Thilo Mischke (43) wurde vor einigen Wochen als neuer Moderator der ARD-Sendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ vorgestellt, ab Februar soll der Autor und Journalist durch die erste Sendung führen. Doch genau das versuchen eine Menge Leute jetzt zu verhindern …
Heftige Kritik am neuen „ttt“-Moderator Thilo Mischke
Der Aufschrei der Community war groß, als die ARD ihren neuen „ttt“-Moderator verkündete. Prompt hagelte es jede Menge kritische Kommentare. Hier ein paar Beispiele von vielen:
„Mich interessiert wie er an diese Position gekommen ist? Wer ist für eine derartige Auswahl an Moderation verantwortlich? Wer lebt so hinterm Mond?“
„Also wow, @ttt_titel_thesen_temperamente, da fällt mir wirklich gar nichts mehr ein. Wie beschämend, eine solche Wahl zu treffen! WIE egal können euch Frauen sein?“
„Spannende Wahl. Bin damit leider raus. Wer über 50 Prozent der Menschheit spricht und schreibt wie über Gebrauchsgegenstände, steht für einen Kulturbegriff, der dazu beiträgt, Frauen in allen Bereichen des Lebens abzuwerten. Gab es wirklich niemand anderen, der Zeit hat?“
Der Grund für den Aufschrei: Vor allem Thilo Mischkes 2010 und 2013 erschienenen Bücher „In 80 Frauen um die Welt“ und „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“, in denen er sich sexistisch, misogyn und rassistisch sowie über Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien äußert.
Ernste Gespräche, „um die Vorwürfe zu prüfen“
Zunächst hielt die ARD an der Entscheidung für Thilo Mischke fest, doch dann veröffentlichte der Instagram-Account von „ttt auf einmal ein Statement, in dem sich das Magazin an die Community wendet. Es habe Unterstützung, aber auch kritische Rückmeldungen gegeben, heißt es darin. „ttt“ versichert: „Wir hören euch.“ Soll heißen: „ttt versteht sich als Magazin und Social-Media-Marke, die sich konsequent mit Themen wie Sexismus und toxischer Männlichkeit auseinandersetzen. Ein Blick in unseren Feed zeigt das. Feministische Perspektiven prägen unsere Arbeit und werden es auch weiterhin tun. Diese Werte sind nicht verhandelbar.“
Die Kritik werde ernst genommen und es gebe aktuell ernste Gespräche, „um die Vorwürfe zu prüfen“. Nun benötige das Magazin Zeit: „Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus.“

Boykott und offener Brief an die ARD
Einigen geht das offenbar nicht schnell genug. Laut dem Tagesspiegel hat sich Mischke in der Vergangenheit nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend von diesem distanziert. Deshalb haben sich nun 100 Autorinnen, Autoren und Kulturschaffende zusammengeschlossen und wenden sich in einem offenen Brief an die zuständige Programmdirektion der ARD, in dem sie die Wahl für Thilo Mischke scharf kritisieren.
„Deshalb sind wir bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung ‚ttt – titel thesen temperamente‘ nachhaltig beschädigt wird. Wir wünschen uns für das Kulturfernsehen enthusiastische und an Kultur interessierte Moderator*innen, die sensibel und empathisch in der Lage sind, auf Gegenwartsdiskurse zu antworten und der Komplexität aktueller Kulturdebatten gerecht zu werden. Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung ‚ttt – titel thesen temperamente‘ schließen wir deshalb für uns aus“, heißt es in dem Brief beim Tagesspiegel.
Im Jahr 2022 hat die ARD die Erklärung „Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterzeichnet, womit sie sich verpflichtet hat, aktiv gegen Sexismus einzutreten. Jetzt wird sich zeigen, wie ernst diese Verpflichtung wirklich genommen wird. ■