„Bares für Rares“-Moderator Horst Lichter erzählt im KURIER: So war meine Zeit im Schweigekloster
Der Moderator verrät auch den Grund, warum er in seiner Show nichts verkaufen wollen würde.

Immer gut gelaunt. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen. So kennen TV-Zuschauer Horst Lichter seit Jahren. Aber kann der Mann auch anders? Der Frage ist er selbst nachgegangen – auf eine besondere Art und Weise. Jetzt hat er ein Buch darüber geschrieben. Im exklusiven KURIER-Interview erzählt der Geschichtensammler, wie er sich selbst gern bezeichnet, von der Suche nach der inneren Ruhe und seine Erfolgsshow „Bares für Rares“.
KURIER: Ihr Buch trägt den Titel „Ich bin dann mal still“ – wer Sie nur aus dem Fernsehen kennt, fragt sich sofort, wie das gehen soll. Horst Lichter und still?
Horst Lichter: Da gebe ich Ihnen Recht. Darum kam der Verlag auch auf mich zu. Viele Menschen wandern derzeit den Jakobsweg, gehen nach Nepal in ein Kloster oder suchen einfach Ruhe. Der Verlag wollte also jemanden finden, dem man das nicht zutraut und der trotzdem bereit ist, so ein Experiment zu machen und ehrlich darüber zu schreiben.
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Und dann haben sie Sie in ein Kloster gesteckt?
Ich war von der Idee total begeistert und war völlig frei von Vorurteilen. Aber: Ich hatte eine ganz andere Idee vom Kloster. Im Nachgang sage ich: Die Menschen, die da sind, die fühlen sich sehr wohl und sind da richtig. Für mich war es falsch. Ich war vergangenen Sommer da, acht Tage. Und ich habe nicht abgebrochen.

„Bares für Rares“-Boss Horst Lichter über den Lärm in seinem Kopf
Bereut haben Sie es aber nicht?
Auf keinen Fall. Wäre es ein Kloster gewesen, wie ich es erwartet hätte, wäre es ein anderes Buch geworden. Ich weiß nicht, ob es dann so interessant und heftig geworden wäre. Ich war völlig frei, alles so aufzuschreiben, wie ich es empfunden habe.
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Was bedeutet für Sie „still sein“?
Darüber habe ich viel nachgedacht: Ist Ruhe schon Stille? Ist Friede Stille? Oder ist es nur Geräuschlosigkeit? Für mich ist Stille, wenn man bei sich ist. Das kann auch inmitten vieler Menschen sein. Wenn man in sich ruht und seinen Frieden hat, dann ist es schon still.
Sind Sie zu dieser Erkenntnis im Kloster gelangt?
Im Schweigekloster hatte ich drei Stufen der Erfahrung: An den ersten drei Tagen war ich damit abgelenkt, mich zu wundern und zu amüsieren über das, was ich da erlebe. Die nächsten Tage waren ein Kampf mit dem Lärm in meinem Kopf, obwohl ich gar nicht geredet habe. Da merkt man erst, wie laut es dort ist, wenn man keinen Fernseher, kein Smartphone und auch sonst nichts hat, das einen ablenkt. Erst danach kam die dritte Stufe: Da habe ich die Stille in mir gefunden und den Gedanken freien Lauf gelassen.
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In welchen Situationen sind Sie privat still?
Ich bin ein Mensch, der nicht dem nachjagt, was heute so unendlich viele tun. Ich muss nicht ständig präsent sein, ständig gut aussehen und ständig Erwartungen erfüllen. So war ich noch nie. Wenn ich privat bin, bin ich privat. Dann ist mein Schnäuzer nicht nach oben gezogen, dann trage ich die Haare offen. Dann trage ich Klamotten, in denen ich mich wohl fühle und dann bin ich so, wie ich als Arbeiterkind war und wie ich als Jugendlicher war. Die Social-Media-Generation steht ja schon morgens auf und muss allen erzählen, wie gut sie geschlafen hat. Die leben ja häufig kaum noch in der echten Welt. Also werden sie wohl auch keine Ruhe haben und nicht zu sich finden. Kein Wunder, dass Burn-out so weit verbreitet ist. Jeder denkt, er muss immer das Beste geben und alle Erwartungen ringsherum erfüllen.

Haben Sie außer ihrem Faible für Oldtimer eine private Sammelleidenschaft?
Ich habe 100.000 Bücher. Ich liebe Bücher, seit meiner Kindheit. Ich habe in jedem Raum eine kleine Bibliothek und in der Garage eine riesengroße. Gelesen habe ich sie aber nicht alle. Das schaffe ich vom zeitlichen Rahmen her nicht. Ich kaufe gerne Bücher wie Bildbände von Künstlern. Ich habe auch immer Zeitungen und Zeitschriften gesammelt.
Horst Lichter: Ich könnte meine Schätze niemals nicht bei „Bares für Rares“ verkaufen
Warum?
Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Wir waren arm und hatten kein Geld. Aber wir waren glücklich und vermutlich besser ernährt als andere. Wir haben unser Gemüse selber angebaut und hatten Kaninchen und dies und das. Da war also alles bio und Mama hat immer frisch gekocht. So bin ich groß geworden. Also habe ich immer, wenn jemand Zeitungen oder Bücher wegwerfen wollte, diese aufgehoben – unterm Bett. Mit Büchern und Zeitschriften kann man die Welt bereisen. Man kann mit seiner Fantasie so schöne Dinge machen. Bücher sind so wertvoll.
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Wie sieht es mit Antiquitäten aus?
Die Zeit habe ich hinter mir gelassen mit meinem Lokal, der ‚Oldiethek‘. Da hatte ich Sammlungen ohne Ende, alles und querbeet. Aber das war immer in meinem Laden. Privat habe ich schon immer weitaus aufgeräumter gelebt als man denkt. Wir mögen Kunst, aber wir haben nicht die Wände zugepflastert. Wir mögen schöne Möbel, aber ich sitze zu Hause nicht auf einem 200 Jahre alten Sofa. Unser zu Hause ist schon clean, aber gemütlich. Ich würde nie der Gefahr unterlaufen, zum Messi zu werden. Sobald eine Sammlung zu groß werden oder mich belasten würde, würde ich sie auflösen.
Gibt es irgendwas, das Sie aus Ihrem Privatbesitz am liebsten einmal zu „Bares für Rares“ tragen würden?
Nein! Da ticke ich anders. Die Dinge, die ich schon lange Zeit habe – von Papa oder Opa – von denen würde ich mich niemals nicht von trennen. Da würde ich nicht einmal wissen wollen, was sie wert sind. Und wenn ich Dinge anschaffe, interessiert mich viel mehr, was sie mir wert sind, als was der Marktwert ist. Da brauche ich keine Wertfindung, damit möchte ich sie mir nicht zerstören.

„Ich bin dann mal still. Meine Suche nach der Ruhe in mir“
... ist das neue Buch von Horst Lichter. Deutschlands beliebtester TV-Koch und Moderator begibt sich darin auf eine Reise in die Stille und zu sich selbst: Ein Lebensratgeber voller Ruhe, Kraft und Entschleunigung, aber auch voller Humor, Augenzwinkern und Lebensfreude. Verlag: Knaur Balance, ISBN: 978-3-426-67604-2, 18 Euro