Vergewaltigungsprozess

Jury spricht Harvey Weinstein schuldig

In zwei Anklagepunkten wegen wiederholter sexueller Angriffe wurde der 67-Jährige allerdings freigesprochen.

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Harvey Weinstein im Gerichtssaal.
Harvey Weinstein im Gerichtssaal.

Im Vergewaltigungsprozess gegen Harvey Weinstein hat die Jury den ehemaligen Hollywood-Mogul wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa am Montag. Die Geschworenen hatten dem Obersten New Yorker Gericht nach tagelangen Beratungen ihre Entscheidung mitgeteilt.

In zwei Anklagepunkten wegen wiederholter sexueller Angriffe wurde der 67-Jährige laut der Nachrichtenagentur AFP dagegen freigesprochen. Die zwölf Geschworenen befanden Weinstein zudem lediglich der Vergewaltigung in einem minder schweren Fall schuldig, nicht der schweren Vergewaltigung. Weinstein drohen auf Grundlage des Schuldspruchs fünf bis 29 Jahre Gefängnis. Bis zur Verkündung des Strafmaßes am 11. März muss er in Haft bleiben. Richter James Burke lehnte einen Antrag der Verteidigung ab, den einstigen Hollywood-Mogul wegen gesundheitlicher Probleme gegen Kaution auf freiem Fuß zu lassen. Weinstein soll aber in einer Krankenstation untergebracht werden. Seine Anwälte kündigten nach dem Schuldspruch an, das Urteil anfechten zu wollen.

Seit 2017 haben Weinstein mehr als 80 Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In dem weltweit beachteten New Yorker Prozess geht es seit Januar aber vor allem um zwei Anschuldigungen: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oral-Sex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Der Prozess gilt als Meilenstein der sogenannten "MeToo"-Ära, die von dem Fall ausgelöst wurde. Unter diesem Schlagwort sammelten unzählige Frauen in aller Welt ihre eigenen Erfahrungen mit chauvinistischen Sprüchen, unflätigem Verhalten und sexueller Gewalt, die sie in den Geschichten der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wiedererkannten.

Verteidigung gab Zeuginnen eine Mitschuld

In den vergangenen Wochen versuchte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Bild von angeblichen Handlungsmustern Weinsteins zu zeichnen - nämlich das eines gewissenlosen Triebtäters, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen, der ihnen für Sex Karrierehilfe versprach und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr zwang.

Die Verteidigung hingegen gab den Zeuginnen eine Mitschuld und stellte Weinstein als Opferrolle dar. Frauen hätten ihn über Jahrzehnte wegen seines Einflusses und Geldes ausgenutzt und seien sich ihrer Handlungen und Signale an ihn bewusst gewesen. Jeglicher Sex habe einvernehmlich stattgefunden.