Hollywoodstar Keanu Reeves bei einem Film-Event in Los Angeles vergangenes Jahr. 
Hollywoodstar Keanu Reeves bei einem Film-Event in Los Angeles vergangenes Jahr.  Foto: imago images/Runway Manhattan

Es war einmal eine Kino-Komödie, in der zwei ziemlich verblödete Teenager auf Zeitreise gehen, um ihre Geschichtsprüfung bestehen zu können. Die Kritiken waren vernichtend, doch „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“ wurde zum Kultfilm und das Sprungbrett von Keanu Reeves als Weltstar. Ist es Nostalgie, dass der kultige Kassenmagnet („The Matrix“, „John Wick“) sich nach fast drei Jahrzehnten ein Dacapo des Klamauks antut? Der 55-Jährige winkt ab: „Ich mag Abwechslung. Und wenn man es sich richtig überlegt, passt meine Filmfigur Ted perfekt zu meinen anderen Rollen. Er ist ein Antiheld, der gegen das System kämpft!“

Berliner KURIER: Was steckt Ihrer Meinung nach hinter dem unerwarteten Langzeiterfolg von „Bill & Ted“?

Keanu Reeves: Die Story ist total einzigartig und Bill und Teds ehrliche Freundschaft und ihr unbezwingbarer Wille kommen einfach an! Das ist zeitlos.

Es ist der inzwischen dritte Teil ...

… und wir sind keine Teenager mehr. Bill und Ted sind verheiratet und haben selbst Kinder.

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Ist das Thema Kinder für Sie selbst abgeschlossen oder wäre das noch immer eine Möglichkeit?

Ich habe mal zusammen mit Anthony Quinn an einem Film gearbeitet. Es war „Dem Himmel so nah“. Quinn war 83 und gerade noch einmal Vater geworden. Möglich ist es also immer.

Was hat sich für Sie seit 1989 verändert?

Ich war jung und jetzt bin ich älter (lacht). Mit sehr viel mehr Lebenserfahrung, die einiges ändert.

Im Film sieht man sogar eine Opa-Version von Ted. Was haben Sie gedacht, als Sie sie sich so gealtert im Spiegel gesehen haben?

„Sieht aus wie mein Großvater.“ Es war sehr realistisch und ich denke, dass das später bei mir so aussehen könnte (lacht). Immerhin haben zwei supertalentierte Maskenbildner vier volle Stunden gebraucht, um mich so alt aussehen zu lassen. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.

Sind Sie happy, wie die Trilogie endet oder gibt es sogar noch die Chance für Teil 4?

Schwer zu sagen. Ich will eigentlich nicht über das Ende reden. Ich hatte einfach zu viel Spaß, den Part von Ted noch einmal zu spielen. Die Wiedervereinigung mit Bill war fantastisch!

Apropos, Sie feiern auch Wiedervereinigung mit Ihren Kollegen von „Matrix“.

Ja, wir drehen zur Zeit in Berlin, in den berühmten Babelsberger Studios. Ich habe noch nie vorher hier gedreht!

Wie ist Ihr Eindruck?

Ich bin begeistert! Die Leute hier, die Film Crew und alles drum herum ist fantastisch. Es ist echt großartig, in Berlin zu ein. Was für eine wundervolle Stadt mit wundervollen Menschen. Ich schätze mich total glücklich, hier sein zu können.

Klingt nicht so, als würden Sie Los Angeles vermissen!

Wenn überhaupt, vermisse ich mein Motorrad, um damit durch die Gegend zu brettern.

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Haben Sie bereits Lieblingsplätze in Berlin?

Ehrlicherweise hatte ich bislang noch keine Zeit zum Sightseeing. Ich arbeite einfach zu viel im Moment und komme kaum raus.

Wohin geht es, wenn Sie rauskommen?

Auf einen Motorrad-Trip mit Alex Winters (er spielt Bill). Den haben wir schon so lange geplant.

So manch einer würde gerade am liebsten der Gegenwart entfliehen. Wie sehen Sie die Lage in Amerika, insbesondere im Bezug auf die Demonstrationen gegen Polizeigewalt und für Gerechtigkeit?

Ich weiß, es ist der falsche Zeitpunkt, über so etwas zu schweigen. Aber es ist echt hart, die richtigen Worte zu finden für das, was gerade vorgeht. Meine große Hoffnung ist es natürlich, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten bekommen. Jeder hat das Recht, anerkannt zu werden, zu leben und zu lieben. Und all die Gewalt, die gerade hervorgerufen wird, ist auf keinen Fall im besten Interesse von uns allen.

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Im Film geht es viel um Musik. Wie wichtig ist die Ihnen privat?

Sehr. Ich spiele bis heute Bassgitarre und hatte bis Anfang der 2000er eine Band namens Dogstar. Wir haben uns im letzten Jahr wieder getroffen und zusammen eine Session gespielt. Vielleicht machen wir noch einmal eine Welttournee.

Wenn Sie per Zeitreise in der Vergangenheit ein Konzert besuchen könnten, welches wäre das?

Johann Sebastian Bach live. Ein Orgelkonzert in der Kirche! Da wäre ich gerne mit dabei gewesen.

Im Film müssen Bill und Ted ein Lied komponieren, das die Welt vereint. Welcher echte Song könnte das am ehesten sein?

„Give Peace a Chance”. Das ist eine ziemlich gute Botschaft!