Schauspielerin Jamie Lee Curtis
Schauspielerin Jamie Lee Curtis Imago/Cover Images

Mit 19 wurde sie durch den Horrorstreifen „Halloween“ als die „Queen of Scream“ weltberühmt. Nach 44 Jahren spielt Jamie Lee Curtis gerade noch einmal ihre Kultrolle als Laurie Strode in der fünften und letzten Folge „Halloween Ends“. Eine Gelegenheit für die Schauspielerin, die letzten viereinhalb Jahrzehnte noch einmal Revue passieren zu lassen.

KURIER: „Halloween Ends“ bedeutet das endgültige Ende Ihrer Parade-Rolle als Laurie Strode. Wie fühlt sich das an?

Curtis: Ein Ende ist immer hart. Und nach 44 Jahren Goodbye zu sagen ist schwierig. Weil ich mich von den Menschen verabschieden muss, die Laurie und mich lieben. Ich werde diese Rolle sehr vermissen, weil sie mir die Chance gab, diese unerschütterliche, mutige Kriegerin zu sein!

Wenn Sie an das Jahr 1977 denken, in dem Sie für die Rolle ausgewählt wurden …

… dann denke ich nur, wie jung ich war. Gerade 19 und frisch nach der Highschool. Ich war ein Nobody, der einfach noch nichts wusste und nur so getan hat, als ob. Ich war diese Mischung aus verletzlich und unschuldig, wegen der mich John Carpenter für die Rolle auch ausgewählt hat. Ich war die Person auf der Leinwand, mit der die Zuschauer eine emotionale Bindung aufbauen. Sie wollten alle, dass mir am Ende nichts passiert – bis heute.

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Sie haben seitdem Dutzende von sehr erfolgreichen Hollywood-Filmen gedreht. Nervt es Sie, dass man Sie nach all den Jahren noch immer auf Ihre erste Rolle anspricht?

Sie haben ja keine Ahnung! Ohne Laurie Strode wäre ich ein Nichts. Ich hätte weder eine Karriere noch meine Familie. Alles, was ich im Leben liebe, habe ich dieser Rolle zu verdanken. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint, als es mich damals in das kleine, heruntergekommene Büro von John Carpenter auf dem Cahuenga Boulevard in Hollywood geführt hat. Nur wegen dieser Rolle wird es nach meinem Ableben die Schlagzeile „Hollywood-Schauspielerin gestorben“ geben.

Diese ist ja hoffentlich noch sehr weit in der Zukunft!

Ich kann zählen. Natürlich wird es hoffentlich nicht morgen sein. Aber mit 64 werde ich wohl nicht noch einmal 44 Jahre haben, bis es so weit ist. Es ist nun mal so, dass wir alle mal sterben werden.

Lamie Lee Curtis mit Andi Matichak (l.) und David Gordon Green bei der US-Premiere von „Halloween Ends“.
Lamie Lee Curtis mit Andi Matichak (l.) und David Gordon Green bei der US-Premiere von „Halloween Ends“. Imago/Kay Blake

Was haben Sie von Laurie Strode für Ihr eigenes Leben übernommen?

Sie hat Traumatisches durchmachen müssen, aber sie hat sich nie unterkriegen lassen. Diese Qualität hat mich immer inspiriert. Weil sie uns allen sagt, egal was ist, gib nicht auf. Jetzt habe ich gerade den Peter-Gabriel-Song „Don’t Give Up“ im Kopf. Das ist auch mein Motto – und Lauries Vermächtnis.

Ihre Eltern Tony Curtis und Janet Leigh haben Ihnen das Schauspielen vermacht. Welche guten Tipps haben Sie am Anfang Ihrer Karriere von Ihren Eltern bekommen?

Jetzt mal ehrlich, welcher Teenager redet schon gerne mit seinen Eltern über Arbeit? Allerdings hat meine Mutter schon früh erkannt, dass ich unsicher war und mich noch finden musste. Ich wusste einfach nicht, wer ich bin oder wer ich sein sollte. Ich habe alle Styles an Klamotten und Haarschnitten ausprobiert. Mama hat irgendwann mal zu mir gesagt „Sei einfach du selbst“.

Und das haben Sie befolgt?

Ich habe damals natürlich nicht auf ihren Ratschlag gehört. Ich war immer auf der Suche nach dem perfekten Look und konnte mich nicht festlegen. Googeln Sie mich mal – wenn Sie mal so richtig schlechte Outfits und Frisuren sehen wollen (lacht). Zum Glück habe ich mich mit fast 64 endlich gefunden.

Und von Ihrem Vater haben Sie keinen Ratschlag fürs Leben bekommen?

Ehrlicherweise hatten wir keine enge Beziehung, er war ja kaum da. Aber er hat mir am Anfang meiner Karriere dennoch etwas sehr Wichtiges gesagt. Er meinte: „Vergiss nie, wenn du einen Vertrag unterschreibst, dann zählt der bis in alle Ewigkeiten.“ Was er meinte, ist, dass sie die Rechte an meiner Darstellung für ewig haben würden und dass ich deshalb mich immer von meiner besten Seite zeigen sollte.

Horrorfilme wie „Halloween Ends“ haben keine politische Agenda und bringen selbst eine gespaltene Gesellschaft in den Kinos zusammen.

Ich hoffe sehr, das die Zuschauer auch die Botschaft von „Halloween Ends“ verstehen. Nämlich, dass man als Gemeinde oder Gesellschaft zusammenstehen muss, um die größten Herausforderungen im Leben bestehen zu können.

Jamie Lee Curtis als Laurie Strode in „Halloween“ aus dem Jahr 1978.
Jamie Lee Curtis als Laurie Strode in „Halloween“ aus dem Jahr 1978. Imago/Allstar

Glauben Sie, dass man die sehr tiefe Kluft in Amerika noch überbrücken kann?

Wir dürfen einfach die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir das hinbekommen. Ohne Hoffnung sind wir echt gefickt!

Laurie Strode fürchtet den unheimlichen Killer Michael Myers mehr als alles andere. Gibt es in Ihrem eigenen Leben eine Angst, die alle andere in den Schatten stellt?

Ich bin seit 24 Jahren trocken. Und seither kämpfe ich gegen meine größte Angst, dass meine Sucht zurückkehrt. Es gibt nichts Grausameres als eine Sucht, weil sie nur eines will: Dich umbringen. Das ist ihr einziges Ziel. Deshalb kämpfe ich jeden Tag, sie von mir fernzuhalten.