Interview mit dem Komponisten

Oscar-Hoffnung für Deutschland – Volker Bertelmann: „Du befindest dich in einer Art Traum“

Der Komponist könnte am 2. März bei den Academy Awards zum zweiten Mal nach 2023 (für „Im Westen nichts Neues“) Hollywoods höchste Auszeichnung in den Händen halten.

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Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka gewann 2023 bereits den Oscar für die beste Filmmusik für „Im Westen nichts Neues“.
Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka gewann 2023 bereits den Oscar für die beste Filmmusik für „Im Westen nichts Neues“.Jordan Strauss/Invision/AP/dpa

„Es ist schon verrückt, wenn ich darüber nachdenke.“ Zum dritten Mal ist Volker Bertelmann bereits für einen Oscar für die „Beste Filmmusik“ nominiert und könnte am 2. März bei den Academy Awards zum zweiten Mal nach 2023 (für „Im Westen nichts Neues“) Hollywoods höchste Auszeichnung in den Händen halten. Für den Düsseldorfer, der als Solokünstler unter dem Künstlernamen Hauschka auftritt, fühlt sich sein „fast schon absurder“ Erfolg noch immer unwirklich an.

Volker Bertelmann: Ich bin als junger Filmkomponist mehrfach Menschen begegnet, die einen Oscar gewonnen hatten. Und für mich gab es noch nicht einmal den Gedanken daran, dass ich jemals auf deren Stufe stehen könnte. Ich fand diese Größen in meiner Branche unerreichbar.

Berliner KURIER: Und jetzt haben Sie bereits Ihre dritte Oscarnominierung nach 2017 und 2023 – wird das langsam Routine?

Das kann nie zur Routine werden, weil immer die Voraussetzungen anders sind. Das Einzige, was ich diesmal kenne, ist der Ablauf. Ich weiß jetzt schon vorher, wie kalt der Saal ist, wie viel man vorher essen sollte und was man anziehen muss. Man geht die Sache ein wenig professioneller an. Aber nichtsdestotrotz ist man sehr aufgeregt und jedes Mal neu überrascht, was dann wirklich passiert.

Ralph Fiennes (l.) als Cardinal Lawrence and Stanley Tucci als Cardinal Bellini in einer Szene des Films „Konklave“.
Ralph Fiennes (l.) als Cardinal Lawrence and Stanley Tucci als Cardinal Bellini in einer Szene des Films „Konklave“.Leonine Studios/ Focus Features/dpa

Wie kann man sich das vorstellen, bei den Academy Awards im Saal zu sitzen und nach dem „The Winner is …“ seinen eigenen Namen zu hören?

Du befindest dich in einer Art Traum. Man ist danach fremdgesteuert und muss irgendwie sehen, dass man nach vorne durchkommt und den Weg zur Bühne findet. Man geht dann im Kopf schon mal durch, bei wem man sich bedanken will und wen man auf keinen Fall vergessen darf.

Wem gebührt der größte Dank?

Eindeutig unserem Regisseur Edward Berger. Ohne seine tollen Filme würde ich ja nie da oben stehen.

Steckt bei Ihnen am Sonntag die Siegesrede in der Innentasche Ihres Smokings?

Nein. Ich habe bereits im Kopf, was ich so grundsätzlich sagen will. Es wäre kein gutes Gefühl, wenn du was vorbereitest und wirst am Ende gar nicht aufgerufen! Man hat nie eine Garantie, dass man gewinnt. Und allein eine Nominierung zu bekommen, ist ja eine unfassbar großartige Sache.

Ändert sich was, wenn man „Oscar-Gewinner“ vor seinem Namen stehen hat?

Aber natürlich, man wird ganz anders gesehen. Von der Außenwelt und auch von Hollywood. Plötzlich hast du dieses Prädikat und bekommst automatisch mehr Vertrauen in deine Arbeit, auch wenn du vorher genauso gut gearbeitet hast. Vorher stand halt immer die Frage im Raum „Kann der das überhaupt?“. Zudem bekommt man ja auch viel mehr Zugang, vor allem zu Leuten in Hollywood – weil man sich ja auch ständig bei den Award-Galas über den Weg läuft.

Unser Hollywood-Korrespondent Christian Thiele mit Oscar-Nominierten Volker Bertelmann
Unser Hollywood-Korrespondent Christian Thiele mit Oscar-Nominierten Volker BertelmannPrivat

Wer war der netteste Filmstar, den Sie bislang getroffen haben?

Da gibt es sehr viele. Aber der erste richtig große Star, mit dem ich mich ausführlich unterhalten habe, das war Nicole Kidman. Wir haben immer wieder im Backstage zusammengestanden und miteinander geredet. Sie war sehr, sehr nett – zugewandt und freundlich.

Am Sonntag ist es so weit und sie werden im Dolby-Theater von Hollywood sitzen. Spüren Sie schon das Kribbeln im Bauch?

(lacht) Es kribbelt schon die ganze Zeit. Das Schöne daran ist für mich zu erfahren, dass man an einem Film beteiligt ist, der unglaublich viel positive Resonanz erfährt. Und genau deshalb bin ich Filmkomponist geworden.