Schreckliche Kindheit

Warum Andrea Sawatzki mit zwölf Jahren ihren Vater umbringen wollte

Als Kind musste die Schauspielerin Andrea Sawatzki ihren demenzkranken, gewalttätigen Vater pflegen. Jetzt spricht sie über die unfassbar schwere Zeit.

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Die Schauspielerin Andrea Sawatzki blickt auf ihre viel zu schwere Kindheit zurück.
Die Schauspielerin Andrea Sawatzki blickt auf ihre viel zu schwere Kindheit zurück.Gartner/Imago

Die Schauspielerin Andrea Sawatzki hatte bereits früher über ihre viel zu schwere Kindheit gesprochen, jetzt gibt sie noch mehr über das traurige Kapitel in ihrem Leben preis. 

Andrea Sawatzki war noch ein Kind, als ihr Vater, der Journalist Günther Sawatzki, an Alzheimer erkrankte. Als Elfjährige war sie gezwungen, ihn zu pflegen, wie sie im Interview mit der Zeit berichtet. Ihre Mutter arbeitete als Nachtschwester. Andrea war allein mit dem Vater, der mit fortschreitender Krankheit zunehmend gewalttätig wurde.„In den Jahren, als ich ihn pflegen musste, war da irgendwann nur noch Angst und Widerwille. Und auch Hass“, erinnert sich die 62-jährige Schauspielerin.

Im Gespräch mit der Zeit beschreibt Sawatzki die Gewaltausbrüche des Vaters. Nach einem Streit sei sie vor ihm geflüchtet und über einen Teppich gestolpert. „Mein Vater hat mich gepackt und sich auf mich gesetzt, so rittlings. Er hat mich festgehalten und mir immer wieder ins Gesicht geschlagen. Mit seinem Ehering hat er mir die Augenbraue aufgeschlagen. Es hat furchtbar geblutet.“

Andrea Sawatzki überkam ein Glücksgefühl, als der Vater starb

Als ihr Vater 1978 starb, habe sie ein unbeschreibliches Glücksgefühl überkommen. „Wenn das Hass war, was ich empfand, dann habe ich meinen Vater unermesslich gehasst. Ohne die Krankheit hätte ich ihn sicher genauso sehr lieben können.“

Lange hatte sie wegen ihrer Beziehung zu ihrem Vater Schuldgefühle: „Ein zwölfjähriges Kind will seinen Vater umbringen.“ Aber es sei ihr gelungen, „die kleine Andrea in den Arm zu nehmen. Und ihr zu sagen: Du bist nicht so schlimm, wie du denkst.“

Andrea Sawatzki mit Ehemann Christian Berkel im Sommer 2025 bei einer Filmpremiere in München
Andrea Sawatzki mit Ehemann Christian Berkel im Sommer 2025 bei einer Filmpremiere in MünchenNikita Kolinz/Imago

Sie habe Angst davor gehabt, Mutter zu werden, sagt Andrea Sawatzki im Interview mit der Zeit. Wegen ihrer traumatischen Kindheit. „Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht lieben kann. Dass ich keine Geduld habe. Es war wohl auch die Angst, wieder eingeschlossen zu werden in so eine Wohnung.“

Christian Berkel und ihre Kinder geben ihr Kraft

Ende der 1990er-Jahre lernte die Schauspielerin ihren Kollegen Christian Berkel (67) kennen, seither sind sie ein Paar. 2011 haben sie geheiratet. Die beiden haben zwei Söhne, die Familie lebt in Berlin. „Ohne meine Kinder wäre ich nicht imstande gewesen, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen und die Geister der Vergangenheit hervorzuholen. Ohne meine Familie hätte ich dieses Leben nicht überlebt. Ich hätte mir niemals verziehen.“

Ihre Kindheit hat die ehemalige „Tatort“-Kommissarin Andrea Sawatzki auch in ihren Romanen „Brunnenstraße“ (2022) und „Biarritz“ (2025) verarbeitet.