Der „Tutti Frutti“-Onkel wird 70
Er revolutionierte die deutsche Fernsehunterhaltung und heißt eigentlich Egon Hugo

Köln Hugo Egon Balder bekommt schon Rente, auch wenn er nicht wusste, wie man sie beantragt. Ein Ziel war das für ihn sowieso nie, sagt er. Jetzt, am 22. März, feiert der Moderator seinen 70. Geburtstag.
„Auf Kommando fröhlich, das ist nix für mich.“ Das ist ein bemerkenswerter Satz, denn ein Großteil von Balders Karriere bestand darin, Leuten auf Knopfdruck gute Laune zu bereiten – bei Fernsehshows wie „Alles Nichts Oder?!“, „Genial daneben“ oder auch „Tutti Frutti“. Er ist immer noch sehr beschäftigt, er spielt Theater, in der Regel vor ausverkauftem Haus, was er auch „auf das beschissene Fernsehprogramm“ zurückführt. „Ich hatte mir lange vorgenommen, wieder mehr Theater zu spielen. Das kann ich auch noch machen, wenn ich 80 bin. Fernsehen werde ich in diesem Alter vielleicht nicht mehr machen“, sagt er. Zugleich zeichnet er aber auch ständig weiter Fernsehen auf, nun sogar ein tägliches Quiz („Genial daneben“).
Der geborene Berliner ist Moderator, Schauspieler, Musiker, Mitbesitzer einer Kneipe in Hamburg. Zudem hat er fünfmal geheiratet und in den 70ern Schlager parodiert, als man Schlager noch für eine hochernste Angelegenheit hielt. Den Text von „Elvira, hol’ dein Strumpfband ab“ deklamiert er gerne: „Elvira, hol’ dein Strumpfband ab, ich schlaf nicht mehr mit dir. Und nimm auch deine Mutter mit, was soll die denn bei mir?“ 1988 startete auf dem damals jungen Sender RTL „Alles Nichts Oder?!“, ein anarchischer Quatsch, bei dem Torten flogen und Balder sich mit seiner Kollegin Hella von Sinnen (61) durchgehend anzickte („Sie magersüchtiges Frettchen“, „Sie fette Schnecke“).

Danach übernahm er eine Show, bei der Kandidaten darum spielten, dass sich junge Frauen aus einem Ballett auszogen. „Tutti Frutti“ (1990 bis 1992) prägte Balders Ruf nachhaltig – er war plötzlich der „Titten-Balder“ und der „Herr der Möpse“. Seine beste Idee war eine Show, die in den Nullerjahren startete: „Genial daneben“. Komiker rätseln über abseitige und kuriose Fragen. So einfach, so genial.

Eine gute „Genial daneben“-Frage wäre übrigens, wie Balders richtiger Vorname lautet. Antwort: Nicht Hugo Egon, sondern Egon Hugo. Egon hieß auch sein Vater, ein Textilkaufmann. Seine Mutter hieß Gerda, eine Jüdin, die das KZ Theresienstadt überlebte. Warum seine Vornamen umgedreht wurden? Das entschied einst eine Plattenfirma, die es so besser fand. „Wenn mich heute einer Egon ruft, muss er mich sehr lange kennen“, sagt Balder. „Mir war das damals völlig wurscht.“