„Wer zum Teufel möchte so lange leben!?“
Clint Eastwood, Sohn eines Stahlarbeiters aus San Francisco, steht seit über 60 Jahren vor der Kamera. Jetzt wird der Hollywood-Haudegen 90.

Als kleiner Junge habe er mit seinem über 90 Jahre alten Großvater viel Zeit verbracht und dabei gedacht, ,Jesus, wer zum Teufel möchte so lange leben’ witzelte Clint Eastwood in der Talkshow von Ellen DeGeneres unlängst. Heute hat der Hollywood-Haudegen selbst die 90 erreicht – was er vermutlich ignoriert. „Er hasst seinen Geburtstag“, erzählte seine Tochter Alison der Zeitschrift „Closer“. Er wolle nur arbeiten, sein Leben genießen, aber nicht feiern.
Clint Eastwood, Sohn eines Stahlarbeiters aus San Francisco, steht seit über 60 Jahren vor der Kamera. Seine Karriere begann 1959 als Cowboy in der Westernserie „Rawhide“. Dann machte er als unbarmherziger Rächer in Sergio Leones Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“ und „Zwei glorreiche Halunken“ und als knallharter Polizist („Dirty Harry“) Furore.

Er schätze es, mit Filmarbeit Geld zu verdienen, erzählte er in der britischen Show „This Morning“. Um möglichst lange im Geschäft zu sein, habe er neben der Schauspielerei auch mit Regie angefangen. „Ich dachte, eines Tages schaue ich auf die Leinwand und sage ,Das ist genug Eastwood, mach besser etwas anderes’.“ So sei er Regisseur geworden.
Nach zig Action-Rollen, meist als wortkarger Held, zeigte Eastwood in den 90er Jahren als Darsteller und Regisseur eine einfühlsame und komplexere Seite. In der Romanze „Die Brücken am Fluss“ war er der Liebhaber einer einsamen Ehefrau, gespielt von Meryl Streep. Eastwood hatte den Film auch produziert und Regie geführt.

Mit dem Westernepos „Erbarmungslos“ (1993) und dem Box- und Sterbehilfedrama „Million Dollar Baby“ (2005) kam er in Hollywood schließlich zu höchsten Ehren. Seine vier Oscars gewann er als Produzent und Regisseur mit diesen beiden Werken. Eastwood produziert schnell und preiswert. „Million Dollar Baby“ drehte er in 37 Tagen mit einem Budget von nur 30 Millionen Dollar. „Ich habe Glück, dass ich noch arbeiten kann“, bedankte sich das Multitalent in der Oscar-Nacht 2005 für seinen doppelten Sieg. Fast jedes Jahr stellte er seither ein neues Regiewerk vor – zuletzt „Der Fall Richard Jewell“.
In Hollywood genießt der Alt-Star längst Kultstatus – und ist in der liberalen Film-Metropole zugleich Außenseiter. Auf „politische Korrektheit“ legt der Ex-Bürgermeister des kalifornischen Ortes Carmel keinen Wert. Einerseits setzt er sich für liberale Anliegen wie die Homo-Ehe ein, andererseits unterstützt er im Wahlkampf traditionell die Republikaner, 2016 auch Donald Trump. In Februar übte Eastwood aber öffentlich Kritik an Trump. Die Innenpolitik sei „zankhaft“ geworden, sagte er dem „Wall Street Journal“. Er wünschte sich, Trump würde sich manierlicher benehmen, „ohne zu twittern und Leute zu beschimpfen.“
Der zweifach geschiedene Eastwood ist Vater von acht Kindern mit sechs Partnerinnen. Als er 2018 die Premiere seines Films „The Mule“ feierte, brachte er unter anderem seine Söhne Scott und Kyle, Tochter Alison, Ex-Frau Maggie Johnson, eine Enkeltochter und Freundin Christina Sandera zu dem Empfang in Los Angeles mit.