Naomi Campbell präsentiert die Frühjahr/Sommer 2020-Kollektion des französischen Modehauses Saint Laurent auf der Fashion Week. 
Naomi Campbell präsentiert die Frühjahr/Sommer 2020-Kollektion des französischen Modehauses Saint Laurent auf der Fashion Week.  Foto: Vianney Le Caer/Invision/AP/dpa

Wer Naomi Campbells Biografie lesen will, garniert mit ikonischen Fotos wie jenen von Peter Lindbergh, auf denen sie als Josephine Baker über den Strand tanzt, der muss 2.500 Euro dafür berappen. Ja, hallo?! Selbstverständlich gibt es ein handsigniertes, exklusives Werk über das Supermodel nicht auf dem Grabbeltisch, sondern nur in limitierter Auflage zum Spitzenpreis.

Und irgendwie passt das ja auch ganz gut zu Naomi Campbell – dem Weltstar, der Diva, die so berühmt ist für ihre Schönheit, ihren makellosen Körper und ihr unbändiges Temperament. Am Freitag wird Campbell, die 1988 das erste schwarze Model auf dem Cover der französischen Vogue war, 50 Jahre alt. Sie gehörte zur ersten Supermodel-Generation in den 90er-Jahren, aber während man ihre Gefährtinnen von damals, Claudia Schiffer, Cindy Crawford, Christy Turlington oder Linda Evangelista, heute nur noch selten auf dem Laufsteg sieht, war Campbell nie weg vom Catwalk. Wieso denn auch? Für Naomi gibt es keine Altersgrenze.

Als sie 1985 in ihrer Geburtsstadt London von einer Agentin der Zeitschrift Elle als Model entdeckt wird, ist sie noch minderjährig – und ihre Mutter strikt dagegen. Das Mädchen soll die Schule fertig machen, nicht in eine Branche geraten, in der es so viele unseriöse Agenturen gibt. Aber Campbell setzt sich durch, so, wie sie es immer tut. Mit 16 fliegt sie zu Aufnahmen nach Paris, lernt dort den tunesischen Designer Azzedine Alaïa kennen, der sie mit Tina Turner, Jerry Hall und Grace Jones bekannt macht.

Der britische Designer John Galliano (2.v.l.) posiert mit Models Linda Evangelista (l), Naomi Campbell (3.v.l.), Giselle Bündchen und Amber Valletta
Der britische Designer John Galliano (2.v.l.) posiert mit Models Linda Evangelista (l), Naomi Campbell (3.v.l.), Giselle Bündchen und Amber Valletta Foto: Bruno Pellerin/Maxppp/epa/dpa

Die Tochter einer Jamaikanerin und eines jamaikanisch-chinesischen Vaters muss immer wieder mit Vorurteilen und Diskriminierung kämpfen. „Als ich anfing, wurde ich wegen meiner Hautfarbe für bestimmte Shows nicht gebucht. Ich habe mich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen“, schreibt Campbell in ihrer Biografie. „Ich verstand, was es bedeutete, schwarz zu sein. Man musste sich extra anstrengen. Man musste doppelt so gut sein.“

Campbell wurde zu einem der berühmtesten und gefragtesten Models der Branche

Dass sie zu den berühmtesten und gefragtesten Models der Branche wurde, sie, die früher oft die einzige Schwarze in den Shows war, hat sie ihrem unbedingten Willen zur Selbstdarstellung zu verdanken. Ihre Freundinnen Turlington und Evangelista unterstützten sie: „Sie sagten bestimmten Designern, wenn sie sie in ihrer Show haben wollten, müssten sie auch mich buchen. Diese Art von Unterstützung war einmalig.“

Campbell ist bekannt für ihr karitatives Engagement, aber auch für ihre Verbindungen mit den Mächtigen dieser Welt, die nicht immer folgenlos blieben: 2010 musste sie wegen eines Diamantengeschenks vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gegen Liberias Ex-Diktator Charles Taylor aussagen.

Es war nicht ihr erster Auftritt vor Gericht: Viermal wurde sie wegen Körperverletzung verurteilt. Aus ihren Fehlern habe sie gelernt, sagt sie. Sie war in Therapie, in Selbsthilfegruppen. „Ich möchte im Licht bleiben“, erklärte sie im vergangenen Jahr. Und da gehört sie schließlich auch hin.