„Absolut geschmacklos“

Konsequenzen für RTL? Medienanstalt prüft perversen Flöten-Auftritt bei „Das Supertalent“

Der Auftritt der australischen Flötenspielerin Beatrice McQueef bei „Das Supertalent“ schockierte die Zuschauer. Drohen RTL deswegen Konsequenzen?

Teilen
Bruce Darnell, Anna Ermakova, Ekaterina Leonova und Dieter Bohlen (v.l.n.r.) als Jury von „Das Supertalent“.
Bruce Darnell, Anna Ermakova, Ekaterina Leonova und Dieter Bohlen (v.l.n.r.) als Jury von „Das Supertalent“.RTL/Stefan Gregorowius

Die erste Folge der neuen Staffel „Das Supertalent“ sorgte wegen einer ganz speziellen Szene für Entsetzen in Deutschland. Zwischenzeitlich drohte RTL sogar richtig Ärger deswegen.

Riesen-Aufreger bei „Das Supertalent“

Für den letzten Auftritt der Sendung von der australischen Flötenspielerin Beatrice McQueef mussten sogar alle Zuschauer unter 18 Jahren aus dem Studio geschickt werden – aus Gründen des Jugendschutzes, wie es im Vorfeld hieß. „Ich habe meine eigene Art entwickelt, Flöte zu spielen – soweit ich weiß, spielt sie keiner so“, sagte McQueef vor ihrem Auftritt. Sie benötige dafür „ihren ganzen Körper“.

Dann passierte das, was den ganzen Saal sprachlos machte und vor allem Juror Bruce Darnell (66) schockiert zurückließ: Auf der Bühne zog McQueef zuerst ihren Rock aus, setzte sich dann breitbeinig auf zwei Stühle und führte sich die Flöte in ihre Vagina ein! „Ich kann von hier bis zu den Mandeln gucken“, stellte Moderator Jens „Knossi“ Knossalla fest. Dann lehnte sich McQueef auf ihren Stühlen zurück und presste scheinbar Luft aus ihrem Bauch durch die Flöte, um „Alle meine Entchen“ zu spielen. Beatrice McQueef schaffte es damit zwar nicht in die nächste Runde, die Aufmerksamkeit der deutschen Presse beanspruchte die Australierin aber am Tag nach der Ausstrahlung für sich.

Beatrice McQueef sorgte mit ihrem Auftritt bei „Das Supertalent“ für Entsetzen.
Beatrice McQueef sorgte mit ihrem Auftritt bei „Das Supertalent“ für Entsetzen.RTL

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt prüft den Auftritt bei RTL

Somit hat RTL wohl das bekommen, was mit diesem fragwürdigen Auftritt beabsichtigt war. Und trotzdem drohte dem Sender Ärger. Die intimen Körperzonen wurden für die Ausstrahlung zwar unkenntlich gemacht, die Niedersächsische Landesmedienanstalt sah aber anscheinend trotzdem Bedarf, um zu handeln. Gegenüber T-Online bestätigte Professor Christian Krebs, Direktor des Instituts in Niedersachsen: „Ja, die Niedersächsische Landesmedienanstalt prüft diese Szene.“

Bedeutet, es wurde unter juristischen und medienwirkungsanalytischen Gesichtspunkten untersucht, ob Verstöße gegen die „Bestimmungen des Staatsvertrags über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien“ vorliegen. RTL wurde mit der Überprüfung konfrontiert und musste Rechenschaft ablegen. Nun gibt es ein Ergebnis.

Gegenüber dem Berliner KURIER teilte Natalia Müller von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt mit, dass kein Anfangsverdacht auf einen Verstoß gegen Bestimmungen des Jugendschutzes in Rundfunk und Telemedien vorliegt. Begründet wird die Entscheidung damit, dass es sich bei dem Auftritt weder um Pornografie noch um einen potenziell entwicklungsbeeinträchtigenden Medieninhalt für Zuschauer ab zwölf Jahren handelt.

Weiterhin wird erklärt: „Der Inhalt mag als irritierend empfunden werden, aber nicht in dem Maße, dass wir eine Entwicklungsbeeinträchtigung sehen würden. Auch die Gefahr einer Nachahmung sehen wir nicht. Die Person, die den Auftritt absolviert, ist keine (attraktive) Identifikationsfigur für Kinder und Jugendliche. Die Show hat nichts mit dem Alltag zu tun. In der mittlerweile fast allen Menschen bekannten TV-Show geht es vergleichbar wie im Zirkus um die Zurschaustellung von Kuriositäten und von Fähigkeiten, die eben nichts mit dem Alltag und den ‚normalen‘ Menschen zu tun haben. Das wird mit Sicherheit auch schon von Zuschauern ab 12 Jahren so rezipiert. Auch die Reaktion des Publikums ist dementsprechend (entsetzt, angewidert, teilweise amüsiert) und fördert keine Nachahmung.“

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt verstehe, „dass man den Auftritt als Geschmacklosigkeit sehen kann“, hat aber nicht die Aufgabe, „Geschmacksfragen zu sanktionieren“. Damit ist der Fall für die Medienanstalt abgeschlossen.

Die Zuschauer beschäftigt die Szene aber immer noch. Die Mehrzahl der Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigt, dass vielen solch ein „Talent“ zu weit geht.

„Tiefer kann das Niveau nicht mehr sinken.“

„In welcher Zeit leben wir eigentlich, dass so was im TV gezeigt wird, bei einer Familiensendung? Nur um die Zuschauerzahl in die Höhe zu treiben. Was kommt als Nächstes? So was ist total unangebracht.“

„RTL, geht es noch?! Habt ihr nunmehr jeglichen Anstand verloren und könnt nur noch Trash?“

„Absolut geschmacklos von euch, dass überhaupt zu zeigen!!! Es wurde zwar nach 22 Uhr gezeigt, aber so viele sitzen trotzdem mit ihren Kindern vorm Fernseher und schauen das. Da freut man sich auf das Supertalent und dann so was.“ ■