Sie sollte sexy sein

Regina Halmich: „Kollegen sagten mir, Frauen dürfen nicht boxen“

Regina Halmich war eine der erfolgreichsten Boxerinnen der Welt. Als Frau hatte sie es aber besonders schwer, wie sie dem Berliner KURIER erzählt.

Author - Julia Nothacker
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Regina Halmich setzt sich für Gleichberechtigung ein.
Regina Halmich setzt sich für Gleichberechtigung ein.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Fragt man nach der erfolgreichsten deutschen Boxerin, fällt sofort ihr Name: Regina Halmich (47). Sie war Europameisterin im Super-Fliegengewicht, Weltmeisterin der „Women International Boxing Federation“ (WIBF) im Junior-Fliegengewicht und zweimal WIBF-Weltmeisterin im Fliegengewicht. Insgesamt bestritt Halmich 56 Profikämpfe, von 48 Weltmeisterschaftskämpfen konnte sie 46 für sich entscheiden. Im Jahr 2022 wurde sie als fünfte Frau in die „International Boxing Hall of Fame“ aufgenommen.

Regina Halmich wirbelte den Boxsport ordentlich auf

Eine beachtliche Karriere, die noch beeindruckender erscheint, weil Regina Halmich eine Frau ist. Denn ja, in den 1990er- und 2000er-Jahren war es alles andere als selbstverständlich, dass eine Frau als Boxerin aktiv ist und noch dazu erfolgreich.

Auf einem Event der Initiative Frauen100, die sich für Empowerment, Frauensolidarität und Gleichberechtigung einsetzt, erinnert sich Regina Halmich am Dienstag (12. Dezember) im Gespräch mit dem Berliner KURIER: „Hier sind heute Abend so viele starke Frauen aus unterschiedlichen Branchen. Wir alle haben eine Gemeinsamkeit, wir wurden mindestens einmal in unserem Leben aufs Frausein reduziert. Gerade ich als Profi-Boxerin. Das ging damals ja gar nicht, weil der Boxsport eine der männlichsten Sportarten schlechthin war. Diese Theorie habe ich zum Glück mächtig durcheinandergebracht, aber auch nur deshalb, weil ich immer selbst an mich geglaubt habe. Ich hatte viele Zweifler und Kritiker, und wenn ich immer auf die gehört hätte, wäre ich heute nicht dort, wo ich bin.“

In den 1990er- und 2000er-Jahren zählte Regina Halmich zu den erfolgreichsten Boxerinnen der Welt.
In den 1990er- und 2000er-Jahren zählte Regina Halmich zu den erfolgreichsten Boxerinnen der Welt.Christian Schulz

Reginas Botschaft an Mädchen und Frauen

Die ehemalige Boxerin, die 2007 ihre Profi-Karriere beendete, hat es oft erlebt, gegenüber Männern benachteiligt zu werden: „Zum einen haben sich Kollegen damals ganz offensiv geäußert: ‚Frauen dürfen nicht boxen! Das ist unästhetisch, unweiblich. Wir wollen, dass Frauen sexy sind, dass sie roten Nagellack tragen.‘ Zum anderen gab es diese unterschwellige Benachteiligung, die ich gespürt habe. Wo ich gemerkt habe, da stehe ich jetzt nicht in der ersten Reihe, weil ich eine Frau bin, obwohl ich meine Leistung bringe. Irgendwann wurde ich toleriert. Als ich dann Quotenbringerin war, mit über neun Millionen Zuschauern, wurde ich auch akzeptiert. Es war ein langer Weg, aber es hat sich gelohnt, an meine Träume zu glauben. Genau das möchte ich Mädchen und Frauen mit auf den Weg geben. ‚Geht nicht in den Sprint, ihr müsst euch auf Langstrecke einstellen!‘“

Die Kritiker könne man vor allem damit überzeugen, „indem man seine Leistung erbringt“, sagt Halmich. Das habe sie geschafft. Doch auch heute noch gibt es Bereiche, in denen Männer und Frauen nicht gleichgestellt werden. „Beim Thema Bezahlung klafft die Lücke extrem, und das ist einfach nicht in Ordnung. Es ist wichtig, dass es nicht beim Sprechen bleibt, sondern dass wir diese Gleichstellung in die Tat umsetzen.“ ■