KURIER-Interview

„The Crown“-Star Elizabeth Debicki: Ich habe mich gefürchtet, Lady Di zu spielen

Warum die Schauspielerin am Boden zerstört war, als sie das Drehbuch zum ersten Mal las, verrät sie im KURIER-Interview.

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Die australische Schauspielerin Elizabeth Debicki am 12. November in Los Angeles. 
Die australische Schauspielerin Elizabeth Debicki am 12. November in Los Angeles. Michael Tran/AFP

Seit der vergangenen Staffel von „The Crown“ schlüpft sie in die Rolle von Prinzessin Diana. Und so wie der Rest der Welt wusste auch Elizabeth Debicki, welch schreckliches Schicksal in der jetzt angelaufenen sechsten Staffel der Kultserie droht. Weshalb die 33-Jährige es auch mehr als eine Woche nicht übers Herz brachte, das Drehbuch zu öffnen. „Ich habe wirklich Furcht verspürt, es aufzuschlagen“, erzählt Debicki. „Ich wusste ja, was kommen wird und was ich zu spielen habe. Wie unendlich traurig es für mich auf einer menschlichen Ebene sein wird, Dianas Ende darzustellen. Und natürlich auch, Goodbye zu meiner Rolle zu sagen.“

KURIER: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das Drehbuch letztendlich gelesen haben?

Elizabeth Debicki: Ich war am Boden zerstört. Aber es hat auch etwas anderes in mir ausgelöst. Ich habe beschlossen, mich nicht wie sonst so akribisch genau vorzubereiten. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben kann als mit … ich habe mich einfach in die Rolle von Princess Di hineinfallen lassen.

Sie haben also improvisiert?

Ich hatte ursprünglich geplant, nach dem Ende der fünften Staffel abzuschalten und Diana aus meinem Kopf zu verdrängen. Doch das war am Ende unmöglich. Weshalb ich das Gefühl hatte, noch tiefer mit meiner Rolle verwurzelt zu sein, als ich zum Set kam. Kurz vor der ersten Szene kamen mir dann aber tiefe Zweifel an meinem Bauchgefühl. Bis ich „Action“ hörte – und alles kam dann wirklich wie von allein zusammen. Es war eines der wildesten Gefühle, die ich als Schauspielerin je erlebt habe.

Verspürten Sie eine innere Verantwortung gegenüber Diana, sie so gut wie nur möglich darzustellen?

Ja, von Anfang an! Ich war absolut darauf fokussiert, Diana so authentisch wie es nur geht zu zeigen. Ich wollte ihre Essenz, was sie als Mensch ausmacht, für die Zuschauer rüberbringen.

Elizabeth Debicki als Lady Diana in „The Crown“
Elizabeth Debicki als Lady Diana in „The Crown“Netflix/dpa

Sie waren erst sieben Jahre alt, als Diana verunglückt ist. Können Sie sich noch an sie erinnern?

Ich erinnere mich, dass ich diese schöne Prinzessin auf den Titelseiten von Frauenmagazinen an der Supermarktkasse bewundert habe. Und ich kann mich deutlich daran erinnern, wie traurig meine Mutter war, als die Trauerfeier im Fernsehen lief. Ich habe das damals als Kind nicht wirklich verstanden, weshalb es Mama so mitgenommen hat. Ach ja, ich erinnere mich noch genau an die Gesichter von Harry und William bei der Beerdigung. Die Jungs waren so traurig – das ist bei mir hängen geblieben.

Haben Sie beim Rollenstudium etwas über Diana erfahren, was Sie überrascht hat?

Ja! Ich habe mich mit Menschen, die ihr sehr nahestanden, unterhalten. Und bei allen von ihnen war besonders Dianas Humor und ihre Verspieltheit in Erinnerung geblieben. Sie hatte immer eine witzige, schlagkräftige Antwort auf Lager und hat sich oft über sich selbst lustig gemacht. Sie war dazu unheimlich intelligent und hat sich nie selbst etwas vorgemacht.

Wie ist Ihr Bild von Diana als Mutter?

Alles, was ich von ihren Freunden gehört und gelesen habe, zeigt für mich eindeutig, wie viel Freude sie mit ihren Jungs hatte. Wie gerne sie die beiden in ihrer Nähe hatte und wie eng ihre Verbindung war. Ihre Kinder waren ihr Mittelpunkt, ihr ganzes Herz. Das wollte ich mehr als alles andere gut herüberbringen.

Elizabeth Debicki als Lady Diana und liebende Mutter ihrer Söhne William (Rufus Kampa) und Harry (Fflyn Edwards) in „The Crown“
Elizabeth Debicki als Lady Diana und liebende Mutter ihrer Söhne William (Rufus Kampa) und Harry (Fflyn Edwards) in „The Crown“Daniel Escale/Netflix/dpa

Dianas extreme Berühmtheit führte am Ende zu ihrem traurigen Schicksal. Wie gehen Sie persönlich mit dem Thema Ruhm um?

Ich finde das Konzept Ruhm oder auch Prominenz einfach nur merkwürdig. Von außen betrachtet scheint es erstrebenswert zu sein. Es gibt einem mehr Zugang zu Dingen, von denen wir denken, dass wir sie unbedingt brauchen. Das ist ein Trugschluss. Die negativen Konsequenzen von Ruhm können schrecklich für Menschen sein.

Vor welchen negativen Konsequenzen fürchten Sie sich?

Es klingt nach Klischee, aber das Wichtigste im Leben ist die Privatsphäre. Sie ermöglicht es, dass man Menschen ganz privat lieben kann. Privatsphäre ist auch die Quelle von mentaler Gesundheit. Nur wenn du dich mental gut fühlst, kannst du dich als Mensch weiterentwickeln. Und durch Ruhm verlierst du als Erstes die Privatsphäre. Das sieht man ja auch bei Diana!

Wie würden Sie Diana als Menschen zusammenfassen?

Sie brauchte es, andere Menschen zu lieben. Deshalb war es ihr auch ein großes Anliegen, anderen zu helfen.

Zum Schluss drängt sich die Frage auf: Sind Sie inzwischen wieder ganz Elizabeth oder haben Sie noch immer ein Stück Diana in sich behalten?

Vor einigen Wochen hätte ich zu Ihnen gesagt, dass ich mich ganz von der Rolle habe lösen können. Doch seitdem ich mit den Medien über meine Rolle rede, habe ich realisiert: Diana steckt noch immer in mir. Das wird noch sicher einige Zeit so bleiben. ■