All-you-can-eat-Restaurants erfreuen sich seit Jahren einer großen Beliebtheit. So viel essen, wie man will, und das für einen meist geringen Festpreis – dieses Konzept geht auf. Doch was passiert eigentlich, wenn man ZU viel isst? Diese Erfahrung mussten jetzt der deutsche Künstler Sero und der australische Influencer J. Webby in Nürnberg machen. Die beiden wurden aus einem Restaurant in Nürnberg geschmissen und haben das Ganze für ein Video festgehalten. Das Video ging viral und löste einen regelrechten Eklat aus.
Zwei Wett-Esser in einem All-you-can-eat-Restaurant
Sero, der bürgerlich Sertac heißt und seine Karriere im Jahr 2010 als Musiker startete, ist mittlerweile hauptberuflich als Influencer und YouTuber tätig. In den Schlagzeilen landete Sero in der Vergangenheit überwiegend wegen Auseinandersetzungen mit anderen Künstlern. Als Bushido ihm seine Unterstützung bei einer Kampfgala anbot, lehnte Sero aus moralischen Gründen ab und distanzierte sich von dem Rapper. Mit Shirin David landete er im Clinch, weil sie ihm unterstellte, von einem ihrer Songs geklaut zu haben. Doch all das kann die Karriere von Sero mit Künstlernamen serodix nicht aufhalten, auf seinem YouTube-Kanal serotonin_shock unterhält er mittlerweile 211.000 Abonnenten. Auch international will der 28-jährige Nürnberger durchstarten, weshalb er seine Videos auf Englisch produziert.

Wahrscheinlich hat Sero auch schon geahnt, was an diesem Tag in Nürnberg passieren könnte. Zu Anfang des Videos lächelt er neben seinem Freund J. Webby in die Kamera und erklärt, warum er sich ausgerechnet dieses Sushi-Lokal für seinen Test ausgesucht hat. Vor ein paar Wochen war er dort schon einmal Gast und wurde nach wenigen Minuten von dem Restaurantbetreiber darauf hingewiesen, dass die Zeit für das All-you-can-eat-Buffet pro Person auf 45 Minuten begrenzt sei. Sero fühlte sich vorgeführt, weshalb er es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geduld des Restaurant-Chefs noch einmal auf die Probe zu stellen. Der Name des Restaurants wird nicht genannt, auch die Identität des Chefs wird nicht preisgegeben, von außen wird das Lokal verpixelt.
Für diese Aktion hat er sich den perfekten Partner ausgesucht: Den australischen Influencer J. Webby, der vor allem dafür bekannt ist, besonders große Mengen an Essen in möglichst kurzer Zeit zu verschlingen. Er hält bereits sechs Weltrekorde im Wettessen. Zusammen haben Sero und J. Webby in Italien den Rekord im Mozzarella-Essen gebrochen. Eine bessere Kombi, um einem All-you-can-eat-Restaurant in Nürnberg mal genauer auf den Zahn zu fühlen, gibt es also nicht.
Der Plan für den Restaurant-Besuch lautet wie folgt: So viele Sushi-Teller wie möglich in 45 Minuten essen. Sero und J. Webby haben natürlich großen Hunger, als sie das Restaurant betreten und sofort loslegen.

Lokal-Chef fordert Gäste auf, langsamer zu essen
Zunächst futtern Sero und J. Webby ungestört ein Sushi-Röllchen nach dem anderen und stapeln jede Menge Teller vor sich. Doch irgendwann guckt der Restaurant-Betreiber bereits etwas kritisch, weist die beiden Sushi-Fans aber zunächst nur daraufhin, nicht andere Leute im Restaurant zu filmen. Und: Schon wieder macht der Restaurant-Chef nach gerade einmal zehn Minuten die Bemerkung, dass seine hungrigen Gäste lediglich 45 Minuten Zeit haben und fügt dann noch hinzu: „Esst langsam, okay?“ Nicht gerade gastfreundlich.
Irgendwann wird es dem Restaurant-Chef offenbar zu bunt und er merkt, welch großen Appetit seine Gäste wirklich haben. Plötzlich bekommen Sero und J. Webby eine Ansage von dem Chef: „Nächstes Mal kommt ihr nicht mehr hierher, okay?“ Sero reagiert überrascht: „Wir sollen das nächste Mal nicht mehr hierherkommen? Ich war hier immer gerne Kunde. Aber warum? Warum sollen wir nicht mehr kommen?“ Der Restaurant-Chef will keine richtige Antwort geben: „Frag nicht, warum!“ Sero und J. Webby nehmen es zunächst mit Humor und essen fleißig weiter. Doch irgendwann wird das Sushi-Laufband immer leerer und die Stimmung immer ungemütlicher.
Das Ergebnis: Zusammen 110 Teller. Das übertrifft natürlich bei weitem das, was ein Gast sonst verspeist. Natürlich darf so etwas nicht zu oft vorkommen, damit ein Restaurant mit dem All-you-can-eat-Konzept überhaupt etwas daran verdient. Sicherlich haben die beiden Influencer auch bewusst provozieren wollen, als sie sich das Restaurant für ihre Aktion ausgesucht haben, das gibt Sero gleich zu Anfang zu. Aber so behandelt zu werden, nur weil man nach Meinung des Restaurants zu viel isst, ist ein No-Go, findet Sero.
Der Internet-Star vermutet, dass er von dem Chef auf Vietnamesisch beleidigt wurde, beweisen kann er das aber nicht. Fünf Minuten, bevor die 45 Minuten abgelaufen sind, schmeißt der Restaurant-Chef die beiden plötzlich raus, aufessen dürfen sie nicht. „Ich habe immer wieder versucht, die Stimmung etwas runterzufahren, aber ich muss leider ehrlich sagen, ich habe mich schlecht und auch ausgegrenzt gefühlt,“ sagt Sero im Gespräch mit dem Berliner KURIER. „Er hat zwischendurch immer wieder subtile Bemerkungen gemacht, wir sollten nicht Englisch sprechen. Dann folgte der Satz: ‚Wir wollen solche Leute wie euch hier nicht.‘ Als ich ihn dann angeguckt habe, hat er schnell weggesehen. Auf meine Fragen, warum er uns genau rauswirft, hat er nicht mehr geantwortet, sondern mich ignoriert.“ Sero glaubt, dass sich diese Bemerkung des Restaurant-Chefs darauf bezog, dass er und sein Freund englisch gesprochen haben. Es ist nur ein Gefühl, das Sero hat. Beweisen, dass es bei der Aussage wirklich um den ethnischen Hintergrund der beiden Männer ging, lässt sich der Verdacht nicht.
Trotzdem ist Sero berechtigt sauer: „Es kann doch nicht sein. Man geht dort hin, freut sich, möchte in Ruhe essen und denkt erstmal gar nicht darüber nach, wie viele Teller man isst und dann lauert der Chef schon hinter einem und weist daraufhin, dass man langsamer essen sollte. Da denke ich mir, vielleicht sollte er die Preise erhöhen oder das Konzept ändern. Nur, weil wir mehr essen können als andere, werden wir rausgeworfen? Wenn jemand nur zwei Teller schafft, bekommt er ja auch nicht einen Teil des Preises zurück. Am Ende lache ich darüber. Ich finde es aber gleichzeitig traurig, dass so etwas passiert.“
Auch andere Medien, wie die Nürnberger Nachrichten berichteten bereits über den Fall und baten das Restaurant um eine Stellungnahme. Sich zu der Situation äußern wollte sich der Restaurant-Chef aber nicht.
Restaurant-Rauswurf wegen 110 Tellern Sushi
Sero erklärt: „Ich bin kein Mensch, der willkürlich irgendwelchen Leuten Schaden zufügen will. Aber er hatte es schon ein bisschen verdient, auf die Finger zu kriegen, das muss ich leider ehrlich sagen. Hätte er besonnen reagiert und uns einfach essen lassen, wäre dieses Video niemals veröffentlicht worden. Aber ich habe schon vermutet, dass so etwas in die Richtung passiert. Ich war ja schon vorher dort einmal privat essen, nach 13 Minuten kam er auf jemanden von uns zu und meinte, wir hätten nur 45 Minuten. Ich war dort Jahre lang zu Gast, aber ab dem Moment habe ich mich nicht mehr erwünscht gefühlt. Dass es so gelaufen ist, hat mir dann doch die Sprache verschlagen. Das wühlt mich auch immer noch auf. Man bietet etwas an, und dann kommen ausnahmsweise zwei Gäste, die so viel essen, das wird ja nicht oft passieren. Diese 100 Teller, die wir da gegessen haben, werden ihn nicht arm machen. Uns dann Hausverbot zu erteilen und nicht mal zu erklären, warum, ist echt dreist. Am Ende wollte ich ihm sogar noch Trinkgeld geben, aber das hat er verweigert.“
Sero und J. Webby haben sich nicht daneben benommen oder sind ausfallend geworden, zumindest ist das in keinem Moment in dem Video zu erkennen. Sie lachen lediglich, als sie merken, dass sie gehen soll. Zu hören sind auch andere Gäste, die das Ganze anscheinend beobachtet haben und ihren Spaß an der Situation haben.
Aber: Sero und J. Webby blieben stets freundlich und haben die Regeln eingehalten. Der Restaurant-Chef hätte die Sache besser zähneknirschend hinnehmen und Sero vielleicht beim nächsten Mal den Zutritt am Restaurant verweigern können. Schließlich hat er das Hausrecht und kann davon Gebrauch machen. Zwei Gäste aber fünf Minuten vorher rauszuschmeißen, einfach nur aus dem Grund, weil sie das All-you-can-eat-Buffet in vollem Umfang ausgenutzt haben, ist alles andere als angebracht und wirft ein schlechtes Licht auf das Restaurant.
Immerhin, Sero geht mit seinem Video durch die Decke, es hat bereits über 212.000 Aufrufe, in den Kommentaren wird heiß diskutiert. Sero und sein Kumpel J. Webby lassen sich von der Erfahrung jedenfalls nicht den Appetit nehmen, sie gehen zusammen auf Europatour und kooperieren dafür mit dem Pizza Franchise L’Osteria Deutschland und der Sandwich-Kette Subway Deutschland. Auch dort werden die beiden Vielesser wieder zeigen, was sie alles verschlingen können – einen erneuten Rauswurf müssen die beiden dort aber zum Glück nicht befürchten. ■