„The Masked Singer“: Ein bisschen Show, der Rest ist Werbung und Zeitschinderei

Während andere der Show den Rücken kehren, hat unsere Kolumnist so viele Folgen gesehen, wie lange nicht.

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Matthias Opdenhövel moderiert „The Masked Singer“.
Matthias Opdenhövel moderiert „The Masked Singer“.dpa/Rolf Vennenbernd

Neben Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ist die Show „The Masked Singer“ wohl das Aushängeschild von Pro7 in der Ära nach dem Karriereende von Stefan Raab als Gastgeber zahlreicher Prime-Time-Events. Und doch regt sich – während die siebte Staffel läuft – immer größerer Ärger. In den sozialen Netzwerken kündigen sogar einige langjährige Fans an, dem Format den Rücken zu kehren. Der Grund: die übermäßige Werbung.

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Nun will es der Zufall, dass ich, während einer Staffel, bei der sich andere schweren Herzens von „The Masked Singer“, so viele Folgen gesehen habe, wie lange nicht. Und daher kann ich nun bei der Werbe-Frage mitreden – und mitmeckern.

So viel Werbung bei „The Masked Singer“

Denn als jemand, der ohnehin kaum lineares Fernsehen schaut, sondern sich meist im reichhaltigen Angebot der Mediatheken oder Streaming-Dienstleister bedient, ist mir Werbung ohnehin Phänomen, dem ich kaum über den Weg laufe. Bei „The Masked Singer“ ist das freilich anders. Ich habe nicht mitgezählt, aber auf Twitter war von ganzen sieben Werbeunterbrechungen in der letzten Show die Rede. Und das in einer Sendung, die über drei Stunden angesetzt war, dann aber ein bisschen überzogen hatte und von 20.15 Uhr bis etwa 23.30 Uhr lief.

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Eine der Masken ist in diesem Jahr die Zahnfee.
Eine der Masken ist in diesem Jahr die Zahnfee.imago/Thomas Schröer

Natürlich, das sagten auch Verteidiger der Show in den Sozialen Netzwerken, koste die Produktion von „The Masked Singer“ viel Geld, das eben über Werbung verdient werden müsse. Das ist einleuchtend, doch es ist nicht nur die schiere Masse der Werbespots zwischen den Gesangsblöcken, die mich als Zuschauer unzufrieden zurückließ. Denn in der neuesten Folge gab es gleich mehrere Publikumsabstimmungen – und diese sorgten immer für ziemlich viel Leerlauf.

Bei „The Masked Singer“ gibt es viel Zeitschinderei

Immer wieder kamen die maskierten und kostümierten Stars auf die Bühne, immer wieder wurde angekündigt, was passieren wird und immer wieder wurde 60 Sekunden gewartet, bis die Leitungen geschlossen waren. Während all das noch einen gewissen Unterhaltungsfaktor hatte und meist mit einem wenigstens in Teilen unterhaltsamen Geplauder überbrückt wird, gab es danach die volle Breitseite an Zeitschinderei. Mit langen Pausen, in denen niemand etwas sagte, im Hintergrund nicht viel passierte, verkündete der ansonsten gute Moderator Matthias Opdenhövel die Ergebnisse der Abstimmungen und ließ dabei Minute um Minute verstreichen.

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Sollte der Zweck der langen Pausen gewesen sein, die Spannung ins unermessliche zu steigern, bei mir hat es nicht geklappt. Viel mehr habe ich mich gefragt, ob es nicht vielleicht ein Trick der Produktion gewesen ist, die „The Masked Singer“-Show künstlich so zu verlängern, dass noch ein Werbeblock mehr reinpasst.

Im Fußball, wo Zeitschinderei auch ein Problem ist, wird immer wieder auch von Datenanalysten die Netto-Spielzeit gemessen, also die Zeit, die der Ball tatsächlich im Spiel ist. Vielleicht wäre das auch eine Idee für die nächste Folge von „The Masked Singer“. Abgezogen werden dann neben den Werbeblöcken, Matthias Opdenhövels Schweigepausen auch die Anmoderationen für die Werbung und die letzten 60-Abstimm-Sekunden. Wie viel dann von den gut drei Stunden noch übrig bleibt, dürfte ernüchternd sein.

Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.