Berliner Göre und eine Dame von Welt
Wunder gibt es immer wieder: Die Sängerin wird Montag schon 75.

Deutschland hat im Laufe der Jahre viele Schlagerstars und Sangessternchen hervorgebracht. Nur selten verlief die Karriere so erfolgreich wie bei der Berliner Göre, die heute ihren 75. Geburtstag feiert: Katja Ebstein. Das lange rote Haar ist ihr Markenzeichen: Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrem musikalischen Durchbruch hat Katja Ebstein noch immer ihre charakteristische Langhaarfrisur mit Pony – zuletzt zu sehen, als die Sängerin im Januar an der Trauerfeier für den ehemaligen Brandenburger SPD-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe teilnahm.
Das Leben in der Öffentlichkeit begann für Ebstein, als sie im Jahr 1970 beim Grand Prix d’Eurovision mit dem Ohrwurm „Wunder gibt es immer wieder“ den dritten Platz machte. Als „eine interessante Mischung einer Berliner Göre und einer Weltdame“ bezeichnete Peter Maffay die Künstlerin einmal. Ebstein wurde 1945 als Karin Witkiewicz nahe Breslau geboren. Kurz danach floh ihre Familie nach Berlin – hier lebte sie später im Stadtteil Reinickendorf in der Epensteinstraße, woraus die Sängerin ihren Künstlernamen ableitete.
Ebstein war mit Studentenführer Rudi Dutschke befreundet
Gedrängt wurde sie dazu von ihrer Plattenfirma, wie Ebstein einmal in einem Interview sagte: Sie hätte den Namen „nie ausgewechselt, wenn die Plattenfirma nicht gesagt hätte, das könne niemand aussprechen“. Schon vor ihrem Welterfolg führte Ebstein ein bewegtes Leben: In Berlin war sie mit dem Studentenführer Rudi Dutschke befreundet. Sie demonstrierte gegen Atomkraft, gegen den Vietnamkrieg, gegen den Mauerbau. 1972 unterstützte sie den SPD-Bundeskanzler Willy Brandt im Wahlkampf.

Viele ihrer Lieder wurden Schlagerklassiker, teilweise erschienen sie auch auf Japanisch, Spanisch oder Portugiesisch. Mehr als 30 Platten veröffentlichte Ebstein im Lauf ihrer langen Karriere. Sie machte Ausflüge in die Chansonmusik, in die Lyrik, die Popmusik. Die Sängerin versuchte sich zwischenzeitlich auch auf Theaterbühnen. 2004 gründete sie die Katja-Ebstein-Stiftung, die sich für Kinder einsetzt. Später verlieh der damalige Bundespräsident Horst Köhler ihr 2008 das Bundesverdienstkreuz. Wenn sie gefragt wird, wie sie trotz ihres stattlichen Alters so jung bleibe, antwortet sie gern mit Berliner Schnauze: „Dit kommt von der Birne“ und zeigt dann auf ihren Kopf mit der langen roten Mähne.