Wie divers ist die Modebranche wirklich?

Marie Nasemann im Interview: „Plus Size für die Quote? Nein, danke!“

Marie Nasemann schaut sich nur noch selten eine Fashionshow an. Der Podcasterin sind diverse Models dort einfach zu wenig vertreten, wie sie im Interview mit dem Berliner KURIER erzählt.

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Marie Nasemann will keine perfekt bearbeiteten Models mehr sehen.
Marie Nasemann will keine perfekt bearbeiteten Models mehr sehen.Panama Pictures/imago

Marie Nasemann wurde 2009 durch ihre Teilnahme bei „Germany’s Next Topmodel“ bekannt, inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Schauspielerin, Autorin und Podcasterin. Obwohl Marie auch heute noch als Markengesicht von Werbekampagnen fungiert und die Cover deutscher Magazine ziert, als klassisches Model arbeitet die Zweifachmutter schon länger nicht mehr. Die 34-Jährige sucht sich ihre Werbepartner mittlerweile gezielt aus und versucht, die zu meiden, die sie perfekter machen als sie ist. Vor kurzem sprach sich Marie ganz klar gegen Photoshop aus und zeigte dafür auf Instagram ihre alten Modelbilder, die alles andere als die Wahrheit abbilden.

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„Nase kürzer und schmaler, Haut glatter, Stirn höher, Gesicht schmaler, Augen katziger, Lippen größer, Hüften schmaler und Beine länger. Das wurde alles schon mittels eines Computerprogramms von irgendwelchen Leuten ohne Absprache mit mir an meinem Aussehen auf einem digitalen Bild verändert. Ich kannte damals, als ich als Model im Ausland war, kaum ein Model das trotz #prettyprivilege (also dem gesellschaftlichen Vorteil gut auszusehen) keine Komplexe bzgl. ihres Aussehens hatte“, schrieb sie dort.

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Auch im Interview mit dem Berliner KURIER beim Bunte New Faces Award Style im Rahmen der Berliner Fashion Week macht Marie Nasemann deutlich, dass Diversität sowohl in der Mode- als auch in der Werbebranche scheinbar noch immer hauptsächlich der Quote dient.

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Marie Nasemann wünscht sich mehr Realität in der Elternschaft

Berliner KURIER: Marie, du und dein Mann Sebastian Tigges habt nach „Drei ist ’ne Party“ und „Vier ist ’ne Fete“ einen neuen Podcast namens „Family Feelings“. Gibt es wirklich so viel über Familienthemen zu besprechen?

Marie Nasemann: Ich bin immer erstaunt. Manchmal denke ich, jetzt haben wir keine Themen mehr, aber es fallen uns tatsächlich immer wieder neue ein, weil sich ja auch bei den Kindern viel tut. Und auch gesellschaftlich verändert sich immer viel.

Worüber genau sprecht ihr in „Family Feelings“?

Wir sprechen über gesellschaftliche Themen wie Gleichberechtigung, Feminismus und Body Positivity, aber in erster Linie über Beziehungen und ehrliche Elternschaft. Ich finde, es gibt zu wenige, die darüber sprechen. Auf Instagram ist alles eine heile Welt. Wir bringen da ein bisschen mehr Realität rein.

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Zusammen mit ihrem Mann Sebastian Tigges spricht Marie Nasemann in einem neuen Podcast über Familien- und Gesellschaftsthemen.
Zusammen mit ihrem Mann Sebastian Tigges spricht Marie Nasemann in einem neuen Podcast über Familien- und Gesellschaftsthemen.F. Kern/Future Image/imago

„Ich habe keine Lust mehr auf Size Zero“

Dazu zählt auch das Thema Photoshop. Du bist mittlerweile ganz klar dagegen. Warum?

Weil ich finde, dass es nach wie vor zu viele bearbeitete Bilder gerade von Frauen im Netz, aber auch auf Werbeplakaten gibt. Frauen werden nicht so gezeigt, wie sie wirklich aussehen. Ich wünsche mir mehr Diversität in der Mode-, aber auch in der Werbebranche. Ich möchte normale Frauen sehen, ich möchte normale Körper sehen, ich habe keine Lust mehr auf Size Zero und 20-jährige Mädchen, die perfekte Haut haben. Das finde ich alles nicht mehr spannend. Deswegen fand ich es ganz lustig, mal meine alten bearbeiteten Modelbilder rauszuholen und sie den Leuten zu zeigen. Ich bin ja quasi normschön, so sagt man, und trotzdem wurden meine Bilder bearbeitet. Meine Beine wurden noch länger gemacht, mein Gesicht noch schmaler. Da sieht man mal, wie absurd das ist. Dass selbst Models irgendwann Komplexe haben und denken: „Ich bin noch nicht genug.“

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Ex-GNTM-Kandidatin Dascha lief in diesem Jahr gleich mehrfach auf der Fashion Week in Berlin – doch sie schien dort das einzige Curvy-Model zu sein.
Ex-GNTM-Kandidatin Dascha lief in diesem Jahr gleich mehrfach auf der Fashion Week in Berlin – doch sie schien dort das einzige Curvy-Model zu sein.F. Kern/Future Image/imago

Auf den Laufstegen bei der Fashion Week herrscht zumindest ein wenig Diversität. Zwischen den klassischen Models befinden sich auch immer mal wieder sogenannte Best Ager und Curvy-Models. Ist das deiner Meinung nach genug?

Ich finde, wir sind noch längst nicht so weit, wie wir sein sollten. Es reicht mir nicht, dass irgendein Designer bei der Fashion Week 19 richtig dünne Models und ein Plus-Size-Model über den Laufsteg schickt. Da denke ich mir: „Nee, das ist nicht Diversität.“ Ich möchte einfach normale Frauenkörper und alle Größen sehen und will nicht, dass das nur für die Quote gemacht wird.

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