Jared Leto: „Ich bin nach meinen Rollen schon ziemlich ausgebrannt“
Der 49-Jährige spielte den „Joker“ und jetzt einen Massenmörder. Im Interview spricht er über seine Rollen, Auszeiten in der Natur und den Valentinstag.

In „Suicide Squad“ hat er schon seine Mords-Qualitäten bewiesen. Ende dieses Jahres treibt Jared Leto wieder als „Joker“ sein tödliches Unwesen – allerdings in einer Fernsehversion von „Suicide Squad“. Und was tut der 49-Jährige zwischendurch? Er spielt einen charmanten Dämon, dem die Polizei das Massenmörder-Handwerk legen will. Der Thriller „The Little Things“ läuft ab dem 29. Januar auf dem Streamingsender Sky. Wer hinter ihm her ist? Zwei weitere Oscar-Stars: Denzel Washington (66) und Rami Malek (39). Unerwartete Hintergrundinfo: Als man Jeto die Rolle anbot, winkte er zuerst ab.
Sie lehnten doch hoffentlich nicht aus Angst vor der Konkurrenz ab, oder?
Im Gegenteil. Mit großartigen Schauspielern vor der Kamera zu stehen, ist ein echtes Geschenk. Es puscht dich, noch mehr aus dir rauszuholen. Denzel und Rami haben mir die Möglichkeit gegeben, auch mal Fehler zu machen und ich bin ihnen sehr dankbar für ihren Respekt. Es war ein Projekt, das man nur einmal im Leben bekommt.

Warum dann das Zögern?
Ich hatte nicht wirklich Lust, einen Verdächtigen oder einen Bösewicht zu spielen. Doch dann hat mir der Regisseur grünes Licht gegeben, mich total zu verwandeln und mir eine richtige Herausforderung gegeben.
Stimmt, auf den ersten Blick erkennt man Sie nicht!
Ich habe im Film eine andere Augenfarbe, eine Naseprothese und falsche Zähne. Auch hat der Typ einen ganz speziellen Gang, den ich geübt habe. Und er wiegt mehr als ich.
Was man Ihnen jetzt nicht mehr ansieht.
Danke, ich habe ziemlich viele Extra-Mittagessen für die Rolle verputzt (lacht).
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Man kauft Ihnen diesen dämonischen Vibe eines Massenmörders ab.
Ich habe mir FBI-Verhöraufnahmen mit echten Serienkillern angehört. Ich habe teilweise den Sprachrhythmus übernommen. Es war faszinierend und anstrengend, hat sich aber gelohnt.
Sie sind dafür bekannt, mit Leib und Seele zu Ihren Filmfiguren zu werden. Wie werden Sie diese hinterher los und wieder ganz zu Jared?
Ich ziehe mich zur Schweige-Kur in die Natur zurück. Einfach mal eine Woche oder so kein Wort sagen, die Kommunikation zur Außenwelt abbrechen und die absolute Ruhe genießen. Das ist die einfachste Methode für mich, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Je älter ich werde, desto wichtiger wird mir das. Ich bin nach meinen Rollen schon ziemlich ausgebrannt, weil ich alles hineinstecke.
Als Sie nach Ihrer letzten Schweige-Kur im April zurück in die Zivilisation kamen, war plötzlich die Welt nicht mehr dieselbe.
Ja, es war verrückt letztes Frühjahr. Als ich in die Wildnis gegangen bin, gab es nur ein paar Fälle von Covid-19 in Amerika. Als ich nach ein paar Wochen wieder zurückkehrte, war Amerika im totalen Lockdown und die Welt war eine andere. Ich hatte ja mit niemandem kommuniziert und es hat mich ziemlich überrascht.
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Wenn Sie nicht vor der Kamera stehen, touren Sie zusammen mit ihrem älteren Bruder Shannen als Band-Duo „30 Seconds to Mars“. Was hat einen höheren Stellenwert in Ihrem Leben, Musik oder Schauspiel?
Ich brauche beides. Aber Musik ist mir schon sehr wichtig, besonders weil ich das mit meinem Bruder schon lange mache. Ich liebe es, mit ihm durch die Welt zu reisen. Als Musiker bekommt man viel mehr von den Orten und den Menschen mit. Man hat mehr Zeit zwischen den Auftritten, die Umgebung zu erkunden. Es ist was anderes, als wenn du in irgendeinem Land am Set bist. Da kommst du nicht wirklich mit den Einheimischen in Kontakt.
Wie sehr vermissen Sie es, live aufzutreten?
Ich hoffe, dass wir eher früher als später wieder unterwegs sein und spielen können! Durch die Welt zu reisen ist unglaublich stimulierend.
Hat sich Ihre Einstellung zu Amerika verändert, nachdem Sie andere Orte und Kulturen auf der Welt kennengelernt haben?
Eigentlich nicht. Ich habe mein Land schon immer als dieses riesige, wunderschöne, verrückte und herausfordernde Durcheinander gesehen. Amerika ist nicht perfekt, aber voll von Versprechen.
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Der Valentinstag naht und die Frauenwelt fragt sich, haben Sie was geplant?
Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich muss noch ein Geschenk besorgen … für meine Mutter. Es wäre schön, sie auch mal wiedersehen zu können. Ich bringe ihr immer Blumen zum Valentinstag.