Schmerzen nicht ernst genommen

Selma Blair: Arzt riet ihr, sich einen Freund zu suchen – weil er MS-Symptome nicht richtig deutete

Die 51-Jährige ist überzeugt, dass „Vorurteile gegen Frauen“ eine Rolle gespielt haben, dass ihre Multiple Sklerose erst nach mehreren Jahrzehnten festgestellt wurde.

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Schauspielerin Selma Blair leidet an Multipler Sklerose.
Schauspielerin Selma Blair leidet an Multipler Sklerose.Jordan Strauss/Invision/AP/dpa

Kein Wunder, dass sie auf Ärzte nicht gut zu sprechen ist. Bei Selma Blair wurde 2018 Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Doch die Schauspielerin hatte schon Jahre davor an „unglaublichen Schmerzen am ganzen Körper“ und schweren emotionalen Schwankungen gelitten, für die kein Experte die richtige Erklärung hatte.

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Stattdessen wurde das Leiden der Patientin nicht ernst genommen und diese sogar noch beleidigt. Im TV-Interview mit „Meet the Press“ enthüllte Blair, was ihr ein Arzt an den Kopf geworfen hatte „Er sagte ernsthaft ‚Vielleicht brauchst du mal einen Freund!! Ich habe danach nur geweint und geweint. Ich konnte das einfach nicht verarbeiten. Was sollte ich denn mit dieser Info anfangen?‘“

Der Star aus Hitfilmen wie „Natürlich blond“ begann, an sich selbst zu zweifeln: „Ich wusste, dass meine Schmerzen echt waren. Doch ich begann mir einzureden ‚Du bist übersensibel und alles ist ok mir dir. Reiße dich zusammen, du faules Etwas!‘“

Selma Blair litt jahrelang an Schmerzen

Die 51-Jährige ist überzeugt, dass „Vorurteile gegen Frauen“ eine Rolle gespielt haben, dass ihr MS erst nach mehreren Jahrzehnten festgestellt wurde. Denn als Mädchen und junge Frau war sie nur bei männlichen, älteren Ärzten in Behandlung: „Diese kannten sich scheinbar nicht gut mit der Psyche von Girls aus und haben alles Negative der Menstruation in die Schuhe geschoben.“

Im Nachhinein weiß sie, dass sie bereits als Kind die ersten Anzeichen von neurologischen Problemen hatte. Sie litt ständig an Gleichgewichtsstörungen, Taubheit in ihrem Bein, Kopfschmerzen und Fieberschüben. Blair: „Ein Junge aus meiner Klasse hatte genau dieselben Symptome. Innerhalb einer Woche haben sie bei ihm ein MRT durchgeführt – bei mir kam das nie in Frage. Da hieß es dann, Selma macht nur einen auf Drama-Queen.“

Inzwischen ist medizinisch belegt, dass MS bei ihr den vorderen Stirnlappenbereich beschädigt hat. Mit dem Resultat, dass sie an starken Stimmungsschüben leidet: „Ich habe deswegen manchmal hysterische Lach- oder auch Weinanfälle bekommen. Mitten in der Nacht oder auch vor Leuten.“

Worauf ihr Antidepressiva verschrieben wurden und sie ihre „persönliche Hölle“ mit Alkohol betäubte: „Ich habe bereits mit 7 Jahren im Keller angefangen, zu trinken. Ich habe hier und da eine kleine Pause eingelegt, um bei Drehs zu funktionieren.“ Sie gibt dem Alkohol auch schuld, warum sie im Privatleben eine Pleite nach der Anderen durchmachen musste: „Man kann nichts über sich selbst und seine Bedürfnisse erfahren kann, wenn man nicht voll in seinem Körper anwesend ist.“

Als sie mit 46 die MS Diagnose bekam, war es für sie wie eine Erlösung: „Ich war so erleichtert, dass da endlich etwas war, war ich verstehen und behandeln lassen konnte. Es hat ein weiteres Jahr gedauert, bis klar war, dass ich MS Symptome auch schon in meiner Kindheit hatte.“ Nach einer intensiven Behandlung hat Blair zurzeit nur noch leichte Symptome. ■