Michael Mittermeier: „Unsere toten Babys durften nicht beerdigt werden“

Erstmals erzählt Michael Mittermeier von den Schicksalsschlägen, die er und seine Frau Gudrun Allwang verkraften mussten: Das Paar verlor vier Babys.

Schwere Schicksalsschläge für Michael Mittermeier und seine Frau Gudrun Allwang: „Meine Frau und ich hatten vier Totgeburten“, erzählte der Comedian am Freitagabend (7. Juli) in der „NDR Talk Show“. So ernst und gleichzeitig komisch hat man Michael Mittermeier selten erlebt.

Michael Mittermeier braucht Humor, um die Dunkelheit zu vertreiben

Bisher hat Mittermeier nie über das Thema gesprochen. Damals im Krankenhaus (das erste Baby starb im Jahr 2005) versteckte er sich unter einem Hoodie und einer Sonnenbrille, damit ihn niemand erkannte, erzählt er. Doch jetzt war Michael Mittermeier bereit dazu. Und es ist auch eine Art Heilung für den Comedian, die Totgeburten auf der Bühne zu thematisieren.

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Es dürfte jedoch bei vielen Menschen auf Unverständnis stoßen, dass Mittermeier in seinem neuen Bühnenprogramm „#13“ auch das Thema Totgeburten aufgreift. Tod und Komik, das passt doch nicht zusammen, denken sich einige. Doch von den meisten seiner Zuschauer erhält der 57-Jährige Zuspruch. Und denjenigen, die seine Beweggründe nicht verstehen, erklärt er in der Talkshow: „Mich fragen manchmal Leute: ‚Muss man die toten Kinder mit auf die Bühne nehmen?‘ Ja, ich hatte die jeden Tag dabei. Ich gehe auf die Bühne mit Humor, um mir auch die Dunkelheit zu vertreiben. [...] Man merkt ja, wenn es einem schlecht geht, dass du dann Jokes machst, um dich zu befreien.“

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Michael Mittermeier befreit aber nicht nur sich selbst, sondern berührt auch seine Zuschauer mit seinem neuen Programm: „Ich hätte das vor zehn Jahren nicht machen können. Ich gehe nach ganz unten und hole die Zuschauer dann aber wieder da raus.“

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Auch auf der Bühne spricht Michael Mittermeier über die schweren Schicksalsschläge.S. Adam/Future Image/imago

„Es war ein fertiges Kind, es war alles da, bis auf den Herzschlag“

Dann erzählt Michael Mittermeier von der Situation, die ihn bei den Totgeburten am meisten beschäftigt hat: „Es war eine ganz krasse Geschichte. Ich bin ja wahnsinnig katholisch aufgewachsen, und bei den Katholiken heißt es ja: Leben entsteht bei der Zeugung, bei der Empfängnis. Es wurde ja nie so behandelt. Du stehst da im Krankenhaus, hast ein Kind verloren und ... Es war ein fertiges Kind, es war alles da, bis auf den Herzschlag. Das ist krass, wenn du ein totes Kind auf die Welt bringst. Das Erste, was mir in den Kopf kam, war irgendwie zum Arzt: ‚Können wir ihn begraben?‘ Der meinte zu mir: ‚Nee, können wir nicht, das ist ja nicht getauft.‘ Ich so: ‚What the fuck, wie jetzt? Wann hätte ich ihn denn taufen lassen sollen, bei der Fruchtwasseruntersuchung hätte ich Weihwasser reinpumpen sollen?‘ Das ist hart. Man kann lachen oder nicht lachen.“

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2007 revidierte der Vatikan die jahrhundertealte Überlieferung, nach der ungetaufte Babys in der Vorhölle landen. Die Tatsache, dass Mittermeier und seine Frau aber zwei Babys vor und zwei Babys nach 2007 verloren, verunsicherte den Komiker sehr. Die toten Babys sollten in einem Massengrab auf dem Innenhof des Krankenhauses beerdigt werden, doch das fand Michael Mittermeier nicht angemessen. Wo und wie das Paar seine Babys letztendlich beerdigte, erzählt Mittermeier nicht.

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Das beste Programm, das Michael Mittermeier je gemacht hat

Doch wie nahmen Michaels Frau Gudrun Allwang, die als Sängerin unter ihrem Künstlernamen Somersault auftritt, und seine inzwischen 15-jährige Tochter Lilly das neue Programm auf? „Meine Frau war drinnen, und auch meine Tochter war dabei. Meine Frau hat mich danach in den Arm genommen und gesagt: ‚Das hast du ganz toll gemacht, das ist wahrscheinlich das beste Programm, das du je gemacht hast.‘“

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Die Beziehung von Michael und Gudrun haben diese schlimmen Schicksalsschläge nicht negativ beeinflusst, im Gegenteil. Die beiden sind seit mehr als 30 Jahren zusammen und haben gerade erst ein zweites Mal geheiratet.