So überredete Al Pacinos Großmutter den Schauspieler zur Rolle als Michael Corleone!
Eigentlich wollten die Studios Al Pacino nicht - und der wollte eine andere Rolle. Letztendlich fand aber zusammen, was zusammen gehört.

Er gilt als der beste Film aller Zeiten. Am 24. August 1972 kam „Der Pate“ in unsere Kinos und machte den bis dahin unbekannten Al Pacino zum Weltstar. Dabei wollten die Studiobosse unbedingt einen bekannteren Schauspieler für die Hauptrolle als Michael Corleone haben. Doch Regisseur Francis Ford Coppola setzte sich durch. Zum 50. Jubiläum blickt Pacino (82) noch einmal zurück auf den Streifen, der sein Leben für immer veränderte.
Wie oft haben Sie den Film eigentlich schon gesehen?
Pacino: Ich bin ein wenig zu alt, um mich genau daran zu erinnern. Aber das letzte Mal liegt schon etwas zurück. 10 Jahre. Ich habe die DVD zuhause für meine jüngeren Kids angemacht. Der Erfolg war mäßig, meine Tochter ist dabei eingeschlafen (er lacht das heisere Pacino-Lachen). Und ich wurde mal wieder daran erinnert, wie alt ich geworden bin.
Wissen Sie noch, wann Sie „Der Pate“ das erste Mal gesehen haben. War es bei der Premiere?
Nein. Francis Coppola hat mir gleich nach Ende der Dreharbeiten den ersten Schnitt des Films vorgeführt. Er war noch nicht mal ganz fertig.

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Und Ihre Reaktion?
Ich fand ihn sehr gut. Nur was mich betraf – es war einfach schrecklich.
Sie fanden sich selbst schrecklich?
Egal wo ich hingeschaut habe. Ich dachte nur, was mache ich da bloß? Ich habe meine Gedanken dazu dann aufgeschrieben und sie später Coppola überreicht. Drei Seiten lang. Er hat sie nie gelesen. Weil er wusste, dass er einen wundervollen Film produziert hatte.
Glauben Sie heute auch noch, dass Ihre Darstellung so schlecht ist?
Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, fairer zu mir zu sein. Bis heute brauche ich eine Vorführung mit der Reaktion von Zuschauern, um wirklich zu verstehen, wie der Film geworden ist. Es ist wie mit einem Gemälde. Du siehst dein Bild wirklich erst dann, wenn du ein paar Schritte zurück machst. Man braucht Distanz, um das Gesamtbild zu begreifen – insbesondere, wenn man jung ist.
Sie sind heute eine Hollywood-Legende. Können Sie sich noch an Ihr Leben vor Michael Corleone erinnern?
Ich wohnte in einem kleinen Loch und schlug mich nebenher als Hausmeister des Gebäudes herum. Ich konnte mir damals nur ein einziges Audition-Foto von mir leisten. Es war allerdings ein sehr gutes Bild und ich habe es mit Pflaster an die Tür geklebt.
Und dann kam das Angebot Ihres Lebens.
Stimmt. Francis Ford Coppola hatte mich in einem Theaterstück am Broadway gesehen und mich nach San Francisco eingeladen. Ich habe fünf Tage mit ihm und seinen Freunden herumgehangen. Es waren ein paar Kids mit großen Ambitionen. Steven Spielberg, George Lucas, Martin Scorsese und Brian DePalma.
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Laut Gerüchten war es die Ehefrau von George Lucas, die Coppola überzeugt hat, dass Sie wegen Ihrer Augen der perfekte Michael Corleone sind.
Mein Schlafzimmerblick. Der war’s!
Haben Sie direkt zugesagt, als Coppola Ihnen die Rolle von Michael Corleone angeboten hat?
Nein. Ich sagte zu Francis, dass ich lieber Sonny spielen würde. Doch die Rolle hatte bereits James Caan. Und er wollte mich unbedingt als Michael.
Und Sie haben Sich überreden lassen?
Ich verrate Ihnen jetzt etwas, was ich noch nie erzählt habe. Ich habe die Rolle am Ende angenommen, weil ich mit meiner Großmutter telefoniert habe.
Wie bitte?
Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen und wollte ihr sagen, was gerade passiert war. Ich rief an und sagte „Granny, ich soll in ‚Der Pate‘ mitspielen“. Sie sagte nur „Oh“ und hat einfach aufgelegt. Eine halbe Stunde später rief sie zurück und sagte: „Ich wollte dir nur sagen, dass dein Großvater in einem Ort namens Corleone geboren wurde“. Da wusste ich, dass das Schicksal für mich entschieden hat.
Wäre es nach den Bossen der Paramount Studios gegangen, wären Sie niemals Michael Corleone geworden.
Nein. Sie wollten mich von Anfang an nicht und mich dann auch nach zwei Wochen direkt wieder feuern. Aber Coppola hat an mir festgehalten und extra meine wichtigste Szene, wo ich als Michael zwei Männer im Restaurant erschieße, vorgezogen. Ich hätte am liebsten alles hingeworfen, aber dieser Mann hat mir klargemacht, dass er mich für die Rolle brauchte.
Er hat mit Leib und Seele um seinen Michael Corleone gekämpft.
Francis Coppolas Leidenschaft ist der Hauptgrund, warum wir heute hier sitzen und 50 Jahre „Der Pate“ feiern. Ich werde nie vergessen, wie ich am Anfang des Drehs abends nach Hause gehen wollte und Francis auf einen Grabstein sitzen sah. Er hat geheult, wie ein Schlosshund. Weil der Produzent ihm nicht erlauben wollte, die Beerdigungsszene aus einem zweiten Winkel zu drehen. Da wusste ich: Das kann nur ein großartiger Film werden, wenn der Regisseur wegen so etwas sich die Augen ausheult!