Moderator am Pranger
RTL feuert Maurice Gajda nach Fake-Vorwürfen zu Tweet von Frauke Petry
Maurice Gajda muss gehen. Nachdem dem Moderator vorgeworfen wurde, einen Tweet von Frauke Petry gefälscht zu haben, beendet RTL die Zusammenarbeit.

RTL trennt sich mit sofortiger Wirkung von Moderator Maurice Gajda. Ihm wird vorgeworfen, einen Tweet der ehemaligen AfD-Politikerin Frauke Petry gefälscht bzw. nicht richtig zitiert zu haben.
Fälschte RTL einen Tweet von Frauke Petry?
Am 16. August hatte erstmals das Onlinemagazin Übermedien über den Vorwurf, dass RTL einen Tweet von Frauke Petry gefälscht habe, berichtet. Es geht um einen Beitrag des RTL-Magazins „Explosiv“ vom 5. August. Darin liest Maurice Gajda dem Sänger Trong Hieu Nguyen und seinen Freunden einen angeblich rassistischen Tweet von Frauke Petry vor. „Ich glaube kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen“, soll Petry damals geschrieben haben.
Ein Tweet, den es so nie gegeben hat, sagt zumindest Frauke Petry. „Wie man mit politisch unbequemen Personen umgeht, demonstriert @RTL_com hier eindrucksvoll. Man denkt sich einen rassistischen Tweet aus, ein Grafiker setzt das um und fertig ist das Fake“, schrieb sie auf Twitter. Als einige User genauer nachfragen, bestätigt Petry, dass sie den Post in dem RTL-Beitrag nie veröffentlicht habe.
Meistgelesen
Blick in die Sterne
Tageshoroskop für Montag, 25. September 2023 – für alle Sternzeichen
Rezept des Tages
Soljanka wie in der DDR: Hier kommt das Original-Rezept
Forscher finden DAS heraus
Studie enthüllt: Wer in diesem Alter in Rente geht, stirbt früher
Simpel und echt lecker
Rezept mit Hackfleisch aus der DDR: So machen Sie Beamtenstippe mit Kartoffelbrei
Wie man mit politisch unbequemen Personen umgeht, demonstriert @RTL_com hier eindrucksvoll.
— Frauke Petry (@FraukePetry) August 15, 2023
Man denkt sich einen rassistischen Tweet aus, ein Grafiker setzt das um und fertig ist das Fake.
@MauriceGajda pic.twitter.com/kWLy0UiVdd
Maurice Gajda erklärte anschließend gegenüber der Bild-Zeitung: „Frauke Petry hat am 4. März 2023 einen Tweet mit dem Text: ,Ich glaube kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen #ESC2023‘ veröffentlicht. Ein Freund aus der LGBTQ-Bewegung hat mir kurz nach der Veröffentlichung den Link zu diesem Post zugeschickt. Da ich meinen Augen kaum trauen konnte, habe ich den Text aus dem Tweet rauskopiert und mit Freunden darüber diskutiert. Kurze Zeit später wurde diese Nachricht wieder gelöscht und der Link, der heute noch besteht, führt ins Leere.“

Maurice Gajda kann den Tweet von Frauke Petry nicht nachweisen
Der angebliche Twitter-Post wird im Beitrag zwar gezeigt, doch dabei handelt es sich um eine grafische Umsetzung. Bedeutet, der Twitter-Post wurde, um ihn im Video-Beitrag auch zeigen zu können, nachträglich erstellt. Der angebliche echte Post findet sich sonst nirgendwo und genau das ist nun auch das Problem. Er habe es versäumt, einen Screenshot zu machen, sagt Gajda. „Unser Reporter hat den Tweet im März gesehen und wortgetreu notiert. Er verbürgt sich dafür. Der Tweet wurde anschließend von Frauke Petry gelöscht, was im Beitrag auch erwähnt wurde“, so verteidigte RTL zunächst seinen Reporter. Für die grafische Umsetzung entschuldigte sich der Sender jedoch.
„Wir arbeiten tagtäglich in einem engmaschigen und mehrstufigen Abnahmeprozess mit der Mindestanforderung eines Vier-Augen-Prinzips. Der grafisch und fälschlich erstellte Tweet bot den verantwortlichen Sende-CvDs keinerlei Anhaltspunkt, um die journalistische Integrität infrage zu stellen. Wir werden unsere journalistischen Guidelines auch diesbezüglich nochmals schärfen.“
Wenig später wurde die Zusammenarbeit mit Maurice Gajda dann zunächst ausgesetzt, um die Vorwürfe zu klären. Möglich ist, dass Gajda hier einen Tweet mit einem anderen verwechselte. Frauke Petry postete nämlich sehr wohl eine fragwürdige Aussage. Dabei ging es aber nicht um Trong Hieu Nguyen, sondern um die Band Lord of the Lost: „Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren ‚vertreten‘ werden wollen …“ Kurze Zeit später löschte sie diesen Post wieder.
RTL beendet Zusammenarbeit mit Maurice Gajda
Vielleicht handelte es sich bei dem angeblichen Tweet auch um einen gefälschten Twitter-Account, den Gajda fälschlicherweise zitiert hat. Ganz klären lässt sich die Situation wohl nicht, weswegen RTL News nun fristlos die Zusammenarbeit mit dem freien Reporter und Moderator Maurice Gajda beendet. Das teilt der Sender in einer Pressemitteilung mit.
Die internen Prüfungen haben „schwere Verfehlungen von Maurice Gajda bei der Erstellung des Beitrags ergeben, die mit den journalistischen Grundsätzen und Richtlinien unseres Hauses unvereinbar sind“. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass es den nachgebauten Tweet so jemals gegeben hat.
„Wir entschuldigen uns bei Frau Dr. Petry. Wir haben Maurice Gajda als engagierten und leidenschaftlichen Reporter kennengelernt. In diesem Fall gibt es aber zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Sie schaden der wichtigen und verantwortungsvollen Arbeit unserer rund 1300 Journalistinnen und Journalisten. Die RTL News stehen mit ihren Nachrichten und Magazinen tagtäglich für journalistische Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Sorgfalt“, sagt Martin Gradl, Co-Geschäftsführer bei RTL News.
Zuvor sprach RTL noch von einem „engmaschigen und mehrstufigen Abnahmeprozess mit der Mindestanforderung eines Vier-Augen-Prinzips“. Bedeutet, dass natürlich mehrere RTL-Mitarbeiter an der Erstellung des Beitrags beteiligt waren. Es ist ganz klar, dass hier was gewaltig schiefgelaufen ist, das so nicht hätte passieren dürfen – und natürlich hat auch Maurice Gajda einen großen Anteil daran. Doch jetzt, wo es einen alleinigen Schuldigen braucht, um aus der Nummer irgendwie unbeschadet rauszukommen, muss ein Moderator für die ganze Misere geradestehen und über die Klinge springen.