Nach dem TV-Skandal

„Indiskutabel“: Ruth Moschner kritisiert Heino-Auftritt bei Sat.1

Heino sprach sich bei Sat.1 gegen das Gendern aus, betonte aber auch, Ausdrücke wie „Zigeuner“ weiter sagen zu wollen. Das geht Ruth Moschner zu weit.

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Ruth Moschner kritisiert Heinos Auftritt im „Sat.1. Frühstücksfernsehen“.
Ruth Moschner kritisiert Heinos Auftritt im „Sat.1. Frühstücksfernsehen“.T. Schröer/Future Image/imago

„Endlich spricht einer mal das aus, was so viele denken“ – ein Kommentar, den man in diesen Tagen häufiger unter Instagram-Beiträgen von Heino oder Sat.1 lesen kann. Die meisten dieser User scheinen sich nach dem Aufritt von Heino im „Sat.1. Frühstücksfernsehen“ nur auf das Thema Gendern zu stürzen und vergessen dabei, dass der Schlagersänger mit seiner umstrittenen Aussage auch die Gefühle von Betroffenen der ethnischen Gruppen, die sich durch den Ausdruck „Zigeuner“ diskriminiert fühlen, vollkommen ignoriert.

Dieser Aspekt wird von vielen Usern, die sich gerade darüber echauffieren, dass man in Deutschland nicht mehr seine Meinung sagen darf, scheinbar vollkommen ausgeblendet. Da muss erst eine Moderatorin wie Ruth Moschner kommen und darauf aufmerksam machen, damit sich nicht weiterhin zu sehr aufs Gendern versteift wird.

Heino spaltet mit Statement bei Sat.1 die User

Die Meinungen darüber, ob diese polarisierende Aussage im „Sat.1. Frühstücksfernsehen“ angebracht war oder nicht, gehen stark auseinander. „Leute, die so etwas wollen, denen hat man ins Gehirn geschissen. So wie wir im Rheinland sagen würden. Ich stehe da gar nicht zu. Ich werde weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werde weiter ‚Lustig ist das Zigeunerleben‘ singen. Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut. Das habe ich in den Sechzigerjahren, in der Blütezeit des Beats, wieder populär gemacht. Und das soll auch so bleiben, wie es ist“, so lautete Heinos Antwort auf die Frage von Moderator Matthias Killing, wie er zum Gendern stehe.

Viele Zuschauer beschwerten sich in den Kommentaren, sodass Sat.1 einen zuvor geposteten Beitrag über Heino wieder löschte. Dies löste aber erst recht einen Sturm der Entrüstung aus, weil viele User sich bzw. die Gesellschaft bevormundet fühlten. Es sei ja schließlich die Mehrheit in Deutschland dagegen, dass man gendert. Dass Heino mit seiner Einstellung, bestimmte Begriffe weiterhin zu verwenden, durch die sich Roma, Sinti und Jenische verletzt fühlen, weil ihre Angehörigen im Nationalsozialismus verfolgt, unterdrückt und ermordet wurden – scheinbar egal.

Heino sorgte mit seiner Aussage bei Sat.1 für mächtig Aufsehen.
Heino sorgte mit seiner Aussage bei Sat.1 für mächtig Aufsehen.A. Bugge/Future Image/imago

Das sagt Ruth Moschner zum Heino-Skandal

Ruth Moschner macht in einem Statement gegenüber T-Online genau darauf aufmerksam. Sie bezeichnet Heino ebenfalls als deutsches Kulturgut und schätzt seine außergewöhnliche Stimme, jedoch findet sie: „Gerade deshalb finde ich es sehr enttäuschend, dass er darauf besteht, weiterhin rassistische Formulierungen zu verwenden. Die strikte Verweigerung und das Bashing derer, die eine Weiterentwicklung wünschen, dient keiner Debatte. Das ist schlicht albern.“

Mit der „heutigen Kenntnis so weiterzumachen“ und dadurch „absichtlich Menschen zu verletzen“, empfindet Ruth als „indiskutabel“. Sie appelliert an die Menschen und auch an Heino, über das Thema „bitte immer im Sinne der Menschlichkeit und nicht aus dem Ego heraus“ zu debattieren. „Natürlich sind Kunstschaffende in ihrem Wirken frei, ich hatte Heino aber immer so eingeschätzt, dass er Menschen Freude bereiten möchte und keinen Schmerz. Da habe ich mich wohl geirrt. Wer heute fragt: ‚Was darf man denn überhaupt noch sagen?‘, hat meiner Ansicht nach den Anschluss verloren.“