Völlig losgelöst
Peter Schilling blickt zum 65. Geburtstag zurück: „Leider gibt es keine Schule für Berühmtwerden“
Mit „Major Tom“ surfte Schilling höchst erfolgreich die Neue Deutsche Welle. Dann folgte der jähe Fall.

Er gehörte zu den großen Stars der Neuen Deutschen Welle: Mit seinem Hit „Major Tom“ hat Peter Schilling Musikgeschichte geschrieben. Auch wenn das inzwischen schon knapp 40 Jahre her und das Lied sein einziger ganz großer musikalischer Erfolg ist – tatenlos ist er nicht, ganz im Gegenteil. Er hat eine erfolgreiche Kinderbuchreihe mit dem Titel „Der kleine Major Tom“ auf den Markt gebracht, gerade ein neues Album veröffentlicht - und an diesem Donnerstag wird er 65. „Ich hab mit 12 angefangen, Musik zu machen und ich kann gar nicht aufhören, Musik zu machen“, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München.
53 Jahre nach diesem Start in die Musikkarriere blickt er mit Erstaunen auf die Zahl, die heute sein Alter nennt. „Ich sehe die Zahl und ich frage mich: Was ist das? Ich verstehe es nicht. Aber ich habe im Moment noch nicht das Gefühl, irgendwas nicht tun zu können. Allerdings werde ich nicht mehr anfangen, Profifußballer zu werden. Ich habe keine Angst vorm Alter.“ Feiern will er trotzdem nicht groß: Corona.
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„Mir persönlich ist in diesen Zeiten nicht zum Feiern zumute. Ich werde mir gedanklich eine innere Kerze anzünden und voller Demut auf mein bisher gelebtes Leben schauen. Das Schönste ist: Ich habe eine Zukunft, und das beruhigt. Ich weiß noch nicht, wie es mit 70 aussieht – das ist spannend. Ich wollte nie wissen, was in fünf Jahren ist.“
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Seinen allerersten Auftritt hatte er einst auf einer Beachparty in Ganderkesee bei Bremen, erinnerte er sich einmal. „Das war die wunderbare Single ‚Gib her das Ding‘ – ein Meisterwerk. Den Text kenn ich heute noch.“ Danach ging es steil bergauf. Anfang der 1980er Jahre der Durchbruch mit dem späteren Klassiker „Major Tom“ über einen Astronauten, der wegen eines unlösbaren Problems in seinem Raumschiff gefangen ist und von dort aus die Erde betrachtet. Das Lied wurde Nummer eins in den Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die englische Version schaffte es in die Top Ten der amerikanischen Musikcharts.

„So ein Erfolg, wie ich ihn über Nacht erlebt habe, ist natürlich ein Einschnitt, ein Schicksalsschlag, eine Schicksalsfügung“, sagt Schilling im dpa-Interview. „Es macht viel mit einem, wenn man auf einmal nicht mehr unerkannt über die Straße gehen kann. Von Erfolg zu träumen oder Erfolg zu haben, sind zwei völlig verschiedene Paar Stiefel. Die ganze Verantwortung findet im Traum nicht statt. Leider gibt es keine Schule für Berühmtwerden. Die müsste es eigentlich geben.“
Auf den steilen Aufstieg folgte aber der jähe Fall, den Schilling psychisch und körperlich zu spüren bekam. Der gelernte Reisebürokaufmann fühlt sich überfordert, nimmt immer weiter ab. „Den Abstieg gab es nicht in Form des beruflichen Daseins, sondern in Form des persönlichen, körperlichen Zusammenbruchs. Ich musste aufhören, sonst würde ich heute nicht mehr hier sitzen. Das war wirklich kurz vor knapp. Ich wog damals 52 Kilo“, sagte er vor seinem 60. Geburtstag. Damals klangen ihm noch die Worte seines Managers in den USA in den Ohren, der gesagt haben soll, Schilling hätte eines Tages im Madison Square Garden, jener berühmten Arena in New York, auftreten können.
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„Es gab viele, viele positive Aspekte am Berühmtsein. Aber man lernt auch den Faktor Neid kennen – vor allem meiner damaligen Erfahrung nach in Deutschland. Der Faktor Neid ist hier sehr präsent. Ich habe aber das Gefühl, je länger der große Hype vorbei ist, desto mehr Respekt wird mir hier in meiner Heimat gezollt“, sagt er.
Eigentlich würde er sein neues Album „Vis Viva“ gerne auf einer Tournee präsentieren. So gut wie dieses sei nämlich noch keins gewesen: „Wohl jeder Künstler sagt immer, das aktuelle Album ist das beste, auch ich habe das Gefühl jedes Mal und so auch dieses Mal. Es ist gesungene Zukunftsforschung, ein wunderschöner Blick auf die Welt.“ Doch auch hier: Corona. Jetzt muss er sich Zeit lassen mit der Tournee.
„Ich hole jetzt die Glaskugel raus und darin sehe ich, dass die meisten Musiker 2022 auf Tournee gehen werden, ich aber nicht. Ich lasse es auf mich zukommen und warte ab und gucke, was die Kollegen so machen. Außer, 80 Millionen Menschen fordern, dass ich auf die Bühne gehe. Dann lasse ich mich überreden.“