Hat ein Herz für Kinder: Michaela Schaffrath beim „RTL Spendenmarathon“ im Jahr 2019. 
Hat ein Herz für Kinder: Michaela Schaffrath beim „RTL Spendenmarathon“ im Jahr 2019.  Foto:  imago images/APress

Blond, drall, leidenschaftlich und unersättlich: Unter ihrem Pseudonym „Gina Wild“ war Michaela Schaffrath über Jahre hinweg das Gesicht der deutschen Pornobranche und genoss internationale Bekanntheit. Bis sie auf dem wortwörtlichen Höhepunkt ihrer Erotik-Karriere beschloss, Porno Porno sein zu lassen und das Ziel fasste, eine seriöse Schauspielerin zu werden. Am Sonntag wird die 1,60 Meter kleine Powerfrau 50 Jahre alt. 

In diesen fünf Jahrzehnten lebte Schaffrath ihrer Biografie nach mehrere Lebensentwürfe. In Eschweiler 1970 als Michaela Jänke geboren, absolvierte sie nach der Realschule eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester im benachbarten Stolberg – und arbeite sieben Jahre in diesem Beruf.

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Als sie ihren ersten Ehemann kennenlernte, eröffnete sich für Schaffrath schließlich eine neue Welt: die der Swingerclubs. Die dralle Blondine hatte offenbar Spaß an der Welt des hemmungslosen freien Sex und begann kurz darauf als Hostess auf Erotikmessen zu arbeiten. Ihren Einstieg in die Porno-Branche begründete schließlich 1997 das Kennenlernen des Sexfilm-Stars Rocco Siffredi auf der Berliner Erotik-Messe „Venus “. 

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Ab 1999 stieg Schaffraths Erfolgskurve in der Erotik-Branche, in der sie sich fortan "Gina Wild" nannte, steil an. Allein in diesem  Jahr erfreute sie ihre Fans mit sechs Porno-Produktionen mit Titeln wie „Maximum Perversum“ oder ihrer gleichnamigen Reihe „Gina Wild – Jetzt wird es schmutzig“. Ihr Körpereinsatz und ihre Darstellung brachten der sexy Blondine schließlich Preise ein: 1999 erhielt sie als Beste Newcomerin den „Venus Award“. Wild drehte fleißig weiter und bekam 2000 einen „Venus Award“ als Beste Darstellerin. 

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Freizügig und sexy: So kannte man Michaela Schaffrath alias „Gina Wild“.
Freizügig und sexy: So kannte man Michaela Schaffrath alias „Gina Wild“. Foto: imago images/APress

Trotz ihres Erfolgs hängte Gina Wild ihre Porno-Karriere kurz darauf an den Nagel. In einem Interview mit dem Tagesspiegel begründete sie einige Zeit später ihren Ausstieg so: „Wenn Sie zwei, drei Jahre im Hardcore-Geschäft arbeiten, wird das ganz schnell zur Routine. Wie jeder andere Job auch. Aber ich will mich weiterentwickeln.“ Sie habe aufgehört, als es am schönsten war und empfand ihre Porno-Karriere als „sehr schöne, sehr prickelnde, sehr geile Jahre.“

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Zweite Karriere als seriöse Darstellerin

Nach der in der Schmuddelbranche gelang Schaffrath eine zweite Karriere – und zwar als seriöse Darstellerin. Als Schauspielerin war sie überwiegend in TV-Produktionen wie „Tatort“, „Hausmeister Krause“, „Polizeiruf“, „Marienhof“ oder „SOKO Köln“ zu sehen. Aber auch in Trash-TV-Formaten wie „RTL Promiboxen“ oder der RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ konnten ihre (alten und neuen) Fans Schaffrath –natürlich bekleidet – bewundern. 

Ab 2010 war Schaffrath regelmäßig in Engagements an Theatern zu sehen und arbeitete ab 2016 auch als Synchronsprecherin. Gutes zu tun liegt ihr zudem sehr am Herzen: Sie ist Botschafterin der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und engagiert sich im Kampf gegen Blutkrebs. Eine zweite Ehe mit einem PR-Berater scheiterte. Heute lebt Schaffrath mit ihrem Partner Carlos Anthonyo in Bremen.

Michaela Schaffrath mit ihrem Lebensgefährten Carlos Anthonyo bei einem Box-Kampf im Jahr 2015. 
Foto: imago images/Christian Schroedter
Michaela Schaffrath mit ihrem Lebensgefährten Carlos Anthonyo bei einem Box-Kampf im Jahr 2015. 

Ihre Vergangenheit als Pornostar will die Blondine nicht leugnen. Rückblickend schlug sie einst in einem Interview mit der Zeitung Welt dennoch nachdenkliche Töne an. Sie wisse, „dass vor dem Fernseher, im Kino oder unten im Theaterpublikum auch einige sitzen und sich fragen, ob ich überhaupt schauspielern kann“, sagte Schaffrath. „Ich will nicht auf diese zwei Jahre meines Lebens reduziert werden. Aber ich werde Gott sei Dank immer seltener deswegen zickig.“