Im Interview mit dem KURIER

Nikeata Thompson: „Ich bekomme keine Filmangebote, weil ich Schwarz bin“

Nikeata Thompson spricht im Interview mit dem Berliner KURIER darüber, dass Diskriminierung in ihrem Leben leider immer zum Alltag dazu gehört.

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Nikeata Thompson setzt sich für mehr Sichtbarkeit von People of Colour ein.
Nikeata Thompson setzt sich für mehr Sichtbarkeit von People of Colour ein.Uwe-Jens/viadata/imago

„Welche Schwarze hat man das letzte Mal als Ärztin gesehen? Welche Schwarze als sexy Mama? Welche Schwarze als Traumfrau?“, fragt Nikeata Thompson beim Produzentenfest in Berlin im Interview mit dem Berliner KURIER. Fragen, die sich die Deutsch-Britin leider stellen MUSS und die sie sich nicht beantworten kann. Denn Nikeata wird auch im Jahr 2023 noch immer wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert.

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Nikeata Thompson bekam wegen ihrer Hautfarbe keine Schauspielangebote

Zum Produzentenfest am Dienstag (4. Juli) kommt Nikeata in Begleitung einer jungen Dame. „Das ist meine Filmtochter“, stellt sie Sira-Anna Faal vor. Die beiden spielen zusammen in der Coming-of-Age-Serie „Pauline“, die es schon bald bei Disney+ zu streamen gibt. „Ich habe ja selbst noch keine Kinder. Aber wenn ich so eine Tochter hätte, wäre das ein Jackpot“, schwärmt Nikeata weiter von Sira-Anna.

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Nikeata Thompson und Sira-Anna Faal beim Produzentenfest.
Nikeata Thompson und Sira-Anna Faal beim Produzentenfest.Kochan/Eventpress/imago

Doch dass Nikeata Thompson, die schon lange als Unternehmerin und Choreografin - unter anderem seit 2012 für den Friedrichstadt-Palast und seit 2016 für „Germany’s Next Topmodel“ - tätig ist, überhaupt wieder als Schauspielerin zu sehen ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Für sie liegt die Antwort auf die Frage, warum sie nicht öfter ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellt, klar auf der Hand: „Weil es die Anfragen nicht gab, denn ich bin ja nicht Weiß. Das muss man mal ehrlich sagen. Ich weiß nicht, warum das so ist. Da muss man die Verantwortlichen fragen“, sagt Nikeata fast schon resigniert.

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Und weiter: „Meine erste Rolle damals hatte ich in ‚Lollipop Monster‘ mit Jella Haase. Aber danach kam nichts mehr. Deswegen habe ich mich mehr auf meine anderen Talente fokussiert. Aber man muss einfach weitermachen und irgendwann kommt dann das, was man sich erwünscht. Zwischendurch muss man eben auch mal wieder andere Wege gehen und das ist auch okay. Als ich gemerkt habe, ich bin als Backgroundtänzerin nicht mehr gefragt, habe ich eben eine Agentur für Tänzer und Choreografen gegründet. Gleichberechtigung haben wir noch lange nicht. Auch bei Männern und Frauen sind wir noch nicht auf diesem Level. Nur, weil Schwarze jetzt in der Werbung stattfinden, heißt das nichts. Es gibt ja so viel mehr.“

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Diskriminierung auf offener Straße

Dass Nikeatas Hautfarbe eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob sie Film- und Serienangebote erhält, ist aber längst nicht die einzige Diskriminierung, die sie im Leben erfährt. „Ich muss immer aufpassen. Als Schwarze hatte ich früher immer meine Arme verschlossen, wenn ich in ein Geschäft gegangen bin, weil Menschen gesagt haben, ich klaue. Wenn man schon vorab als Täterin gesehen wird, passt man viel mehr auf im Leben. So bin ich durch die Welt gegangen.“

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Im vergangenen Jahr wurde Nikeata auf offener Straße in Berlin von einem Mann beschimpft und unter anderem als „nigerianische Drogenverkäuferin“ betitelt. Eine Passantin filmte den Vorfall und stellte ihn online. Der Mann konnte gefasst werden und wurde wegen Volksverhetzung angezeigt.

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Nikeata Thompson wurde als Kind jamaikanischer Eltern in England geboren und kam mit sechs Jahren nach Deutschland. Sie setzt sich schon lange für Vielfalt in der Gesellschaft ein und veröffentlichte 2021 ihre Biografie mit dem Titel „Schwarz auf Weiss: Trau dich zu träumen und schaff das Unmögliche“, in der sie über ihre Erfahrungen mit Rassismus berichtet.