So war die Golden-Globes-Nacht! Leider ohne eine Auszeichnung für Berlinerin Helena Zengel
Wegen der Corona-Pandemie lief die Gala in Hollywood diesmal weitgehend virtuell ab, die Nominierten wurden von Standorten in aller Welt zugeschaltet.

Warterei nervt. Vor allem, wenn man 12 ist. So spannend es für Helena Zengel war, in Berlin die „Golden Globes“ per Schaltung aus Los Angeles zu verfolgten, sie war natürlich auf eines gespannt: Hatte sie mit ihrem Film „Neues aus der Welt“ den Preis für beste Nebendarstellerin gewonnen? Für die Antwort auf diese Frage musste Deutschlands jüngster Hollywoodexport sich – da Berlin zeitlich neun Stunden Los Angeles voraus ist – die Nacht um die Ohren schlagen.
Endlich um 19.10 Uhr Ortszeit löste sich die Spannung. Leider nicht mit einem Freudenschrei. Statt Helena Zengel hatte Jodie Foster – einst ein Kinderstar wie sie – gewonnen. Was ging in dem Moment in ihr vor? Sie ist schon viel zu sehr Profi, als dass man es ihr hätte anmerken können.
Ein kleiner Trost: Die Berlinerin war an diesem Tag auf dem Titel der Los Angeles Times verewigt. Mit einer ganzseitigen Anzeige für ihren Film.

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Was Helena nicht sehen konnte und was sie vermutlich auch nicht interessiert hätte, waren sieben Seiten weiter eine andere ganzseitige Anzeige. Aufgegeben von der Anti-Rassismus-Aktion „Time's Up“. Die beklagte sich, dass es in der 87-köpfigen Hollywood Foreign Press Association „nicht ein einziges schwarzes Mitglied“ gibt.

Zwar hatten die Golden Globe-Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler im Vorfeld signalisiert, dass sie ihre Gags nicht durch Politik verwässern wollten, doch ganz kamen sie an der Kritik nicht vorbei. Was als erstes ins Auge fiel: Beide – obwohl eine in Los Angeles und die andere in New York – trugen übereinstimmend schwarz. War das eine Anspielung auf die „Time's Up“-Kleiderordnung von 2018, als damals bei den Globes gegen Gewalt und Missbrauch gegenüber Frauen demonstriert wurde.

Fey und Poehler liessen die Golden Globe-Veranstalter nicht ungeschoren, aber verpackten Seitenhiebe in Witze. Die Auslandsjournalisten wurden zu „Europäischen Spinnern“ deklariert und ein deutsches Mitglied sei „in Wahrheit eine Bratwurst, der man ein Gesicht aufgemalt hat“.
Zufall, aber dennoch passend. Die ersten beiden Preisträger (als beste Nebendarsteller in Film und Fernsehen) sind schwarz – John Boyega und Daniel Kaluuya.
Pannen bei der Audioübertragung
Fey und Poehler hatten die Show gespriesen, dass es a) auch ohne Publikum im Saal ging (abgesehen von Ersthelfern gegen Covid, die geimpft und getestet eingeladen worden waren) und b) die Sieger sich direkt von zu Hause für die Ehre bedanken konnten. a) wirkten die Social Distancing Tische vor der Bühne echt kalt und b) konnte Daniel Kaluuya sich erst im zweiten Anlauf mit seiner Dankesrede Gehör verschaffen. Im Laufe des Abends rissen die Probleme mit den Audioübertragungen nicht ab.
Wobei sich die Zuschauer entscheiden konnten: war es unterhaltsam, Pannen wie bei Catherine O-Hara (die Comedy-Siegerin aus „Schitt's Creek“ hätte den Kampf gegen den Ton fast aufgegeben) hinzunehmen, oder sah man lieber ein klar vorab aufgenommenes „Dankeschön“ wie bei „Bester Song“-Siegerin Diane Warren. Erfrischend jedenfalls wie Mark Ruffalo, zum besten Darsteller in der (limitierten) Serie „I Know This Much Is True“ gekürt, während seiner eloquenten Rede die Kinder um sich herum spielen ließ.

Bei „The Crown“ war die Umgebung eh egal. Mit ihren vier Golden Globes („Diana“ Emma Corrin, „Prinz Charles“ Josh O'Connor, Beste Drama-Serie und Gillian Anderson als Margaret Thatcher) präsentierten sich die Royals wie es sich gehört – perfekt.
Die zeitlos schöne und erfolgreiche Jane Fonda gab mit der Ehrung für ihr Lebenswerk dem Showbusiness eine über „Time's Up“ hinausgehende Vision auf den Weg: Jeder muss seine Verantwortung daran tragen, dass sich die Gegensätze in unserer Welt ausgleichen.

Die „Golden Globe“-Götter hörten offenbar zu. Es war ein offenes Geheimnis, dass Chadwick Boseman die Ehrung als bester Filmschauspieler (für seine Rolle in „Mia Rainey's Black Bottom“) verdient hatte. Er bekam sie. In meinen fast 40 Jahren als Mitglied der Hollywood Foreign Press Association habe ich niemals weder vorab oder danach verraten, wem ich meine Stimme für eine „Golden Globe“-würdige Leistung gegeben habe. Chadwick Boseman ist diese Ausnahme wert. Es war seine letzte Rolle im Leben und er verkörperte in ihr ein echtes Hollywood-Credo: Sein Bestes zu geben für die Filmkunst.