„Ich musste Elvis und die Beatles entlassen“
Bernhard Kurz ist der Macher von „Stars in Concert“. Im KURIER spricht er über die Folgen der Corona-Krise.

Restaurants dürfen bald wieder öffnen, Attraktionen ebenfalls, der Einzelhandel läuft bereits auf Hochtouren – nur in Berlins Theatern sieht es bisher ziemlich mau aus. Verheerend, vor allem für private Bühnen. Hart trifft die Corona-Krise auch das Neuköllner Estrel mit der Star-Double-Shows „Stars in Concert“. Produzent Bernhard Kurz erklärt im KURIER, dass er Elvis und die Beatles entlassen musste.
Sie ziehen alljährlich Hunderttausende Besucher an, nicht nur am festen Standort in Neukölln, sondern auch im Rahmen von diversen Tournee-Produktionen: die Shows von „Stars in Concert“. Doch dort, wo eigentlich Marilyn Monroe, die Blues Brothers und Michael Jackson auf der Bühne stehen, ist es nun „trostlos“, sagt Show-Produzent Kurz.
Das Haus ist leer, die Bühne verlassen, schon seit Beginn der Corona-Zeit. „Das ist für uns die Höchststrafe“, sagt er. „Am schlimmsten waren die Tage, bevor es zum kompletten Shutdown kam. Erst ging es ewig hin und her, keine endgültige Entscheidung wurde getroffen. Und dann, ganz plötzlich, wussten wir: Jetzt wird es erstmal zappenduster.“
Die Folgen: Alle Shows in Neukölln brechen weg, auch zahlreiche Tourproduktionen im deutschsprachigen Raum, in Skandinavien, Belgien, Holland. „In diesem Jahr waren etwa 200 Auftritte unserer Beatles-Show geplant – 14 konnten wir spielen, dann mussten wir schließen“, sagt Kurz.
Er spricht von Einbußen zwischen 800.000 und einer Million Euro. „Und bisher fühlte sich niemand zuständig. Viele Mitarbeiter und Künstler haben Anspruch auf Soforthilfe – aber die Firma, die die Showproduktionen erstellt und dafür das finanzielle Risiko trägt, fiel bisher durch das Raster.“
Schwer trifft es auch die Künstler. „Über 80 mussten wir vorerst entlassen, darunter die Beatles und Elvis“, sagt Kurz. „Und viele Leute, die an den jeweiligen Shows beteiligt sind.“ Besonders hart: Die Star-Doubles zahlen in Deutschland Steuern und sind bei der Künstlersozialkasse gemeldet, haben aber laut Kurz keinen Anspruch auf Soforthilfe. „Die gucken in die Röhre, weil sie aus Amerika, Neuseeland oder England kommen und hier nicht sesshaft sind.“

Glück im Unglück: Zu Beginn der Krise schafften es alle noch, in die jeweilige Heimat zu kommen. Nicht ohne weiteren finanziellen Aufwand für die Produktionsfirma. „Wir mussten 40 Flüge umbuchen, die Reisekosten lagen bei knapp 50.000 Euro.“
Kurz hofft, dass im August wieder gespielt werden kann. Hinter den Kulissen wird bereits die Zeit danach geplant. „Wir haben auch kein Problem mit Desinfektion, würden Tische aus dem Saal entfernen, damit die Besucher nicht so eng sitzen.“ Wütend sei er, dass die Theater im Sommer noch geschlossen bleiben sollen. „Die staatlichen Häuser sind da sowieso in der Pause, aber wir spielen durch, weil der Sommer touristisch die wichtigste Zeit ist. Ich habe in 35 Jahren Showgeschäft keinen Euro vom Staat bekommen. Jetzt bräuchten wir Hilfe – und stehen trotzdem alleine da.“ Was die Touren betrifft, ist vorerst alles abgesagt. „Wir setzen jetzt auf das Jahr 2021.“
Inzwischen gibt es einen Lichtblick auch für private Bühnen: Der Senat unterstützt die Kultur mit einem neuen Hilfsprogramm. Kleine und mittlere Unternehmen, die kaum staatliche Förderung und bislang keine anderen Corona-Hilfen erhalten haben, können jetzt bei der Investitionsbank Berlin Zuschüsse von bis zu 25.000 Euro beantragen. Für Einbußen wie die von „Stars in Concert“ ist es dennoch ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wie und ob es damit weitergeht, kann auch Kurz noch nicht sagen. Er kann nur hoffen, dass die Shows wieder zurück auf die Bühne kommen. Sein Lebensplan sah vor Corona eigentlich ganz anders aus. Denn Produzent Kurz ist 69 Jahre alt, wollte sich mit 70 so langsam aus dem Showgeschäft zurückziehen. „Aber so, wie es jetzt ist, will und kann ich nicht aufhören“, sagt er.