis Margot Robbie Hollywoods Who’s who zu einem Ensemble zu vereinen.

In seinem neuesten Film „Asteroid City“ schafft er es mal wieder, von Tom Hanks bis Margot Robbie Hollywoods Who’s who zu einem Ensemble zu vereinen. Denn Wes Anderson gilt als Künstler, das Mitwirken in seinen Filmen als Ritterschlag. Bryan Cranston nannte das Set in der Wüste Spaniens „das Traum-Ferienlager für Schauspieler“ – für das selbst eine Scarlett Johansson für die Minimum-Gage von 4000 Dollar pro Woche antrat. Im Comedy-Drama reist eine Gruppe von genialen Nachwuchs-Astrologen in den 50er-Jahren in eine abgelegene Kleinstadt, um einen Meteoriten zu beobachten. Dort werden sie und die übrigen Einwohner Zeugen eines kosmischen Events, das die Welt verändern wird.
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Berliner KURIER: Herr Anderson, was macht Ihren Stil als Filmemacher so außergewöhnlich, dass sich die Megastars um Rollen in Ihren Filmen reißen?
Wes Anderson: Ich denke, jeder von den Schauspielern hat da seine eigene Meinung. Aber ich gehe in die Drehs nur mit einem ungefähren Plan, einer Outline. Alles Inhaltliche ist am Set improvisiert. Die Emotionen, die Ausdrücke, welche Gefühle sie mit ihren Charakteren erzeugen wollen, das überlasse ich jedem Schauspieler selbst.
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Wie kann man sich das Improvisieren beim Dreh vorstellen?
Zum Beispiel ist Jason Schwartzman (er spielt eine der Hauptrollen als der Kriegsfotograf Augie Steenbeck) jeden Tag im Kostüm zum Set gekommen, auch wenn er keine Szenen hatte. Und dann habe ich ihn spontan doch irgendwo in einer Szene eingebaut, was ich vorher gar nicht geplant habe.

Glauben Sie eigentlich, dass es außerirdisches Leben im All gibt?
Meine eigene Meinung ist da nicht wirklich relevant. Ich habe bei meinen Nachforschungen vorm Dreh unglaublich viel über Außerirdische in akademischen Schriften gefunden. Stephen Hawkins hat einmal gesagt, dass es numerisch unmöglich ist, dass es kein außerirdisches Leben gibt. Und dieser Mann kannte sich mit Zahlen aus (lacht).
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Sie haben in einem früheren Interview gesagt, dass die Corona-Pandemie den Film beeinflusst hat. Meinen Sie damit die Schwierigkeiten beim Dreh?
Ich meinte, inhaltlich. Wir haben das Drehbuch während der schlimmsten Phase von Corona geschrieben. Deshalb ist es kein Zufall, dass es in der Story eine Quarantäne gibt. Und beim Improvisations-Prozess spielt ja auch immer der Moment mit, in dem wir gerade leben. Die Realität ist unser Filter. Grundsätzlich waren die strengen Corona-Protokolle für den „Asteroid City“-Dreh ein echter Vorteil.
Wieso das?
Wir mussten alle die ganze Zeit zusammenbleiben. Wir haben abends immer gemeinsam an einem langen Tisch Dinner gegessen, umgeben von der Wüste. Ich liebe es, wenn man zu einer eingeschworenen Truppe wird, weil das sich direkt auch positiv auf den Film auswirkt.

Sie sind ein Regisseur alter Schule und kein großer Freund von CGI (Computer Generated Imagery/3D-Animation, Anm. d. Red.). Würde das Ihnen nicht das Filmemachen aber sehr erleichtern?
Ich bin wirklich oldschool und bevorzuge es, auf dieselbe Art und Weise Filme zu drehen, wie sie schon in den 1930er-Jahren gedreht wurden. Mir würde es nie in den Sinn kommen, Sets oder Szenen nachträglich digital hinzuzufügen. Die ganze Atmosphäre am Set verändert sich mit Greenscreen und CGI-Technik. Wir haben das lieber alles in der Wüste gebaut. Scarlett Johansson hat gesagt, sie hat sich gefühlt wie in einem Theaterstück – und genau das war meine Absicht. Es war perfekt für „Asteroid City“!
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Was treibt Sie an, Filme zu drehen?
Ich leihe mir das Zitat der jungen Ballerina aus dem Film „Die roten Schuhe“. Sie wird gefragt, „Warum tanzt du?“, und antwortet mit „Warum lebst du?“.
Eine sehr philosophische Antwort.
Ich könnte noch hinzufügen, dass mir der Dreh von „Asteroid City“ klargemacht hat, wie sehr ich Schauspieler mag und wie gerne ich um sie herum bin. Sie sind anders als die restliche Crew auf mysteriöse Weise miteinander verbunden. Nicht von ungefähr spielt im Film jeder Schauspieler einen Schauspieler, der wiederum eine Rolle mimt.

Standen Sie selbst auch schon einmal vor der Kamera?
Ich habe mal in einer Werbung mitgespielt. Für American Express. Es gibt sie noch auf YouTube und ich finde sie ziemlich gut!
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Lassen Sie durch Ihre Filme Ihre eigenen Träume Realität werden?
Das ist eine sehr gute Frage! Meine Träume sind auf jeden Fall in meinen Filmen enthalten. Denn manchmal kommen mir die Lösungen für offene Fragen im Drehbuch in meinen Träumen. Dann wache ich auf und rufe: „Das ist es!“. Oft ist es dann allerdings doch nicht praktikabel, manchmal schon.
Sind Sie vor Premieren Ihrer Filme nervös?
Nein. Für mich gibt es nichts Aufregenderes, als zum ersten Mal zu erleben, wie die Zuschauer auf meine Produktion reagieren.