Sebastian Rüger in der „ZDF Magazin Royale“-Persiflage „Nuhr im Zweiten“.
Sebastian Rüger in der „ZDF Magazin Royale“-Persiflage „Nuhr im Zweiten“. ZDF/Lennart Speer

Wer am Freitagabend das „ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann sehen wollte, dürfte gleich zweimal ins Staunen gekommen sein. Erst überzog die „heute show“ mit Oliver Welke um einige Minuten und sorgte für einen verspäteten Start – und dann begrüßte auch nicht Jan Böhmermann die TV-Zuschauer, sondern „Dieter Nuhr“? Naja, nicht ganz. Vielmehr handelte es sich um Kabarettist Sebastian Rüger, der eine starke Nuhr-Imitiation ablieferte und das Netz förmlich ausrasten ließ - in alle Richtungen.

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„ZDF Magazin Royale“ wird zu „Nuhr im Zweiten“

Denn das „ZDF Magazin Royale“ war in dieser Woche „Nuhr im Zweiten“, eine Parodie auf Dieter Nuhrs ARD-Kabarett-Show „Nuhr im Ersten“, in der der Haupt-Act, aber auch seine Gäste immer wieder nach unten treten, gegen Minderheiten austeilen und die Klimakrise klein reden. Die Böhmermann-Show packte das nun alles aufs Tablett. Einer der ersten Sätze von Nuhr-Imitator Sebastian Rüdiger setzte gleich das Thema: Die vornehmste Art der Satire ist doch, den Menschen den Spiegel vorhalten.

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Der ZDF-Moderator selbst war an diesem Abend allerdings kaum zu sehen. Er und seine Autoren wurden nur immer wieder im für das „ZDF Magazin Royale“ eigentlich viel zu alten Publikum eingeblendet, das sehr offensichtlich Teil der Inszenierung war und mit seinen Lachern für ein perfektes Nuhr-Abbild sorgen sollte. 

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Sophie Berger, Sebastian Rüger, Younes Al-Amayra, Harald Burmeister und Philipp Lind als Millie Probst, Dieter Nuhr, Öznur Özsoy, Jochen Heppmann und Falk MacAllister im Neo Magazin Royale. (Beide Aufzählungen von links.)
Sophie Berger, Sebastian Rüger, Younes Al-Amayra, Harald Burmeister und Philipp Lind als Millie Probst, Dieter Nuhr, Öznur Özsoy, Jochen Heppmann und Falk MacAllister im Neo Magazin Royale. (Beide Aufzählungen von links.) ZDF/Lennart Speer

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Auf der Bühne war das die Aufgabe von Sebastian Rüger, dessen Performance im Netz gut ankam. Von der verkniffenen, fast verschwörerischen Sprache, bis hin zum Feixen während der Auftritte seiner Gäste saßen vieles. Hinzu kamen die Gags, die so wohl auch aus der Feder des echten Dieter Nuhr hätten stammen können. Es ging um die Grünen, eine angebliche Verweichlichung, daneben gab es Seitenhiebe gegen Minderheiten und das Gendern. 

„ZDF Magazin Royale“ nimmt sich Luke Mockridge vor

Auch der „Nuhrs“ erster Gast war unschwer zu erkennen. Schauspieler Philipp Lind gab „Falk MacAllister“, der unschwer erkennbar eine Persiflage auf Luke Mockridge war, dem im Jahr 2021 in einem Spiegel-Artikel mehrere Frauen um die Comedienne Ines Anioli sexualisierte Übergriffe vorwarfen. Um diese tänzelte dann auch der Auftritt des Fake-Mockridge, begleitet von wirrem Herumgespringe, schnellen nicht nachvollziehbaren Themenwechseln und oft ohne Pointen. 

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Der nächste Gast wurde von „Dieter Nuhr“ wahlweise als „Öztürk Özkan“ oder „Özdemir Öztürk“ vorgestellt, „ein Ausländer, aber einer von uns“. Comedian Younes Al-Amayra vom Comedie-Kollektiv „Datteltäter“ mimte für das „ZDF Magazin Royale“ das migrantische Feigenblatt bei „Nuhr im Zweiten“. Erst versuchte er es noch mit Witzen, die an die Selbstironie des weißen Publikums appellierten, scheiterte aber. Erst als er Deutschland und Deutsche abfeierte gab es großen Applaus. 

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Anschließend kam ein Comedian, der „Jochen Heppmann“ (Werner Blohß) genannt wurde und schlicht an sein Midlife-Crisis-Programm noch eine vor allem von Parodie-Nuhr abgefeierte Tirade gegen die Grünen abgefeiert wurde. 

„ZDF Magazin Royale“ persifliert Lisa Eckhart

Zum Abschluss gab es dann noch den unausweichlichen Auftritt von Lisa Eckhart-Persiflage „Milli Probst“, die von der Wiener Schauspielerin Sophie Berger dargestellt wurde. Sie kokettierte wie auch die echte Eckhart mit einer vermeintlichen Cancep-Culture und damit, was man alles nicht mehr sagen dürfe, nur um es dann doch zu sagen. So machte „Milli Probst“ Judenwitze oder Witze über Frauen. Doch nicht nur Eckhart selbst wurde aufs Korn genommen, auch der Umgang der Origina-Nuhr-Macher mit ihr. So gab es nicht nur eine Kamera-Fahrt an den Beinen von Sophie Berger entlang. 

„ZDF Magazin Royale“ als „Nuhr im Zweiten“: Das sagen die Fans

Viele Fans des „ZDF Magazin Royale“ feierten die „Nuhr im Zweiten“-Ausgabe als wahren Geniestreich und forderten direkt den nächsten Grimmepreis für Jan Böhmermann und sein Team. Auf Twitter schrieb einer, die Show zeige, „was Nuhrs „Satire-Show“ tatsächlich ist: Ein aus Vorurteilen und platten Witzchen gekochter und mit Rassismus garnierter Sud, in welchem sich Nuhrs Publikum nur allzu gerne badet.“ Ein anderer schrieb: 30 Minuten reinste Folter! Jan Böhmermann knöpft sich Dieter Nuhr vor, ohne Kommentar, ohne Erbarmen, ohne Pointen, zusammenhängende Sätze oder kohärente Gedanken. Das Original als Konzentrat. Brillant gespielt und tapfer vom Saalpublikum ertragen.

Doch es gab auch kritische Stimmen, die der Show entgegenhielten, dass Satire nicht dazu da sei, sich über andere Satire-Sendungen lustig zu machen.

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Viele Stimmen kamen aber vor allem zu einem Schluss: „Es ist gruselig gut gemacht“, schrieb einer. Und ein anderer ergänzte: „Es könnte in der ARD das Original ersetzen und niemand würde es merken.“