„Notruf Hafenkante“-Star Marc Barthel packt über Boyband-Zeit aus: „Ich wurde ohne Kohle einfach fallen gelassen“
Marc Barthel hat sich von einem Teenie-Idol in einer Boyband zu einem ernst zu nehmenden Schauspieler entwickelt. Der Weg war alles andere als leicht.

Vergleicht man den heutigen Marc Barthel mit Fotos aus seiner Zeit als Boygroup-Mitglied, kann man kaum glauben, dass dies ein und dieselbe Person ist. Unter dem Künstlernamen Jesse D’Lane ließ der heute 33-Jährige von 2006 bis 2009 die Herzen der Teenie-Mädchen höherschlagen. Dann endete die Karriere als Boyband-Schnuckel abrupt – Marc veränderte sich nicht nur äußerlich sehr stark, er zog unter sein Dasein als Jesse auch einen radikalen Schlussstrich.
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Ein paar Jahre später tauchte er als Schauspieler unter seinem echten Namen in Serien wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Verbotene Liebe“ wieder auf. Marc befreite sich erfolgreich vom Boygroup-Image, spielt nun schon seit sechs Jahren die Rolle des Kris Freiberg in der ZDF-Polizeiserie „Notruf Hafenkante“ und gründete eine Familie. Mit Ex-Bachelorette Anna Hofbauer und den zwei Kindern lebt er in Hamburg.
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Kommenden Sonntag (14. Mai) ist Marc Barthel im nächsten „Inga Lindström“-Film „Die Süße des Lebens“ zu sehen (in der ZDF-Mediathek schon jetzt abrufbar). Der Berliner KURIER hat mit ihm über die Dreharbeiten, die besondere Beziehung mit Ehefrau Anna und seine weniger schöne Vergangenheit als Boyband-Mitglied gesprochen.
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Liebesdrama bei „Inga Lindström: Die Süße des Lebens“
Berliner KURIER: Marc, wie lässt sich deine Rolle in „Inga Lindström: Die Süße des Lebens“ beschreiben?
Marc Barthel: Meine Rolle ist ein ganz anderer Typ als der, den ich sonst spiele. Ich bin mal nicht der Polizist oder der tätowierte Assi, den ich sonst oft verkörpere (lacht). Emil ist Rechtsanwalt in Stockholm und kommt zurück in seinen Heimatort, wo er auf seine Jugendliebe Juna trifft. Er steht kurz vor der Hochzeit mit seiner Partnerin, verliebt sich dann aber wieder in Juna, und die Hochzeit platzt. Es entwickelt sich also ein richtiges Liebesdrama.
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Wie waren die Drehabreiten für dich?
Die Dreharbeiten fanden im vergangenen August in Nyköping statt. Es stand wirklich auf Messers Schneide, ob der Film überhaupt noch gedreht werden kann, denn auf einmal hatten alle Corona. Ich war einer der wenigen, die negativ waren, und so musste ich den anderen dann immer das Essen vor die Tür stellen. Aber letztendlich haben wir es doch geschafft, den Film zu Ende zu drehen.
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Warum, glaubst du, sind die „Inga Lindström“-Filme auch nach Jahren noch so erfolgreich?
Ich glaube, besonders in der heutigen Zeit, in der wir immer wieder mit so vielen unschönen Nachrichten konfrontiert werden, ist es den Menschen wichtig, die für eine kurze Zeit am Sonntagabend ausblenden zu können und sich mit was Positivem berieseln zu lassen.
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Familienglück mit Ex-Bachelorette Anna Hofbauer
Du bist privat mit Anna Hofbauer verheiratet. Wie ist es für dich, Liebes- und Kussszenen zu drehen?
Bei mir findet das alles im Kopf statt. Ich persönlich verbinde in dem Moment nichts damit, sondern es handelt sich um eine berufliche Situation. Das ist kein persönlicher Moment voller inniger Liebe wie mit meiner Partnerin. Anna und ich haben gegenseitig sehr viel Respekt davor, dass der andere dazu in der Lage ist, das so zu differenzieren. Sie steht ja ebenfalls auf der Bühne und spielt auch mal Liebesszenen. Es gibt ja viele Schauspieler, die sich am Set verknallen, weil sie so eine intensive Zeit miteinander erleben. Aber ich glaube, wenn man eine gesunde Beziehung und eine Familie hat, dann passiert das nicht so schnell.

Ist es dir denn schon mal passiert, dass du dich in deine Spielpartnerin verguckt hast?
Hm … Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich fand keine von den Frauen attraktiv. Aber fürs Vergucken habe ich viel zu viel Respekt vor meiner Partnerin. Wenn, dann hätte ich die Beziehung auch sofort beendet.
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Wenn man dich und Anna so sieht, hat man das Gefühl, ihr würdet nie miteinander streiten …
Oh doch, das tun wird. Es wäre ja ganz schlimm, wenn man nicht aneinander Kritik üben kann oder nicht mal anderer Meinung ist. Gerade jetzt, wo Anna zu 80 Prozent mit den Kindern alleine zu Hause ist und ich so viel unterwegs bin und drehe, kommt es natürlich schon zu solchen normalen Familienmomenten, in denen man zum Beispiel die Erwartungen des anderen nicht erfüllen kann … Ich finde es ganz wichtig, dass man streiten kann, um dann wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Anna hätte vor Kurzem einen guten Grund gehabt, auf dich sauer zu sein, denn du hast deinen Ehering verloren …
Ja. Ich saß beim Sport und plötzlich fiel mir auf, dass ich meinen Ehering in der Polizeiuniform von „Notruf Hafenkante“ vergessen habe. Meine Rolle ist ja nicht verheiratet, deswegen muss ich den für die Dreharbeiten abnehmen. Ich bin sofort zum Set gefahren, aber da sagte man mir, dass die Hose bereits zweimal gewaschen wurde. Der Ring war also weg. Ich bin dann auch zu einigen Events ohne Ehering gegangen. Also, da hätte man spekulieren können … Aber es ist zum Glück niemandem aufgefallen. Anna war damit jedoch total cool. Aber öfter sollte mir das nicht passieren. Irgendwann würde sie das nicht mehr witzig finden (schmunzelt).
Und wie ist die Geschichte ausgegangen?
Mein Fahrer Gunnar, der mich morgens immer zum Set fährt, ist direkt als er davon gehört hat ins Studio gerast und hat die ganze Garderobe auf den Kopf gestellt, bis er den Ring schließlich in irgendeiner Ecke gefunden hat. Er muss wohl aus der Hosentasche gerutscht sein. Also, dem Gunnar schulde ich noch eine Kiste Bier (lacht).
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Traum und Albtraum in der Boyband Part Six
Also, alles noch mal gut gegangen … Stehen bei dir außer „Inga Lindström“ noch weitere Projekte an?
Oh ja. Ich arbeite das erste Mal nach meinen Boyband-Jahren wieder an eigener Musik und möchte ein Album aufnehmen. Ich war im Januar, Februar in Los Angeles und Miami und war dort mit einem TikTok-Star im Studio. Dadurch habe ich wieder Lust bekommen. In Hamburg habe ich mich dann mal wieder mit meinem alten Kumpel DJ Tomekk getroffen und mit ihm zusammen an neuer Musik gearbeitet. Das ist zwar alles noch nicht spruchreif, aber endlich habe ich meine Liebe zur Musik wiederentdeckt. Ich hatte die nach der Zeit in der Boyband Part Six total verloren.

Warum genau?
Ich bin mit 15 Jahren in diese Maschinerie eingestiegen, in der man einfach nur ein Produkt war. Als ich damals das Casting gewonnen habe und in diese Band kam, dachte ich, das wird für immer so bleiben. Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich hatte auf einmal Fans, die schon im Hotelzimmer auf mich warteten oder vor dem Haus campierten. Vollkommen surreal für einen 15-Jährigen.
Der Druck war riesig, weil damals noch extrem viel Geld in Boybands gesteckt wurde. Wir waren nur unterwegs, wurden da durchgepeitscht, von Interview zu Interview, von Show zu Show. Wir haben kaum was verdient. Aber das war uns egal, denn wir haben diese Arbeit geliebt. Deswegen haben wir erst sehr spät gemerkt, was da eigentlich mit uns gemacht wurde. Dieses Verheizen von jungen Leuten war mir lange Zeit nicht bewusst.
Wir hatten zu der Zeit auch sehr leichten Zugang zu Drogen. Heute kann ich darüber reden. Es war eine Phase, in der man totale Angst hatte, das alles zu verlieren. Und so kam es dann ja auch.
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Was ist dann passiert?
Als wir volljährig waren, wurden wir ohne Kohle einfach fallen gelassen. Der Erfolg hat mit der Zeit nachgelassen. Wir hatten ein furchtbares Management, das überall angeeckt ist. Wir haben immer mehr Partner verloren, die Professionalität ging flöten, immer mehr Mitglieder sind ausgestiegen. Als ich 18 wurde, wurde so ein Druck auf mich ausgeübt. Ich weiß noch, dass ich zu dem Zeitpunkt in Polen in einem Hotelzimmer saß und mir am Abend immer wieder vom Management gesagt wurde, dass ich diesen neuen Vertrag jetzt unterschreiben muss. Noch in der Nacht bin ich abgereist und habe mich nie wieder bei dem Management blicken lassen.
Plötzlich stand ich vor dem Nichts. Ich kam zurück nach Berlin – meine Eltern hatten sich gerade getrennt, ich hatte also zu dem Zeitpunkt kein wirkliches Zuhause. Ich musste wieder bei null anfangen, denn ich hatte ja auch die Schule abgebrochen. Direkt danach hat mich die Bundeswehr eingezogen, das war ein mega Kontrast. Doch genau das hat mich gerettet. Nach zwei Monaten ist man plötzlich wieder ein normaler Typ. Trotzdem habe ich mir hinterher psychologische Hilfe geholt, um das alles aufzuarbeiten.
Bist du wegen der schlechten Bezahlung auch juristisch gegen die Verantwortlichen vorgegangen?
Ich habe hinterher zwar mal mit einem Anwalt gesprochen, man hätte sicherlich dagegen vorgehen können, aber das wäre ein riesiger Prozess geworden. Ich wollte zu der Zeit aber einfach damit abschließen und nichts mehr damit zu tun haben. Ich wollte wieder ein normales Leben haben, bin zur Abendschule gegangen, habe mich erst mal mit Statisterie über Wasser gehalten, und dann hat sich mit der Schauspielerei zum Glück ein anderer Weg aufgetan.
Ich habe die Kurve gekriegt. Aber es hat lange Zeit gedauert, bis ich überhaupt wieder Lust bekommen habe, Musik zu machen. Jetzt plane ich, neben der Schauspielerei auch noch einmal musikalisch anzugreifen.