ARD zeigt Biopic
„Lindenberg! Mach dein Ding“: Auch ein Panik-Rocker fängt mal klein an
Am Montagabend kommt das Biopic über Udo Lindenberg in der ARD.

Dass heute die deutsche Sprache auch in Rock und Pop und nicht nur in der Schlagerwelt ziemlich selbstverständlich ist, liegt auch an Musikern wie Udo Lindenberg. Seine Songs wie „Andrea Doria“, „Cello“, „Daumen im Wind“ und „Durch die schweren Zeiten“ bereiteten den Boden für den Boom der deutschsprachigen Hits. Dass Lindenbergs Absicht, in seiner Muttersprache zu singen, zu Beginn seiner Karriere aber kaum auf Gegenliebe stieß – Deutsch galt als Sprache der Täter, der Nazis –, auch davon berichtet Hermine Huntgeburth in ihrer bewegenden Rockbiografie „Lindenberg! Mach dein Ding“. Der Film läuft am Montag um 20.15 Uhr im Ersten.
Lindernberg-Film ist prominent besetzt
Für diese ziemlich prominent besetzte Entstehungsgeschichte eines deutschen Rock-Mythos gewann die Regisseurin 2020 Jan Bülow für die Hauptrolle sowie Charly Hübner, Detlev Buck, Julia Jentsch, Max von der Groeben und Ruby O. Fee. Regisseurin Huntgeburth („Die weiße Massai“) konzentriert sich in 135 Minuten auf Lindenbergs westfälische Herkunft, erste Auftritte, Rückschläge und erste Hits.
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„Es ist ganz wichtig, dass du eine Sache ganz schnell kapierst“, bläut Udos Vater ihm in diesem Film ein, „wir Lindenbergs werden Klempner und sonst nichts!“ Zu seinem Geburtstag aber, wir schreiben die frühen 50er-Jahre und befinden uns in der westdeutschen Provinz, bekommt der kleine Udo dann doch von eben diesem viel zu häufig besoffenen und nicht immer sonderlich einfühlsamen Vater ein goldenes Schlagzeug. Darauf übt Udo fortan fleißig.
Film zeigt, wie Lindenberg zu Lindenberg wurde
Regisseurin Huntgeburth findet hübsche, wunderbar ausgestattete Bilder für Udos Schwärmerei für eine ältere Turmspringerin und für den erdrückenden und doch anheimelnden Alltag in Gronau, Westfalen. Sie zeigt uns, wie schnell Lindenberg eine Kellnerlehre an den Nagel hängt, erzählt von missratenen Auftritten vor US-Truppen in Libyen, nimmt uns schließlich mit nach Hamburg, St. Pauli, wo die Karriere des Udo Lindenberg mehr schleppend denn flott in die Gänge kommt.

Immer wieder geht es um die deutsche Sprache, die nicht popkompatibel sei und zudem die Sprache der Täter. Hin- und hergerissen zwischen Selbstzweifeln und Größenwahn („Ich bin Udo, das nächste große Ding!“) gerät er schließlich an einen, leicht überzeichneten, Plattenmanager (Buck). Die erste Single erscheint, noch auf Englisch.
Lindenberg-Film spart die Gegenwart aus
Erfrischend an diesem Film, ja ein wenig unerwartet, ist, dass er uns nicht den Udo der Jetztzeit präsentiert, den ewig coolen, den ewig vor sich hinnuschelnden, den so unendlich sympathischen wie nie ganz durchschaubaren Udo. Dieses Gesamtkunstwerk ist hinlänglich bekannt.
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Gut also, dass Regisseurin Huntgeburth so weit zurückblickt, uns einen noch gänzlich unfertigen, einen immer wieder unsicher, ja kindlich agierenden Künstler zeigt. Einen Künstler nicht nur, der sich immens schwer damit tut, sich von seinem dominanten Vater zu emanzipieren. Einen Künstler vielmehr, der durchaus bereit ist, fragwürdige Kompromisse einzugehen, und auch mal willens, Bekanntschaften zu instrumentalisieren, auszunutzen. Der aber, und das bringt Jan Bülow mit seinem verpeilt-traurigen, immer etwas verhangenen Hundeblick auch wunderbar zum Ausdruck, als angehender Rockstar trotz allem sein Herz stets am rechten Fleck trägt.